Das Geheimnis der Goldmine
was sie vorhatte, aber ich glaube nicht, dass er sie angestiftet hat.«
»Nein, dazu ist er wohl zu vorsichtig.«
»Viel zu vorsichtig.«
»Nun, wir sollten ja keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber das ist schon eine taugliche Arbeitshypothese. Was ist mit den anderen beiden, die die Gelegenheit hatten?«
»Die Tochter und die Schwiegertochter. Die Tochter hat ein Verhältnis mit einem jungen Mann, mit dem ihr Vater nicht einverstanden war. Hätte er sie enterbt, hätte der junge Mann das Interesse an einer Heirat verloren. Somit hat sie ein Motiv. Was die Schwiegertochter angeht, so kann ich es nicht sagen. Ich weiß noch nicht genug über sie. Jede der drei Frauen hätte ihn vergiften können. Niemand sonst hatte die Gelegenheit. Das Zimmermädchen, der Butler und die Köchin hatten zwar alle mit dem Frühstück zu tun, aber wie hätten sie sicher sein können, dass nur Fortescue das Taxin kriegt? Wenn es denn wirklich Taxin war.«
Der Kommissar sagte: »Oh ja, es war Taxin. Ich habe gerade den vorläufigen Bericht bekommen.«
»Dann steht das also fest«, sagte Inspektor Neele. »Dann können wir von hier aus weitermachen.«
»Was halten Sie vom Personal?«
»Der Butler und das Zimmermädchen wirkten beide nervös. Das ist aber an sich nichts Ungewöhnliches. Die Köchin war wütend, die Haushalthilfe schadenfroh und ergrimmt. Also alles ganz natürlich und normal.«
»Niemand sonst, der Ihnen verdächtig vorgekommen wäre?«
»Nein, ich glaube nicht.« Unwillkürlich wanderten seine Gedanken zu Mary Dove. Ihr geheimnisvolles Lächeln hatte schwache, aber eindeutige Feindseligkeit gezeigt. Laut sagte er: »Nun, da wir wissen, dass es Taxin war, werden wir bestimmt auch Hinweise finden, wie es beschafft und zubereitet worden war.«
»Genau. Machen Sie weiter so, Neele. Übrigens ist Mr Percival Fortescue eingetroffen. Ich habe schon kurz mit ihm gesprochen, er erwartet Sie nun. Wir haben auch den anderen Sohn gefunden, er ist in Paris im Hotel Bristol und reist heute ab. Sie werden ihn wohl am Flughafen abholen?«
»Ja, Sir, das hatte ich vor.«
»Nun, Sie gehen jetzt besser und sprechen mit Percival Fortescue.« Der Kommissar grinste. »Percy Förmlich würde besser passen.«
Mr Percival Fortescue war ein ordentlicher Mann um die dreißig mit farblosem Haar und Brauen und einer etwas pedantischen Ausdrucksweise.
»Das ist ein furchtbarer Schlag für mich, Inspektor, wie Sie sich wohl denken können.«
»Das ist es wohl, Mr Fortescue«, sagte Inspektor Neele.
»Ich kann nur sagen, dass mein Vater vollkommen gesund war, als ich vorgestern früh das Haus verließ. Diese Lebensmittelvergiftung, oder was immer es gewesen ist, muss sehr plötzlich aufgetreten sein.«
»Es war sehr plötzlich, ja, aber es war keine Lebensmittelvergiftung, Mr Fortescue.«
Percival starrte ihn mit gerunzelter Stirn an.
»Nicht? Deshalb also – « Er brach ab.
»Ihr Vater«, sagte Inspektor Neele, »wurde mit Taxin vergiftet.«
»Taxin? Nie davon gehört.«
»Die wenigsten Leute kennen es. Es ist ein sehr effizientes Gift.«
»Wollen Sie damit sagen, dass mein Vater mit Absicht vergiftet wurde?«
»So sieht es aus, Sir.«
»Das ist ja schrecklich!«
»Das ist es in der Tat, Mr Fortescue.«
Percival murmelte: »Jetzt verstehe ich die Leute im Krankenhaus… dass sie mich hierher geschickt haben.« Er unterbrach sich. »Und das Begräbnis?«, fragte er nach einer kurzen Pause.
»Die Leichenschau ist für morgen nach dem Obduktionsbericht angesetzt. Es ist eine reine Formalität, die Verhandlung wird vertagt werden.«
»Ich verstehe. Ist das üblicherweise der Fall?«
»Ja, heutzutage schon.«
»Darf ich fragen, ob Sie bereits eine Vorstellung haben – einen Verdacht? Wirklich, ich – « Wieder brach er ab.
»Dafür ist es noch zu früh, Sir«, murmelte Neele.
»Ja, ich verstehe.«
»Dennoch wäre es eine Hilfe für uns, Mr Fortescue, wenn Sie uns etwas über die testamentarischen Verfügungen Ihres Vaters sagen könnten. Oder wenn Sie mich mit seinem Anwalt zusammenbrächten.«
»Seine Anwälte sind Billingsley, Horsethorpe & Walters am Bedford Square. Was das Testament angeht, so kann ich Ihnen das Wichtigste sagen.«
»Wenn Sie so freundlich sein wollen, Mr Fortescue. Es ist eine leider notwendige Formalität.«
»Mein Vater hat bei seiner Wiederverheiratung vor zwei Jahren ein neues Testament gemacht«, sagte Percival. »Er hinterlässt seiner Frau 100000 Pfund zur freien Verfügung und meiner
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