Das Geheimnis der Götter
königliche Schiff begleitet?«
»Doch schon, aber…« Der Mann unterbrach sich. »Wir sind nicht nach Memphis gefahren. Mehr darf ich Euch aber leider nicht dazu sagen. Das ist streng geheim.«
»Macht nichts, will ich auch gar nicht wissen, schließlich bin ich nicht neugierig!«
Aus einer Tasche seines Umhangs holte Bega ein winziges Amulett aus Karneol hervor, das die Form einer kleinen Säule hatte.
»Leg dir dieses Sinnbild für Kraft und Wachstum nachts unter den Rücken, es wird deine Schmerzen lindern.«
»Ihr seid so großzügig, wirklich großzügig! Ach, diese schrecklichen Geschichten, die hier in Abydos geschehen, furchtbar! Wir hoffen alle, dass es dem Pharao wieder einmal gelingt, das Unglück abzuwehren. Aber warum ist er nur nach Medamud gefahren, dieses kleine Dorf in der Provinz Theben, anstatt in die Hauptstadt zurückzukehren? Ich glaube, er wird schon gute Gründe dafür haben. Wir sollten ihm vertrauen.«
»Da hast du Recht«, lobte ihn Bega. »Beschützt von einem Herrscher seines Ranges haben wir doch nichts zu befürchten?
Wenn dieses Amulett keine Wirkung mehr zeigt, sag es mir, dann gebe ich dir ein anderes.«
»Ihr seid so gut… Viel zu gut!«
»Nach Medamud?«, wiederholte der Prophet ungläubig. »Ist dieser Hinweis denn auch glaubwürdig?«
»Ich habe ihn aus zuverlässiger Quelle«, versicherte Bega.
»Er stammt von einem abergläubischen, dummen Seemann, der nicht einmal gemerkt hat, dass er mir etwas verraten hat.«
»Medamud ist der Geburtsort von Iker, das Dorf, in dem der alte Schreiber gewohnt hat, der die Lage von einem altertümlichen Osiris-Heiligtum kannte, das längst vergessen und aufgegeben war! Sicher will Sesostris dort nach einem Mittel suchen, mit dem er mich besiegen kann.«
»Dabei ist seine Niederlage längst besiegelt«, meinte Bega.
»Er versucht nur, die Entscheidung hinauszuzögern. Sein geistiger Sohn Iker tot, die versiegelte Schale verschwunden, der Fetisch von Abydos zerstört – es gibt nichts mehr, was ihn retten könnte! Sesostris ist vernichtet und flüchtet sich in einen alten Irrglauben.«
»Da verkennst du die wahre Bedeutung dieses kleinen Dorfs, der Pharao aber ahnt sie. Und er wird sein Geheimnis finden, die beiden Sternenbilder, mit denen er und sein ka versuchen werden, neue Kräfte zu erlangen.«
Bega war sehr beeindruckt, was der Prophet alles wusste.
»Ihr… Ihr kennt ja wirklich alle unsere Riten!«
»So ist es, und ich werde keinen einzigen davon bestehen lassen.«
Dem Priester krampfte sich vor Angst alles zusammen. Verbarg sich hinter der menschlichen Erscheinung des Propheten etwa eine zerstörerische Kraft, die sein irdisches Dasein überleben würde? Doch Bega wollte von dieser Warnung seines Gewissens nichts hören und überzeugte sich lieber selbst davon, dass er recht handelte. Denn der Prophet war der Einzige, der seine Wünsche erfüllen konnte.
»Selbst wenn er zu neuen Kräften kommen sollte, was verspricht sich Sesostris davon?«
Der Prophet schien ins Leere zu blicken.
»Ich kann Medamud sehen, und den Pharao. Seine Seele ist auf der Reise.«
»Ist er etwa tot?«
»Er kämpft noch. Diesen Augenblick der Schwäche muss ich nutzen, um ihn endgültig ins Nichts zu stoßen.«
»Ihr könnt Abydos jetzt unmöglich verlassen, Herr! Die Verhöre werden fortgesetzt, und das ganze Gelände ist abgeriegelt. Sogar die Wüste wird streng überwacht.«
»Es ist nicht nötig, dass ich dazu einen Ortswechsel vornehme. Mit Hilfe von Binas Fähigkeiten werde ich den Namen von Sesostris verfluchen. Dann findet seine Seele nicht mehr zurück in seinen Körper, sie wird durch verlassene Gegenden irren und an Erschöpfung zugrunde gehen.«
Bina kam herein und warf sich ihrem Meister zu Füßen.
»Isis ist wieder da, Herr.«
In Abydos befand sich eine wichtige Reliquie: der Kopf des Osiris.
Isis entfernte das Tuch, das ihn bedeckte.
Sein glückliches Gesicht trug noch immer Ikers Züge, sie auszulöschen, gelang dem Propheten nicht.
Dennoch herrschte düstere Stimmung.
Der Kahle versuchte nicht, sein Scheitern zu beschönigen.
»Es gab Dutzende von Verhören und Gegenüberstellungen, gründliche Nachforschungen, strenge Überwachung – aber nichts, nicht der kleinste brauchbare Hinweis, keine einzige Fährte. Die ständigen und zeitweiligen Priester tun eifrig ihre Pflicht, fast als gäbe es in Abydos weder Verbrechen noch Verzweiflung.«
»Hat jemand versucht, das Geheimnis um das Haus des Lebens zu
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