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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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leider mitteilen, Miss Ramsbottom, dass Ihr Schwager, Mr Fortescue, heute früh plötzlich erkrankt und gestorben ist.«
    Miss Ramsbottom zeigte keine Gefühlsregung, als sie in ihrer Patience fortfuhr und im leichten Plauderton bemerkte: »Endlich geschlagen in seinem Hochmut und sündigen Stolz. Das musste ja so kommen.«
    »Ich hoffe, es trifft Sie nicht zu hart.«
    Es war offensichtlich, dass es das nicht tat, aber der Inspektor wollte hören, was sie darauf antworten würde.
    Miss Ramsbottom blickte ihn über den Rand ihrer Brille scharf an.
    »Wenn Sie damit meinen, dass ich nicht übertrieben traurig bin, dann haben Sie ganz Recht. Rex Fortescue war ein Sünder und ich konnte ihn nie leiden.«
    »Sein Tod kam sehr plötzlich – «
    »– wie es den Gottlosen gebührt«, stellte die alte Dame voller Befriedigung klar.
    »Es ist möglich, dass er vergiftet wurde.«
    Der Inspektor wartete die Wirkung seiner Worte ab. Sie schienen keine erzeugt zu haben. Miss Ramsbottom murmelte nur: »Rote Sieben auf schwarze Acht, jetzt kann ich den König ablegen.«
    Durch das Schweigen des Inspektors irritiert, hielt sie mit der Karte in der Hand inne und sagte scharf: »Nun, was erwarten Sie denn? Ich habe ihn nicht vergiftet, falls Sie das meinen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wer es getan haben könnte?«
    »Das ist eine sehr unziemliche Frage«, schnappte die alte Dame. »In diesem Haushalt leben zwei der Kinder meiner verstorbenen Schwester. Ich weigere mich zu glauben, dass irgendjemand mit einem Tropfen Ramsbottom-Blut in den Adern einen Mord begehen könnte. Denn ein Mord war es doch wohl.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Natürlich war es Mord. Viele Leute wollten Rex umbringen. Er war ein skrupelloser Mann. Und alte Sünden werfen lange Schatten, heißt es.«
    »Denken Sie dabei an jemand Bestimmten?«
    Miss Ramsbottom wischte die Karten zusammen und stand auf.
    »Sie gehen nun besser«, sagte sie. Sie klang weniger wütend als vielmehr kalt und endgültig. »Wenn Sie wirklich meine Meinung hören wollen«, fuhr sie fort, »dann war es ein Dienstbote. Der Butler sieht aus wie ein Gauner, und das Zimmermädchen ist definitiv nicht ganz richtig im Kopf. Guten Abend.«
    Geschlagen verließ Inspektor Neele das Zimmer. Eine bemerkenswerte alte Dame. Aus ihr würde er nichts herauskriegen.
    Er ging die Treppe hinunter in die Halle und stand plötzlich einem groß gewachsenen dunkelhaarigen Mädchen gegenüber. Sie trug einen feuchten Regenmantel und starrte ihn mit leerem Gesicht an.
    »Ich bin eben zurückgekommen«, sagte sie. »Und sie sagen… dass Vater… dass er tot ist.«
    »Es tut mir Leid.«
    Sie streckte eine Hand hinter sich aus, als ob sie blind nach einer Stütze tastete. Sie berührte eine Eichentruhe und ließ sich langsam und steif darauf niedersinken.
    »Oh nein«, sagte sie, »nein…«
    Zwei Tränen rannen langsam über ihre Wangen. »Es ist furchtbar. Ich mochte ihn noch nicht einmal. Ich dachte sogar, ich hasste ihn. Aber dann würde es mir doch nichts ausmachen… und es macht mir etwas aus.«
    Sie saß da, starrte vor sich hin, und wieder quollen Tränen aus ihren Augen und rannen über ihr Gesicht. Als sie wieder sprach, klang sie atemlos.
    »Das Schlimmste ist, dass jetzt natürlich alles gut wird. Dass Gerald und ich heiraten können. Ich kann jetzt tun und lassen, was ich will. Aber ich wollte doch nicht, dass es auf diese Art geschieht. Ich wollte doch nicht, dass mein Vater stirbt… oh nein, oh Daddy, Daddy…«
    Zum ersten Mal, seit er das Haus Zur Eibe betreten hatte, wurde Inspektor Neele durch echte Trauer um den Toten überrascht.

Neuntes Kapitel
     
    » K lingt ganz nach der Ehefrau«, sagte der Kommissar. Er hatte Inspektor Neeles Bericht aufmerksam zugehört. Dieser hatte eine bewundernswerte Zusammenfassung des Falls gegeben. Kein Wort zu viel, aber auch keines zu wenig.
    »Ja«, wiederholte der Kommissar, »klingt ganz so, als hätte es die Frau getan. Was denken Sie, Neele, eh?«
    Inspektor Neele sagte, es sähe ihm auch ganz nach der Frau aus. Zynisch dachte er, dass es in den meisten Fällen die Frau gewesen war – beziehungsweise der Mann.
    »Die Gelegenheit hatte sie auf jeden Fall. Was ist mit dem Motiv?« Der Kommissar unterbrach sich. »Es gibt doch ein Motiv?«
    »Oh, ich glaube schon, Sir. Dieser Mr Dubois, wissen Sie.«
    »Ihr Komplize?«
    »Nein, das glaube ich eigentlich nicht.« Inspektor Neele überlegte. »Zu sehr von sich eingenommen. Er mochte erraten haben,

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