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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ihres Zepters zum Himmel; wenig später erhob sich ein Nordwind und blies ungewöhnlich kräftig.
    Noch nie zuvor war der Kapitän mit dem Boot so schnell gesegelt. Mit einem Mindestmaß an Anstrengung erreichten seine Leute erstaunliche Leistungen.
    »Wir fahren die ganze Nacht durch«, verkündete Isis.
    »Das ist aber äußerst gefährlich!«
    »Das Mondlicht wird uns den Weg weisen.«
    Shab der Krumme kam aus seinem Versteck. Kein Mensch war zu sehen. Er wollte herausfinden, ob das ganze Gelände umstellt war oder ob es durchlässige Stellen gab. Hinter den letzten Kapellen begann eine Wüstenlandschaft. Noch vor kurzem hatte Bega auf diesem Weg die kleinen Stelen aus Abydos gebracht.
    Ohne seine angeborene Vorsicht hätte sich Shab
    wahrscheinlich überrumpeln lassen. Mit wenig Abstand voneinander gingen zwei Bogenschützen auf Wache. Ihrem Verhalten nach zu urteilen, gehörten sie zu einer kampfgewohnten Truppe.
    Der Krumme duckte sich und verschwand wieder.
    Vielleicht genossen ja nur bestimmte Stellen diese bevorzugte Behandlung. Nein, schließlich musste er es einsehen. Überall waren Soldaten. Auf dieser Seite war es vollkommen unmöglich, Abydos unbemerkt zu verlassen. Stets auf der Hut kehrte er in sein Versteck zurück. Da hörte er jemand kommen. Vorsichtig schob Shab einen Zweig zur Seite.
    »Komm rein, Bega.«
    Der Priester hatte Mühe, seinen großen Körper durch die niedrige Tür der kleinen Kapelle zu zwingen.
    »Die Truppen bewachen die Wüste, auf diesem Weg können wir nicht fliehen.«
    »Die Soldaten sind überall«, bestätigte Bega. »Sie haben Befehl, ohne Vorwarnung zu schießen.«
    »Das heißt, der Pharao glaubt, dass sich die Mörder von Iker noch in Abydos aufhalten! Irgendwie wird uns der Prophet aus dieser Falle befreien.«
    »Rühr dich hier nicht mehr weg, ich bringe dir zu essen.«
    »Und wenn ich mich unter die Zeitweiligen mischen würde?
    Iker kann mich ja nicht mehr erkennen.«
    »Die Sicherheitskräfte werden alle verhören. Dann hast du Schwierigkeiten zu erklären, was du hier machst. Man könnte dich verhaften. Bleib hier und warte auf neue Befehle.«

    Bega war zwar genauso unruhig wie Shab, aber die Aussicht auf den Sieg beruhigte ihn ein wenig. Das Verhalten des Königs war doch wirklich lächerlich? Indem er die Armee aufmarschieren ließ, konnte er Iker nicht wieder lebendig machen!
    Er setzte eine passende Miene auf und jammerte gemeinsam mit den anderen ständigen Priestern, die der Kahle zusammengerufen hatte. Von ihm erhofften sie sich klare Worte.
    »Welch schreckliches Unrecht!«, klagte Bega. »Falls dieser unglückliche Iker wirklich gestorben sein sollte, hat ihn der Tod genau in dem Augenblick weggerafft, als er sich am Höhepunkt seiner glänzenden Laufbahn befand. Wir alle haben ihn sehr zu schätzen gewusst, weil er äußerst achtungsvoll mit unserem Brauchtum umgegangen ist.«
    Begas Mitbrüder und Mitschwestern stimmten ihm zu. Nun erschien der Wächter des Grabes des Osiris, der besonders betroffen wirkte.
    »Du machst einen erschöpften Eindruck«, stellte Bega fest.
    »Solltest du nicht einen Arzt aufsuchen?«
    »Wozu denn?«
    »Was soll das heißen?«
    »Tut mir Leid, aber ich muss Stillschweigen bewahren.«
    »Das gilt doch nicht für uns!«
    »Doch, das gilt auch für uns. Befehl des Kahlen.«
    Da musste Bega innerlich lächeln. Der Greis versuchte also, die Verbreitung der schrecklichen Nachrichten zu verhindern, die den Bewohnern des Großen Landes all ihre Hoffnungen rauben würden, ehe sie ganz Ägypten erreichten.
    »Man munkelt, Iker sei ermordet worden«, sagte der Diener des ka.
    »Was redest du da für einen Unsinn!«, rief Bega. »Auf solche unsinnigen Gerüchte soll man gar nichts geben.«
    »Stimmt es denn auch nicht, dass ein Offizier erwürgt worden ist?«
    »Wenn, dann wahrscheinlich bei irgendeiner dummen Schlägerei.«
    »Und der Truppenaufmarsch, die Erweiterung der
    Sicherheitsmaßnahmen, die verstärkte Gebäudebewachung?
    Ganz offensichtlich droht uns eine schreckliche Gefahr!«
    Das Erscheinen des Kahlen beendete ihr Gespräch. Tiefe Falten durchzogen sein Gesicht, das erschreckend gealtert war; und zu der nüchternen Strenge, die man von ihm gewohnt war, gesellte sich eine tiefe Niedergeschlagenheit. Auch der Zuversichtlichste erkannte den Ernst der Lage.
    »Iker, der Königliche Sohn ist tot«, erklärte er. »Trotzdem setzen wir die Vorbereitungen für die Mysterienfeiern im Monat Khoiak fort.«
    »Ist er eines natürlich

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