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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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mit einem stummen Dankgebet hin und zerlegte die Gabe mit zitternden Fingern. Der Spenderin des Festmahls reichte er die Hälfte zurück.

    Tief unter der dunklen Masse des Bergs Sturmspitze öffneten sich plötzlich die Augen von Utuk’ku Seyt-Hamakha. Regungslos ruhte sie in der Onyxkrypta, die ihr Bett war, und starrte in die vollkommene Schwärze der steinernen Kammer hinauf.
    Sie war weit hinausgewandert, bis an die Enden ihres Spinnennetzes, an Orte der Traumwelt, die nur die Ältesten der Unsterblichen erreichen konnten. Und in den Schatten der fernsten Unwahrscheinlichkeiten war sie auf etwas Unerwartetes gestoßen. Ein scharfer Splitter bohrte sich in ihr uraltes Herz. Sie war verunsichert. Irgendwo am äußersten Rand des Gewebes ihrer Pläne war ein Faden gerissen. Sie wusste noch nicht, welche Bedeutung dies hatte, aber etwas stimmte nicht mehr. In das Muster, an dem sie so lange und fehlerfrei gewebt hatte, war ein Fehler gekommen.
    Die Nornenkönigin richtete sich auf. Die langen Finger ihrer Hand krallten sich um die Silbermaske. Sie bedeckte ihr Gesicht damit und schien nun wieder so gelassen und fühllos wie der Mond. Dann sandte sie einen flüchtigen, kalten Gedanken aus. In der Schwärze schwang eine Tür auf, und dunkle Gestalten traten ein. Sie brachten einen Lichtschimmer mit, denn auch sie trugen Masken, Masken aus schwach leuchtendem, fahlem Stein. Sie halfen ihrer Gebieterin, sich aus der Gruft zu erheben, und brachten ihr königliche Gewänder, eisweiß und silbern, die sie ihr so feierlich umlegten, wie Bestattungspriester Tote verhüllen.
    Als Utuk’ku angekleidet war, huschten sie hinaus und ließen sie wieder allein. Eine Weile saß sie in ihrer dunklen Kammer. Falls sie atmete, verursachte sie dabei kein Geräusch. Nur das fast unmerkliche Knarren der Wurzeln des Berges befleckte die reine Stille.
    Nach einiger Zeit erhob sich die Nornenkönigin und schritt hinaus. Sie folgte den verschlungenen Gängen, die ihre Diener in grauer Vorzeit ins Gestein gemeißelt hatten. Endlich erreichte sie die Halle der Atmenden Harfe und nahm auf dem gewaltigen schwarzen Felsenthron Platz. Im Dunst, der aus dem ungeheuren Brunnen aufstieg, schwebte die Harfe. Ihre unbestimmte Gestalt glitzerte. Unter ihr in den Tiefen glänzten Lichter. Irgendwo im Herzen von Sturmspitze sangen die Lichtlosen, und aus dem Klang ihrer hohlen Stimmen formten sich Lieder, die schon im Verlorenen Garten von Venyha Do’Sae alt und verboten gewesen waren.
    Utuk’ku saß da und starrte die Harfe an. Ihr Geist folgte den komplizierten Formen des Gebildes, während der aus der Grube quellende Dampf sich mit der eisigen Luft der Halle mischte und auf den Wimpern der Königin zu Reif erstarrte.
    Ineluki war abwesend. Er war, wie er es manchmal tat, an den Ort gegangen, der kein Ort war und an den nur er allein gehen konnte – einen Ort, der so weit jenseits der Traumwelt lag wie Träume jenseits des Wachens, so weit jenseits des Todes wie der Tod jenseits des Lebens. Zumindest für den Moment musste die Nornenkönigin auf seinen Rat verzichten.
    Obwohl ihr schimmerndes Silbergesicht wie immer ausdruckslos blieb, empfand Utuk’ku einen Anflug von Ungeduld, während sie inden verlassenen Brunnen schaute. Die Zeit wurde allmählich knapp. Zwar bedeutete die Lebenszeit eines Sterblichen für die Älteste kaum mehr als eine knappe Jahreszeit, sodass die kurze Spanne, die zwischen dem Heute und der Stunde ihres Triumphes lag, ihr kaum länger erscheinen konnte als ein paar Herzschläge. Aber es beliebte ihr nicht, so zu rechnen. Jeder Augenblick war kostbar. Jede Sekunde brachte sie dem Sieg näher. Doch um diesen Sieg nicht zu gefährden, durfte sie keine Fehler machen.
    Die Königin der Nornen war beunruhigt.

8
Feuernächte

    as Blut kochte ihm in den Adern. Simon sah auf die Berge unter ihren weißen Decken, auf die dunklen Bäume, die sich im grimmigen Eiswind bogen, und fragte sich, wie er sich nur so voller Feuer fühlen konnte. Es musste die Erregung sein, der Reiz der Verantwortung … und der Gefahr. Simon fühlte sich ungeheuer lebendig.
    Er lehnte die Wange an Heimfinders Hals und klopfte ihre feste Schulter. Das Fell, kühl vom Wind, war schweißnass.
    »Sie ist müde«, meinte Hotvig und zog seinem eigenen Pferd den Sattelgurt fester. »Sie ist für solche schnellen Ritte nicht geboren.«
    »Es geht ihr bestens«, versetzte Simon scharf. »Sie ist kräftiger, als Ihr glaubt.«
    »Wenn die Leute aus den Thrithingen

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