Das Geheimnis der Goldmine
dass er ihr geraten hat, nicht mehr zu kommen. Seither wird alles über die Anwälte abgewickelt.«
»Und Sie haben keine Ahnung, wo Ruby MacKenzie heute ist?«
Der Klinikleiter schüttelte den Kopf. »Gar keine.«
»Sie wissen nicht, ob sie geheiratet hat?«
»Nein. Ich kann Ihnen höchstens die Adresse der Anwälte geben.«
Inspektor Neele hatte die Anwälte bereits aufgespürt. Sie konnten oder wollten ihm auch nicht weiterhelfen. Mrs MacKenzies Geld war in einem mündelsicheren Fonds angelegt, den sie verwalteten. Dies war vor Jahren arrangiert worden. Seither hatten sie Miss MacKenzie nicht mehr gesehen.
Inspektor Neele versuchte, eine Beschreibung von Ruby MacKenzie zu bekommen, doch ohne Erfolg. So viele Verwandte besuchten das Sanatorium, dass sie nach einiger Zeit für das Pflegepersonal austauschbar wurden. Eine Krankenschwester, die seit vielen Jahren im Pinewood war, beschrieb Miss MacKenzie als klein und dunkelhaarig. Die einzige andere Angestellte, die lange genug da arbeitete, hatte sie als grobknochig und blond in Erinnerung.
»So steht es also, Sir«, sagte Inspektor Neele, als er dem Kommissar Bericht erstattete. »Es ist eine völlig verrückte Geschichte, und doch passt alles zusammen. Es muss etwas bedeuten.«
Der Kommissar nickte nachdenklich.
»Die Amseln in der Pastete passen zur Amsel-Mine. Eine Hand voll Roggen in der Tasche des toten Mannes, Brot und Honig mit Adeles Tee – nicht, dass das irgendetwas beweisen würde. Jeder kann Brot und Honig zum Tee essen. Der dritte Mord, das Mädchen, das mit einem Strumpf erwürgt und mit einer Wäscheklammer auf der Nase liegen gelassen wurde. Ja, so absurd diese ganze Geschichte ist, man kann sie nicht einfach ignorieren.«
»Einen Augenblick, Sir«, sagte Neele.
»Was ist?«
Neele runzelte die Stirn. »Was Sie eben gesagt haben – es klang nicht ganz richtig. Es war irgendwo falsch.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich weiß nicht, warum«, seufzte er.
Einundzwanzigstes Kapitel
L ance und Pat schlenderten durch das gepflegte Grundstück. »Hoffentlich bist du nicht beleidigt, wenn ich das sage, Lance«, murmelte Pat, »aber das ist der hässlichste Garten, den ich je gesehen habe.«
»Ich bin nicht beleidigt«, sagte Lance. »So schlimm? Ich weiß nicht recht. Drei Gärtner arbeiten doch den ganzen Tag darin.«
»Das ist es ja gerade. Keine Kosten gescheut, die passenden Rhododendren am passenden Ort und alle Beete richtig angelegt, und ich wette, auch zur richtigen Jahreszeit.«
»Nun, was würdest du denn in einen englischen Garten pflanzen, Pat, wenn du einen hättest?«
»Mein Garten«, sagte Pat, »wäre voller Malven und Rittersporn und Canterbury-Glockenblumen, er hätte keine Beete und vor allem keine dieser scheußlichen Eiben!«
Sie schaute vorwurfsvoll zu den dunklen Eibenhecken hinüber.
»Eine Assoziation«, sagte Lance leichthin.
»Ein Giftmörder hat so etwas Furcht einflößendes«, sagte Pat. »Stell dir dieses schreckliche, rachsüchtige Gemüt vor.«
»So siehst du es? Komisch, ich halte es eher für eine geschäftliche, kaltblütige Tat.«
»So kann man es wohl auch sehen.« Mit einem leichten Schaudern fügte sie hinzu: »Aber trotzdem, drei Morde… wer immer sie begangen hat, muss geisteskrank sein.«
»Ja«, sagte Lance leise, »das ist zu befürchten.« Plötzlich brach es aus ihm heraus: »Um Gottes willen, Pat, geh weg von hier. Geh nach London zurück. Geh nach Devonshire oder an die Seen. Geh nach Stratford-upon-Avon oder schau dir die Norfolk Broads an. Die Polizei wird nichts dagegen haben – du hast mit dem allem hier nichts zu tun. Du warst in Paris, als der Alte umgebracht wurde, und in London, als die anderen beiden starben. Ich sorge mich zu Tode, wenn du hier bist.«
Pat wartete einen Augenblick, bevor sie ruhig fragte: »Du weißt, wer es ist, nicht wahr?«
»Nein.«
»Aber du glaubst es zu wissen… Deshalb fürchtest du um mich… Ich wünschte, du würdest es mir sagen.«
»Ich kann dir nichts sagen. Ich weiß nichts. Aber ich wünschte bei Gott, du würdest weggehen.«
»Liebling«, sagte Pat, »ich gehe nirgendwohin. Ich bleibe hier. In guten wie in schlechten Zeiten. Das ist meine Einstellung.« Mit belegter Stimme fügte sie hinzu: »Nur sind es mit mir immer schlechte Zeiten.«
»Was zum Teufel meinst du damit, Pat?«
»Ich bringe Unglück. Das meine ich damit. Ich bringe den Menschen Unglück, die mir nahe sind.«
»Meine liebste, anbetungswürdige Idiotin, du
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