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Das Geheimnis der Götter

Das Geheimnis der Götter

Titel: Das Geheimnis der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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retten?«
    »Führe mich zum Haus der Genesung.«
    Aufgeregt brachte die Priesterin Isis zu dem berühmten Krankenhaus Denderas. Erkrankte Ritualisten aus ganz Ägypten kamen hierher, um wieder gesund zu werden. Voller Angst flehten Hunderte Provinzbewohner – Frauen, Männer und Kinder – Hathor an, das Unglück von ihnen abzuwenden und ihnen wieder zu einem gewöhnlichen Leben zu verhelfen. Der Anblick der Isis beruhigte sie einigermaßen. War sie nicht eine Abgesandte der Göttin, die einen glücklichen Ausgang verhieß?
    Die Oberärztin, eine kräftige ältere Frau, war überall zugleich und gönnte ihren Helferinnen keine Pause. Zwischen den ernsten Fällen und den harmlosen Beschwerden blieb keine Zeit für Müßiggang.
    »Öffnet mir einen Heilschlafsaal«, verlangte Isis.
    »Es gibt keinen einzigen freien Platz mehr!«
    »Als Oberpriesterin von Abydos will ich das Unsichtbare befragen und versuchen herauszufinden, wie diese Provinz geheilt werden kann.«
    Diese Begründung überzeugte die Pflegerin.
    »Geduldet Euch bitte einen Augenblick, ich werde einen Genesenden verlegen.«
    Isis musste nicht lange warten.
    Dann führte die Oberärztin sie in einen kleinen Raum mit niedriger Decke und magischen Sprüchen an den Wänden. In der Mitte stand eine Badewanne mit warmem Wasser.
    »Zieht Euch aus, stützt Euren Kopf auf, schließt die Augen und versucht zu schlafen. Dann wird duftender Rauch durch den Raum ziehen. Sollte die Göttin dazu bereit sein, wird sie zu Euch sprechen. Seit Beginn dieses schrecklichen Zustands schweigt sie aber.«
    Isis befolgte die Anweisungen und genoss das köstliche Bad. Ganz entspannt ließ sie ihren Gedanken freien Lauf. Ein Wohlgeruch löste den nächsten ab, wobei sie sich zu einem Wirbel betörender Düfte vereinten.
    Dann griff sie eine riesengroße Biene an.
    Isis klammerte sich an den Rand der steinernen Wanne und rührte sich nicht. Sie ahnte, dass Trugbilder ihr Angst einjagen und sie um ihre Selbstbeherrschung bringen wollten. Ihr ganzer Körper war von einem Bienenschwarm bedeckt. Sie öffnete die Augen nicht und dachte an Iker, die Fortsetzung ihrer Reise und die notwendige Zusammensetzung des Körpers des Osiris.
    Betörender Lilienduft nahm ihr alle Angst.
    Schließlich erschien ihr das Gesicht der Göttin Hathor, die ihr sagte, was sie zu tun hatte.

    Der Tempelschatz Denderas verfügte über eine
    beeindruckende Sammlung verschiedenster Metalle und Edelsteine. Eine Ritualistin öffnete die Truhen und erlaubte der Oberpriesterin von Abydos zu nehmen, was sie benötigte. Schließlich war das Gesicht, das sie gesehen hatte, die letzte Hoffnung, den bösen Fluch zu besiegen.
    Mit ruhigen, sachkundigen Handbewegungen setzte Isis das Auge des Horus wieder zusammen, das Seth zerstört hatte. Für die Hornhaut verwendete sie Bergkristall von erstaunlicher Reinheit, für die weiße Augenhaut nahm sie
    Magnesiumkarbonat mit roten Äderchen aus Eisenoxyd, Obsidian für die Pupille, mit bräunlich-schwarzem Harz betonte sie die Iris und vergaß auch nicht die Asymmetrie zwischen Pupille und Hornhaut. Die junge Frau hielt sich streng an die natürlichen Vorgaben, die so zum Sinnbild wurden.
    Mit dem Wahrzeichen der vollkommenen Gesundheit in der Hand verließ sie den Tempel und begab sich zum heiligen Wald.
    Wolken aus Tausenden von Bienen umschwärmten sie. Trotz ihrer Angst behielt Isis die Ruhe, das Strahlen des Horus-Auges hielt die wütenden Insekten von ihr fern. Der heilige Wald war ein einziges Furcht erregendes Summen. In seiner Mitte entdeckte sie einen Hügel, auf dem Akazien wuchsen. Als die Priesterin das Auge dort ablegte, riefen die Bienenköniginnen ihre Schwärme zusammen, und jeder fand seine ursprüngliche Ordnung wieder. Dann flogen die Bienen zurück in ihre Stöcke am Rande der Wüste. Am Fuß des größten Baums sprudelte plötzlich eine Quelle und gab die Reliquie zurück – die Beine des Osiris.

    Es dauerte nicht lange, bis sie Bat, den Tempel des mächtigen Sistrums in der Hauptstadt des Gaus der weiblichen Seele, der siebten Provinz Oberägyptens, erreicht hatten.
    Diesmal erwartete sie an der Anlegestelle und den Ufermauern eine große, erregte Menschenmenge. Vergeblich bemühten sich die Sicherheitskräfte, die vielen Schaulustigen zu vertreiben. Ritualisten schienen etwas auf dem Nil zu suchen und sangen Klagelieder.
    »Ich halte es nicht für ratsam, näher hinzufahren«, meinte Sarenput.
    »Wir müssen aber den Grund für diesen Aufruhr kennen

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