Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
versuchte, in das Chaos dort unten einen gewissen Sinn zu bringen. Die Reihe von Fengbalds Soldaten, die sich eng an den von ihren Kampfschlitten für sie gestreuten Sandweg hielten, war, als die Welle der Verteidiger gegen sie anbrandete, in Unordnung geraten. Aber obwohl sie an einigen Stellen wankte, hielt Fengbalds Front stand und ging nun ihrerseits zum Angriff über. Dabei gelang es ihr, den ursprünglichen Trupp der Verteidiger in mehrere kleinere Gruppen aufzusplittern. Die vorderste Hundertschaft Fengbalds schwärmte aus und verteilte sich auf die Angreifer, sodass die starre Linie der herzoglichen Streitkräfte sich jetzt rasch in mehrere bewegliche Einzelglieder auflöste, die sich unabhängig voneinander mit ihren Feinden schlugen. Simon fühlte sich an Wespen erinnert, die sich um verstreute Krümel drängten.
Gedämpfter Kampflärm stieg zu ihm auf. Das leise Klirren der Schwerter und Äxte, wenn sie auf Rüstungen trafen, und das undeutliche Wut- und Schreckgeheul verstärkten den Eindruck großer Entfernung. Es war, als fände die Schlacht unter der Eisdecke des Sees statt und nicht auf ihr.
Selbst für Simons ungeübtes Auge war bald nicht zu übersehen, dass der erste Ausfall der Verteidiger fehlgeschlagen war. Die Überlebenden versuchten sich von Fengbalds Schlachtreihe zu lösen, die immer breiter wurde, je mehr Krieger auf den See nachrückten. Wer sich von Josuas Männern den Weg freikämpfen konnte, rutschte und kroch über das blanke Eis in die zweifelhafte Sicherheit der Barrikade und des bewaldeten Berghangs zurück.
Heimfinder schnaubte unter Simons streichelnder Hand und bewegte unruhig den Kopf. Simon biss die Zähne zusammen. Erwusste, dass er und seine Leute keine Wahl hatten. Der Prinz hatte ihnen befohlen zu warten, bis sie gerufen wurden, auch wenn es so aussehen würde, als sei schon alles verloren, bevor ihr Einsatz kam.
Warten. Simon stieß einen zornigen Seufzer aus. Warten war so schwer …
Vater Strangyeard hüpfte vor Sorge und Qual im Kreis herum.
»Oh!«, jammerte er und wäre um ein Haar auf dem schlammigen Boden ausgerutscht. »Der arme Deornoth!«
Sangfugol streckte die Hand aus und packte den Archivar am Ärmel, was den Priester vor einem tiefen Sturz ins Tal bewahrte.
Josua stand weiter oben am Hang und beobachtete das Schlachtfeld. In der Nähe wartete sein rotes Thrithingross Vinyafod, dessen Zügel locker um einen niedrigen Ast gewunden waren.
»Da!« Josua konnte die Begeisterung in seiner Stimme nicht verhehlen. »Ich sehe seinen Helmschmuck – er steht noch!« Er lehnte sich so weit nach vorn, dass er zu kippen drohte. Sangfugol unter ihm ging instinktiv einen Schritt auf ihn zu, als müsse er auch seinen Herrn festhalten wie eben den Priester. »Jetzt hat er sich den Weg freigekämpft!«, rief Josua erleichtert. »Tapferer Deornoth! Er sammelt seine Männer, und sie ziehen sich zurück, aber langsam. Ach, bei Gottes Frieden! Ich liebe diesen Mann!«
»Preis sei Ädons Namen.« Strangyeard schlug das Zeichen des Baumes. »Mögen sie doch alle heil zurückkehren.« Sein Gesicht war vor Anstrengung und Aufregung erhitzt, die Augenklappe ein schwarzer Fleck auf rosigem Grund.
Sangfugol seufzte bitter. »Die Hälfte liegt schon jetzt blutend auf dem Eis. Wichtig ist nur, dass es einigen von Fengbalds Männern auch nicht besser geht.« Er kletterte auf einen Felsen und sah auf das Getümmel. »Ich glaube, ich sehe Fengbald, Josua!«, rief er.
»In der Tat«, stimmte der Prinz ihm zu. »Aber hat er den Köder geschluckt?«
»Fengbald ist ein Dummkopf«, antwortete Sangfugol. »Er wird danach schnappen wie die Forelle nach dem Fliegenköder.«
Josua wandte den Kopf für einen Augenblick von der Schlacht ab und betrachtete den Harfner mit dem Ausdruck kühler, wenn auchetwas zerstreuter Belustigung. »Ach ja? Ich wünschte, ich hätte deine Zuversicht, Sangfugol.«
Der Harfner errötete. »Verzeiht mir, Hoheit. Ich meinte nur, dass Fengbald von der Kriegskunst weniger versteht als Ihr.«
Der Prinz schaute wieder auf den See. »Verschwende jetzt keine Zeit auf Schmeicheleien, Harfner – ich fürchte, ich bin zu beschäftigt, um sie zu würdigen. Und begeh auch niemals den Fehler, einen Feind zu unterschätzen.« Er legte die Hand an die Augen, um sie vor dem Gleißen der verhüllten Sonne zu schützen, die hinter den Wolken immer höher stieg. »Verdammt! Er hat ihn nicht geschluckt, nicht ganz! Sieh doch, er hat nur einen Teil seiner Männer
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