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Das Geheimnis der Goldmine

Das Geheimnis der Goldmine

Titel: Das Geheimnis der Goldmine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sie: »Blaue Augen, Mittelscheitel, leise Stimme. So kühl, dass Butter in ihrem Mund nicht schmelzen würde. Unmöglich zu sagen, was in ihr vorgeht.«
    »Das«, sagte Jennifer, »ist Mary Dove.«
    Elaine ergänzte: »Sie führt sozusagen das Haus.«
    »Tut sie das?«
    Adele sagte: »Sie ist wirklich sehr kompetent.«
    »Ja«, meinte Lance nachdenklich, »das dachte ich mir schon.«
    »Und das Angenehme ist, dass sie ihren Platz kennt«, sagte Jennifer. »Sie ist niemals anmaßend, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Kluge Mary Dove«, bemerkte Lance und nahm sich noch ein Stück Kuchen.

Zwölftes Kapitel
     
    » B ist du also wieder aufgetaucht wie ein falscher Penny«, sagte Miss Ramsbottom.
    Lance grinste: »Du sagst es, Tante Effie.«
    »Hmph.« Miss Ramsbottom schniefte missbilligend. »Einen schönen Zeitpunkt hast du dir dafür ausgesucht. Dein Vater wurde gestern ermordet, das Haus ist voller Polizisten, die überall ihre Nase hineinstecken, sogar in den Mülleimern wühlen sie, das habe ich vom Fenster aus gesehen.« Sie schwieg, schniefte wieder und fragte: »Hast du deine Frau mitgebracht?«
    »Nein. Ich habe Pat in London gelassen.«
    »Das beweist Vernunft. Ich würde sie auch nicht hierher bringen, wenn ich du wäre. Man weiß nie, was als Nächstes passiert.«
    »Ihr? Pat?«
    »Jedem von uns«, sagte Miss Ramsbottom.
    Lance Fortescue sah sie nachdenklich an. »Hast du eine Theorie zu all dem, Tante Effie?«
    Miss Ramsbottom antwortete nicht direkt. »Gestern wurde ich von einem Inspektor verhört. Aus mir hat er natürlich nicht viel rausgekriegt. Aber er ist nicht so dumm, wie er aussieht, bei weitem nicht.« Empört fügte sie hinzu: »Dein Großvater würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass wir die Polizei im Haus haben. Er war ein strenger Plymouth-Bruder, sein Leben lang. Was er für ein Aufheben machte, als er herausfand, dass ich abends die Messe der anglikanischen Kirche besuchte! Und das war ja wohl harmlos, verglichen mit Mord!«
    Das hätte Lance normalerweise zum Lächeln gebracht, aber heute blieb sein langes, dunkles Gesicht ernst. Er sagte: »Weißt du, ich war so lange weg, dass ich mich hier gar nicht mehr auskenne. Was ist denn in der letzten Zeit vorgefallen?«
    Miss Ramsbottom drehte die Augen gen Himmel. »Gottloses Tun«, sagte sie.
    »Ja, ja, Tante Effie, das würdest du in jedem Fall sagen. Aber wie kommt die Polizei darauf, dass Vater hier im Haus vergiftet wurde?«
    »Ehebruch ist eine Sache, doch Mord ist eine andere«, sagte Miss Ramsbottom. »Ich möchte es nicht von ihr glauben, nein, das möchte ich wirklich nicht.«
    Lance war gespannt: »Adele?«
    »Meine Lippen sind versiegelt.«
    »Komm schon, altes Haus. Das ist eine nette Phrase, aber sie bedeutet nichts. Hat Adele einen Liebhaber? Adele und ihr Liebhaber haben ihm Bilsenkraut in den Tee getan, ist es das?«
    »Würde es dir sehr viel ausmachen, darüber nicht zu scherzen?«
    »Ich habe nur halb gescherzt, weißt du.«
    »Ich kann dir jedenfalls eines sagen: Dieses Mädchen weiß etwas.«
    »Welches Mädchen?« Lance war überrascht.
    »Das immer so schnieft. Das Mädchen, das mir heute Nachmittag den Tee bringen sollte und es nicht getan hat. Ohne Erlaubnis ausgegangen, sagen sie. Ich wäre nicht überrascht, wenn sie zur Polizei gegangen ist. Wer hat dich eingelassen?«
    »Eine gewisse Mary Dove, hat man mir gesagt. Sehr sanft, sehr mild, aber nur nach außen. Ist sie zur Polizei gegangen?«
    »Sie würde das doch nicht tun«, sagte Miss Ramsbottom. »Nein, ich spreche von diesem dummen kleinen Zimmermädchen. Sie war den ganzen Tag schon nervös und schreckhaft wie ein Kaninchen. ›Was ist mit Ihnen‹, fragte ich, ›plagt Sie das Gewissen?‹ Und sie: ›Ich habe nichts getan – ich würde nie so was tun.‹ – ›Das hoffe ich doch‹, sagte ich, ›aber etwas betrübt Sie, hab ich Recht?‹ Dann begann sie wieder zu schniefen und sagte, sie wollte niemandem Schwierigkeiten bereiten, und es war wohl alles ein Missverständnis. Ich sagte: ›Nein, meine Liebe, sagen Sie die Wahrheit, so drehen Sie dem Teufel eine lange Nase!‹ Das habe ich gesagt. ›Sie sollten zur Polizei gehen und alles sagen, was Sie wissen‹, habe ich gesagt. ›Es hat noch nie ein gutes Ende genommen, wenn man die Wahrheit verschweigt, selbst wenn es eine unschöne Wahrheit ist.‹ Darauf antwortete sie einen Haufen Unsinn, sie könne nicht zur Polizei gehen, die würden ihr nie glauben und überhaupt, was sollte sie

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