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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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denn die Haushalthilfe, Ellen?«
    »Ich bringe Sie zu ihr. Sie ist oben.«
     
    Ellen war unfreundlich, aber nicht verängstigt. Triumphierend wandte sie dem Inspektor ihr altes, säuerliches Gesicht zu.
    »Eine schlimme Geschichte ist das, Sir. Ich hätte ja nie gedacht, dass ich so etwas noch erleben muss. In einem Haus zu dienen, wo so etwas passiert. Aber ich kann nicht sagen, dass ich überrascht wäre. Ich hätte schon längst kündigen sollen, das hätte ich. Erst mal schätze ich die Ausdrücke nicht, die in diesem Haus gebraucht werden, auch nicht die Mengen, die getrunken werden, und schon gar nicht die Zustände hier. Ich hab ja nichts gegen Mrs Crump, aber ihr Mann und dieses Mädchen Gladys wissen einfach nicht, was gute Arbeit ist. Aber am schlimmsten sind die Vorgänge hier.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Sie werden es früh genug erfahren, wenn Sie es nicht schon wissen. Alle reden darüber. Man hat sie hier und da und überall gesehen. Immer dieses Gerede, von wegen Golf spielen oder Tennis. Und ich habe sie gesehen – mit meinen eigenen Augen – hier, in diesem Haus. Die Tür zur Bibliothek war offen, und da waren sie und küssten sich und knutschten.«
    Das Gift der alten Jungfer war tödlich. Neele kam es überflüssig vor, zu fragen, wen sie meinte, aber er tat es trotzdem.
    »Wen soll ich schon meinen? Die Herrin – und diesen Mann. Schamlos sind sie. Aber wenn Sie mich fragen, der Herr ist ihnen dahinter gekommen. Hat jemanden auf sie angesetzt. Scheidung, darauf wäre es hinausgelaufen. Stattdessen – nun das.«
    »Wollen Sie damit sagen – «
    »Sie haben gefragt, was der Herr gegessen und getrunken hat und wer es ihm gegeben hat. Sie haben das zusammen ausgeheckt, das kann ich Ihnen sagen. Er hat das Zeug irgendwo beschafft, und sie hat es dem Herrn gegeben. So ist es passiert, daran besteht kein Zweifel.«
    »Haben Sie je Eibenbeeren im Haus gesehen oder irgendwo Reste davon?«
    Ihre kleinen Augen glitzerten neugierig.
    »Eiben? Giftiges Zeug. Rühr diese Beeren nicht an, sagte meine Mutter immer. Das war’s also?«
    »Wir wissen es noch nicht genau.«
    »Ich hab sie nie mit Eibenbeeren rummachen sehen.« Ellen klang enttäuscht. »Nein, kann ich nicht behaupten.«
    Als Nächstes fragte Neele nach dem Korn, das man in Mr Fortescues Tasche gefunden hatte, aber wieder zog er eine Niete.
    »Nein, Sir. Davon weiß ich nichts.«
    Er stellte noch weitere Fragen, doch ohne nennenswertes Resultat. Endlich bat er darum, Miss Ramsbottom zu sprechen.
    Ellen blickte ihn skeptisch an. »Ich kann sie fragen, aber sie empfängt nicht jeden. Sie ist schon sehr alt, wissen Sie, und etwas eigen.«
    Der Inspektor wiederholte seine Bitte, und Ellen führte ihn eher widerwillig einen Flur entlang und dann eine kurze Treppe hinauf zu einem Flügel, der wohl ursprünglich für die Kinderzimmer vorgesehen war.
    Er schaute zu einem der Fenster hinaus und sah Sergeant Hay neben einer Eibenhecke stehen und sich mit einem der Gärtner unterhalten.
    Ellen klopfte an eine Tür, öffnete sie einen Spalt und sagte: »Ein Herr von der Polizei möchte Sie gern sprechen, Miss.«
    Die Antwort musste wohl positiv ausgefallen sein, denn sie zog sich zurück und gab Neele ein Zeichen, einzutreten.
    Das Zimmer, das er betrat, war geradezu phantastisch überladen. Dem Inspektor kam es vor, als hätte er einen Schritt zurück ins viktorianische Zeitalter getan. An einem kleinen Tisch beim Kaminfeuer saß eine alte Dame und legte eine Patience. Sie trug ein dunkelbraunes Kleid, und ihr dünnes graues Haar klebte zu beiden Seiten ihres Gesichts. Ohne aufzuschauen, fuhr sie in ihrem Spiel fort und sagte ungeduldig: »Nun treten Sie schon ein. Setzen Sie sich, setzen Sie sich.«
    Das war leichter gesagt als getan, da jeder Stuhl im Zimmer von Pamphleten und Broschüren religiöser Natur bedeckt war. Als er sie auf dem Sofa vorsichtig zur Seite schob, fragte Miss Ramsbottom scharf: »Interessiert an der Missionsarbeit?«
    »Ich fürchte nein, gnädige Frau.«
    »Das sollten Sie aber. Da ist der christliche Geist noch lebendig. Im dunkelsten Afrika. Hatte letzte Woche einen jungen Priester hier. So schwarz wie Ihr Hut. Aber ein wahrer Christ.«
    Darauf wusste Inspektor Neele wirklich nichts zu sagen. Die alte Dame verwirrte ihn noch mehr, indem sie ihn anfuhr: »Ich habe kein Radio.«
    »Wie bitte?«
    »Oh, ich dachte, Sie seien wegen der Radiolizenz hier. Wegen dieser dummen Formulare. Nun, worum geht es dann?«
    »Ich muss Ihnen

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