Das Geheimnis der Götter
wie früher.
»Mein Vater begibt sich in große Gefahr, solltest du nicht besser ihm beistehen?«
»Er hat mir befohlen, dir zu helfen und dich zu beschützen. Der König ist von den besten Männern seiner Leibwache umgeben, die Sobek ausgebildet hat, und somit in Sicherheit.«
»Auch wenn seine Reise so bewegungslos scheint, ist sie doch äußerst gefährlich. Kehrt er nicht von der anderen Seite des Lebens zurück, um mit der versiegelten Schale seine Wiedergeburt zu feiern, sind wir verloren.«
»Sesostris kommt zurück.«
»Noch etwas Wasser?«, fragte Bina den Hauptmann der Soldaten, die rund um das Haus des Lebens in Abydos aufgestellt waren.
»Nein, danke, es geht schon noch.«
»Wann soll ich dir welches bringen?«
Ihre sinnliche Anmut stellte die Standhaftigkeit des Soldaten auf eine harte Probe. Er war nahe daran, seinen Posten zu verlassen und sich mit ihr ein verschwiegenes Plätzchen zu suchen.
»Sobald wie möglich. Also… zur vorgeschriebenen Zeit. Wir dürfen uns übrigens eigentlich mit niemand unterhalten.«
»Tag und Nacht sind hier so viele Männer. Ihr hütet wohl einen sagenhaften Schatz!«
»Wir führen nur die Befehle aus.«
»Heißt das, du weißt wirklich nichts?«
»Nein, rein gar nichts.«
Bina drückte dem Mann einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
»Mich wirst du doch wohl nicht anlügen! Vor allem wenn wir uns heute Abend nach dem Essen treffen…«
»Heute Abend ist Wachwechsel. Ich verlasse Abydos, ein anderer Soldat übernimmt meinen Posten. Und jetzt geh!«
Der Kahle und Nephthys waren erschienen – deshalb dieser plötzliche Wechsel im Tonfall.
Wie eine tüchtige Dienerin zog sich Bina unauffällig zurück. In größeren Abständen, um kein Misstrauen zu erregen, versuchte sie immer wieder herauszufinden, was sich in diesem Gebäude tat, das der alte Ritualist und die verdammte Verführerin mehrmals am Tag betraten. Aber vergeblich, sie stieß auf eine Mauer des Schweigens.
Niemand, nicht einmal ein anderer ständiger Priester, konnte der Dienerin des Propheten auch nur den kleinsten Hinweis geben.
Bewaffnete Soldaten mitten im Reich von Osiris! Dieser traurige Anblick konnte einen entsetzen, aber waren nicht auch erst kürzlich zwei Morde geschehen? Eine einfache Erklärung machte die Runde: Die heiligen Archive mussten bewacht und beschützt werden, und dafür griff der Kahle nach dem äußersten Mittel.
Damit gab sich Bina aber nicht zufrieden. Vielleicht befragten der greise Mann und Nephthys alte Zauberbücher auf der Suche nach magischen Sprüchen, die Abydos beschützen und vor neuen Verbrechen bewahren sollten? Vielleicht schrieben sie auch Beschwörungen auf Papyrus. Wozu dann aber die vielen Soldaten?
Verärgert machte sie sich auf den Weg zu ihrem Herrn. Leider gab es nichts Neues, was sie ihm hätte berichten können.
Bega goss weiter frisches Wasser als flüssige Gabe auf die Opfertische und erledigte seine Aufgabe als Speisenverteiler gewissenhaft, ohne seinen Zorn zu zeigen. Dabei kochte er innerlich vor Wut.
Behandelte ihn der Kahle nicht noch immer abschätzig? Dass dieser alte Sturschädel nichts von den Zeitweiligen hielt, mochte ja noch angehen. Aber dass er ihm, einem erfahrenen ständigen Priester den Zugang zum Haus des Lebens verweigerte und ihm dazu auch keine Erklärung abgeben wollte, war einfach unerträglich!
Seine gutgläubigen Mitbrüder schätzten das Verhalten des Kahlen auch noch, so dass Bega keine Aussicht hatte, ein Bündnis gegen diesen Alleinherrscher zu gründen. Sobald Sesostris gestürzt und der Prophet an die Macht gelangt war, wollte er die gesamte Bruderschaft der ständigen Priester versklaven. Der Kahle würde sterben, wenn man ihn dazu verurteilte, schmutzige Wäsche zu waschen. Dann wäre endlich er, Bega, an der Reihe mit Lachen!
Als Sesostris Abydos verließ, wollte er da zurück nach Memphis, oder hatte er ein anderes Ziel?
Um das herauszufinden, gab es ein einfaches Mittel: Er musste das Vertrauen eines Seemanns gewinnen, den Bega schon lange kannte. Der Mann litt an Kreuzschmerzen und war immer dankbar für kleine Amulette, die ihm das Leben erleichtern sollten.
Die beiden Männer trafen sich an der Hauptanlegestelle, wo Bega die Anlieferung von frischem Gemüse überwachte.
»Wie geht es dir, mein Freund?«
»Die Schmerzen werden wieder stärker.«
»So eine lange Reise nach Memphis hinterlässt eben ihre Spuren!«
»Memphis? Ich war in letzter Zeit gar nicht dort.«
»Hast du nicht das
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