Das Geheimnis der Goldmine
die Tür öffnete und in ein schmales, dunkles Gesicht mit einem ironischen Zug um die Lippen sah.
Ruhig fragte sie: »Mr Lancelot Fortescue?«
»Derselbe.«
Mary schaute an ihm vorbei.
»Ihr Gepäck?«
»Das Taxi ist bezahlt. Ich habe nur das hier.«
Er hob eine mittelgroße Tasche mit Reißverschluss auf.
Überrascht fragte Mary: »Oh, Sie haben ein Taxi genommen? Ich dachte, Sie seien zu Fuß gekommen. Und Ihre Frau?«
Sein Gesicht verschloss sich. »Meine Frau kommt nicht. Jedenfalls nicht heute.«
»Verstehe. Bitte, kommen Sie hier durch, Mr Fortescue. Der Tee ist in der Bibliothek serviert.«
Sie begleitete ihn bis zur Tür und ging dann. Lancelot Fortescue war ein sehr attraktiver Mann, dachte sie. Und gleich darauf: Wie viele Frauen wohl derselben Ansicht waren?
»Lance!« Elaine rannte auf ihn zu, warf sich an seinen Hals und umarmte ihn mit einem schulmädchenhaften Überschwang, der ihn überraschte.
»Hallo. Da bin ich.« Sanft löste er sich von ihr. »Ist das Jennifer?«
Jennifer Fortescue schaute ihn neugierig an. »Val ist leider in der Stadt aufgehalten worden«, sagte sie. »Es ist ja so viel zu erledigen. Die ganzen Vorbereitungen und alles. Natürlich bleibt alles an Val hängen. Er muss sich um alles kümmern. Wirklich, du machst dir keine Vorstellung, was wir hier erdulden.«
»Es muss schrecklich sein für dich«, sagte Lance ernst.
Er wandte sich der Frau auf dem Sofa zu, die ein Honigbrötchen in der Hand hielt und ihn ruhig musterte.
»Natürlich – du kennst ja Adele noch nicht!«, rief Jennifer.
»Oh doch, ich kenne Adele«, murmelte Lance, als er ihre Hand nahm. Als er sie anschaute, flatterten ihre Lider. Sie legte das Brötchen weg und fuhr sich mit der Hand prüfend über die Frisur. Eine sehr weibliche Geste, die zeigte, dass Adele das Eintreten eines attraktiven Mannes registriert hatte.
»Setz dich hier zu mir aufs Sofa, Lance«, sagte sie mit ihrer vollen, weichen Stimme. Sie schenkte ihm eine Tasse Tee ein. »Ich bin so froh, dass du hier bist. Wir können dringend noch einen Mann im Haus brauchen.«
Lance sagte: »Lass mich helfen, wo ich kann.«
»Du weißt ja – oder vielleicht weißt du es nicht – dass wir die Polizei im Haus hatten. Sie glauben – sie denken – «, sie unterbrach sich und rief leidenschaftlich: »Oh, es ist schrecklich! Einfach schrecklich!«
»Ich weiß.« Lance klang ernst und mitfühlend. »Sie haben mich vom Londoner Flughafen abgeholt.«
»Die Polizei hat dich abgeholt?«
»Ja.«
»Was wollten sie von dir?«
»Nun«, Lance zuckte die Schultern, »sie teilten mir mit, was hier geschehen ist.«
»Er ist vergiftet worden«, sagte Adele. »Das glaubt die Polizei jedenfalls, das behauptet sie. Und damit meinen sie nicht eine Lebensmittelvergiftung, nein, er wurde absichtlich vergiftet. Ich glaube, ich glaube wirklich, sie denken, es war einer von uns.«
Lance warf ihr ein plötzliches, rasches Lächeln zu. »Lass das ihre Sorge sein«, sagte er tröstend. »Darüber sollten wir uns wirklich keine Gedanken machen. Was für ein herrlicher Tee. Es ist lange her, dass ich richtigen, guten, englischen Tee gekriegt habe.«
Die anderen fielen in seine gute Stimmung ein. Plötzlich sagte Adele: »Aber, deine Frau – du hast doch eine Frau, Lance?«
»Ich habe eine Frau, ja. Sie ist in London.«
»Aber wolltest du nicht – würdest du sie nicht besser herbringen?«
»Dafür ist noch Zeit genug«, sagte Lance. »Pat – oh, Pat ist gut aufgehoben, da, wo sie ist.«
Elaine sagte scharf: »Du glaubst doch nicht – «
Schnell erwiderte Lance: »Was für ein wundervoller Schokoladekuchen. Den muss ich versuchen.«
Er schnitt sich ein Stück davon ab und fragte: »Lebt Tante Effie eigentlich noch?«
»Oh ja, Lance. Sie kommt allerdings nicht mehr nach unten und isst auch nicht mit uns, aber es geht ihr gut. Sie wird nur langsam ein bisschen seltsam.«
»Seltsam war sie immer schon«, sagte Lance. »Ich muss nach dem Tee zu ihr raufgehen.«
Jennifer Fortescue murmelte: »In ihrem Alter wäre sie in einem Heim doch bestimmt besser aufgehoben. Ich meine, an einem Ort, wo sie professionelle Pflege hätte.«
»Der Himmel stehe dem Heim bei, das Tante Effie aufnimmt«, sagte Lance. »Und wer ist die ernsthafte Person, die mich eingelassen hat?«
Adele wirkte überrascht. »Hat dich denn nicht Crump eingelassen? Der Butler? Ach nein, ich vergaß, der hat ja heute seinen freien Tag. Aber Gladys ist bestimmt – «
Lance beschrieb
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