Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
stachlige, obsidianschwarze Rüstung umhüllte seinen Leib von Kopf bis Fuß. Er trug keine Maske, aber trotzdem konnte Simon sein Gesicht nicht recht erkennen.
    Was taten sie? War das der Trennungsvertrag, von dem Simon gehört hatte? Denn sicherlich waren es Sithi und Nornen, die er hier zusammen auf dem Sesuad’ra sah.
    Die undeutlichen Figuren begannen jetzt lebhafter miteinander zu sprechen. Schlingen und sich überkreuzende Flammenlinien wurden in die Luft über den Sphären geschleudert und blieben im Nichts hängen, leuchtend wie die Spur eines vorübersausenden Feuerpfeils. Das Gespräch schien in einen Streit überzugehen. Viele der schattenhaften Zuschauer, deren Gebärden mehr Zorn verrieten, als Simon es je bei den Unsterblichen bemerkt hatte, näherten sich der Tafel und umringten die vier. Aber noch immer konnte Simon nur ein dumpfes Rauschen hören, wie Wind oder brausendes Wasser. Die Flammengloben im Mittelpunkt der Auseinandersetzung loderten auf und wogten wie ein Leuchtfeuer im Wind.
    Simon wäre gern etwas näher herangegangen, um besser zu sehen. War es die Vergangenheit, der er hier zuschaute? War sie aus dem gespenstischen Stein hervorgesickert? Oder war es nur ein Traum, eine Sinnestäuschung, Folge der langen Nacht und der Lieder, die er in Jao é-Tinukai’i gehört hatte? Irgendwie war er sicher, dass es sich anders verhielt. Alles kam ihm so wirklich vor, dass er fast das Gefühl hatte, er könne den Arm ausstrecken … den Arm ausstrecken … und sie berühren …
    Das Geräusch in seinen Ohren verklang. Die Lichter der Fackeln und Sphären erloschen.
    Erschauernd kam Simon zu sich. Er hockte hoch oben auf dem bröckelnden Stein der Sternwarte, dem Abgrund gefährlich nah. Die Sithi waren fort. Keine Fackeln brannten mehr im Feuergarten, und die einzigen lebenden Wesen auf Sesuad’ras Gipfel waren zwei Wachposten, die unten vor der Zeltstadt an ihrem Lagerfeuer saßen. Verwirrt blieb Simon noch eine Weile sitzen. Er starrte auf die fernen Flammen und versuchte zu begreifen, was er erblickt hatte. Sollte es ihm etwas sagen? Oder war es nur ein unwichtiges Überbleibsel, ein Name, von einem Wanderer in die Mauer geritzt und dort noch lange sichtbar, nachdem der Mann selbst gestorben war?
    Simon stieg langsam die Treppe vom Dach der Sternwarte wieder hinab und kehrte zu seiner Decke zurück. Vom Versuch, seine Vision zu verstehen, bekam er Kopfschmerzen. Mit jeder Stunde, die verging, fiel ihm das Denken schwerer.
    Nachdem er sich in seinen Mantel gewickelt hatte – das Gewand, das er darunter trug, war nicht sonderlich warm –, nahm er einen tiefen Zug aus seinem Trinkschlauch. Das Wasser stammte aus einer der Quellen des Sesuad’ra; es war süß und an seinen Zähnen kalt. Er nahm noch einen Schluck und genoss den Nachgeschmack von Gras und Schattenblumen. Mit den Fingern klopfte er auf die Steinplatten. Träume hin, Träume her; eigentlich sollte er über die Dinge nachdenken, die ihm Deornoth gesagt hatte. Zu Beginn der Nacht hatte er sie sich so viele Male im Kopf wiederholt, dass sie schließlich ganz unsinnig geklungen hatten. Jetzt, als er sich wieder konzentrieren wollte, merkte er, dass die Litanei, die Deornoth ihm so sorgsam eingetrichtert hatte, in seinem Verstand nicht haften wollte. Ihre Worte schossen hin und her wie Fische in einem seichten Teich. Simons Gedanken begannen zu wandern. Er sann über die vielen seltsamen Ereignisse nach, die ihm seit seiner Flucht aus dem Hochhorst zugestoßen waren.
    Was für eine Zeit das gewesen war! Was er alles gesehen hatte! Simon wusste nicht genau, ob man es Abenteuer nennen sollte – unter einem Abenteuer verstand man eher etwas, das glücklich und in Sicherheit endete. Er bezweifelte jedoch, dass es ein glückliches Ende geben würde, und es waren schon jetzt so viele Leute gestorben,dass das Wort »Sicherheit« wie ein grausamer Scherz wirkte. Aber trotzdem handelte es sich unzweifelhaft um Erlebnisse, die die kühnsten Träume eines Küchenjungen weit übertrafen. Simon Mondkalb war Geschöpfen begegnet, die dem Reich der Sage entstammten, er hatte an Schlachten teilgenommen und sogar selbst getötet. Natürlich hatte sich das als weit weniger leicht erwiesen, als er früher geglaubt hatte, damals, als er noch davon geträumt hatte, Hauptmann im königlichen Heer zu werden – in Wirklichkeit war es sehr, sehr unangenehm gewesen.
    Darüber hinaus war Simon von Dämonen gejagt worden, hatte sich Zauberer zu Feinden und den

Weitere Kostenlose Bücher