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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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verstehen, wie schwer die Bürde der Macht war, und wusste, dass Josua sich große Mühe gab, es allen recht zu machen. Darum hatte Simon beschlossen, dass Hotvig ruhig Josuas Auge sein sollte. Er seinerseits würde dafür sorgen, dass der Grasländer Gutes zu berichten hatte.
    Der Sturm nahm immer mehr zu. Das ganze Stefflodtal war schneebedeckt, der Fluss nur noch ein schwarzer Strich im weißen Feld. Simon zog den Mantel enger und wickelte sich den Wollschal fester um das Gesicht.
    Die Thrithingmänner, so mutig sie auch miteinander scherzten, sahen doch nicht ohne Angst die Veränderungen, die die Stürme über ihr heimatliches Grasland gebracht hatten. Simon merkte, dass sie sich mit großen Augen umblickten, wie unsicher sie ihre Pferde durch die tiefen Schneewehen trieben und mit welch kleinen, unwillkürlichen Gesten sie das Böse abzuwehren suchten. Nur auf Sludig, den Sohn des eisigen Nordens, schien das trostlose Wetter keinen Eindruck zu machen.
    »Wahrlich, ein schwarzer Winter ist das«, meinte Hotvig. »Selbst wenn ich Josua damals, als er sagte, ein böser Geist sei am Werk, nicht geglaubt hätte – jetzt würde ich es glauben.«
    »Ja, ein schwarzer Winter – und das so kurz nach dem Ende des Sommers.« Sludig blinzelte sich den Schnee aus den Augen. »Die Länder nördlich der Frostmark haben über ein Jahr keinen Frühling mehr erlebt. Wir kämpfen gegen mehr als nur Menschen.«
    Simon zog die Stirn in Falten. Er wusste nicht, wie stark der Aberglaube der Männer aus den Stämmen war, aber er hatte keine Lust, Ängste zu wecken, die ihnen bei ihrer Aufgabe nur hinderlich sein konnten. »Ja, es ist ein Zaubersturm«, sagte er so laut, dass man ihn trotz des Windes, der ihre Mäntel knattern ließ, hören konnte. »Aber es ist trotzdem nicht mehr als ein Sturm. Der Schnee tut euch nichts. Er kann euch höchstens den Arsch abfrieren lassen.«
    Einer der Thrithingmänner grinste ihn an. »Wenn hier Arsche abfrieren, wird es Euch am meisten wehtun, junger Than – bei diesem knochigen Gaul!« Die anderen johlten. Simon, zufrieden, sie auf andere Gedanken gebracht zu haben, lachte mit.
    Rasch wurde beim Reiten der Nachmittag zum Abend. Es war ein fast lautloser Ritt, wenn man vom sachten Stampfen der Pferdehufe und dem unaufhörlichen Klagen des Windes absah. Die Sonne, den ganzen Tag von Wolken bedrängt, gab endlich den Kampf auf und versank hinter den niedrigen Bergen. Violettes, schattenloses Licht erfüllte das Tal. Bald war es so dunkel, dass die kleine Schar den Weg kaum noch erkennen konnte. Der Mond, von Wolken verdeckt, war kaum sichtbar, und die Sterne waren ganz verschwunden.
    »Wollen wir anhalten und lagern?«, überschrie Hotvig den Wind.
    Simon dachte einen Augenblick nach. »Ich glaube nicht«, erklärte er. »Wir sind ihnen jetzt ziemlich nah – höchstens noch eine Reitstunde. Trotzdem könnten wir es vielleicht wagen, eine Fackel anzuzünden.«
    »Vielleicht auch ein paar Trompeten blasen?«, fragte Sludig laut. »Oder ein paar Ausrufer vor uns herlaufen lassen, die verkünden, dass wir kommen, um Fengbalds Stellungen auszuspionieren?«
    Simon warf ihm einen finsteren Blick zu, ließ sich aber nicht reizen. »Zwischen uns und Fengbalds Lager bei Gadrinsett stehen die Berge. Wenn die Leute, die vor ihm geflohen sind, uns über seinen Standort richtig unterrichtet haben, können wir das Licht bequem löschen, bevor wir in Sichtweite seiner Posten kommen.« Er hob die Stimme, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Oder findet ihr es besser, wenn wir bis morgen früh warten, damit uns Fengbalds Männer im hellen Sonnenlicht noch leichter entdecken können?«
    Sludig winkte ab.
    Hotvig zog eine Fackel hervor, einen guten, dicken Ast, mit Stoffstreifen umwickelt und mit Pech getränkt. Mit seinen Feuersteinen schlug er Funken und schützte die Flammen vor dem Wind, bis sie kräftig brannten. Dann hob er die Fackel und ritt ein paar Schritte voraus, die Uferböschung hinauf und in den Schutz der Hügel. »Folgt mir!«, rief er.
    Die Reihe der Reiter, jetzt etwas langsamer, setzte ihren Weg fort. Sie durchquerten das unwegsame Berggelände, indem sie es den Pferden überließen, den Weg zu suchen. Hotvigs Fackel wurde zum hüpfenden Feuerball, dem einzigen Punkt im sturmdunklen Tal, an dem das schweifende Auge Halt fand.
    Simon kam es vor, als verfolge er in der nebligen Steinwüste ein Irrlicht. Die Welt hatte sich in einen langen, schwarzen Tunnel verwandelt, einen Gang ohne Ende,

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