Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
in die Luft. Er ließ sich vom Schwung des eigenen Schwertes weitertragen in einen zweiten Hieb, drehte die Handgelenke mit und beugte sich im Sattel fast seitwärts, um nicht loslassen zu müssen. Gerade, als sein Gegner den Schild wieder senkte, traf ihn Deornoth mit einem gewaltigen Rückhandstreich am Kopf. Die seitliche Helmwand brach in grausigem Winkel nach innen. Schon rann das Blut in den Hals und auf die Brünne. Der Wachsoldat taumelte aus dem Sattel, verfing sich in den Steigbügeln und fiel dann krachend auf das Eis, wo er zuckend liegenblieb. Deornoth wandte sich ab und verdrängte mit der Leichtigkeit jahrelanger Erfahrung jeden Anflug von Bedauern. Dieser blutende Rumpf war vielleicht einmal jemand gewesen, den er gekannt hatte, aber jetzt war jeder Soldat der Erkynwache nur noch sein Feind und nichts anderes.
»Herhören, Männer! Herhören!«, schrie Deornoth und stellte sich in die Steigbügel, um im Nebel die Stellung der anderen besser erkennen zu können. »Folgt mir zum Rückzug! Vorsichtig!« Als er seine Männer – etwas mehr als die Hälfte von denen, die er in den Kampf geführt hatte – um sich geschart hatte, schwang er das Schwert hoch empor und trieb Vildalix auf die große Baumstammbarrikade zu. Ein Pfeil sauste an seinem Kopf vorbei, dann noch einer, aber sie waren schlecht gezielt oder die Bogenschützen im Nebel unsicher. Deornoths Männer brachen in ein paar dünne Hochrufe aus.»Wo ist Binabik?«, schäumte Josua. »Er sollte doch mein Bote sein! Er ist von Hotvig noch nicht zurückgekommen.« Er schnitt eine Grimasse. »Herr, gib mir Geduld! Vielleicht ist ihm ja etwas zugestoßen.« Er wandte sich dem jungen Jeremias zu, der keuchend vor ihm stand. »Und Hotvig hat gesagt, Binabik sei schon eine ganze Weile von dort weg?«
»Ja, Herr. Er hat gesagt, die Sonne wäre schon eine Hand gestiegen, seit der Troll fortging, was immer das heißen soll.«
»Verdammtes Pech.« Ohne den Kampf im Tal eine Sekunde aus den Augen zu lassen, begann Josua auf und ab zu marschieren. »Nun gut, dann geht es eben nicht anders. Ich bin nicht sicher, dass man das Horn weit genug hören kann, Junge. Darum geh zu Simon und sag ihm, wenn er, nachdem Hotvigs Leute losgeritten sind, etwa bis fünfhundert gezählt und nichts gehört hat, sollen er und die Trolle eingreifen. Hast du verstanden?«
»Wenn er das Horn nicht hört, warten, bis Hotvig kommt, dann bis fünfhundert zählen, dann eingreifen, ja.« Jeremias zögerte kurz und fügte dann hinzu: »Hoheit.«
»In Ordnung. Dann lauf los. Es kommt jetzt auf jede Minute an.« Josua scheuchte ihn fort und sah zu Sangfugol hinüber. »Und du bist auch bereit?«
»Ja, Herr«, erwiderte der Harfner. »Ich hatte die allerbesten Lehrer. Es sollte mir nicht allzu schwerfallen, einem so einfachen Instrument wie einem Horn ein paar Quietscher zu entlocken.«
Josua lachte grimmig. »Deine Unverschämtheit hat etwas Tröstliches, Sangfugol. Aber vergiss nicht, du Meister der Töne, dass du mehr als nur quietschen sollst: Du musst das Zeichen zum Sieg blasen.«
Simon war wieder dabei, seine kleine Schar genau zu mustern, hauptsächlich, um eine Beschäftigung zu haben, als ihm plötzlich auffiel, dass Sisqi sich nicht mehr unter den Trollen befand. Sofort begann er sie zu suchen. Er schaute in jedes Gesicht, fand aber keine Spur von Binabiks Verlobter. Sie war doch die Anführerin – wo konnte sie geblieben sein? Als er aber einen Augenblick überlegte,wurde ihm klar, dass er sie seit der Musterung vor dem Haus des Abschieds nicht mehr gesehen hatte.
Oh, Ädons Barmherzigkeit, dachte er verzweifelt. Was wird Binabik sagen? Ich habe seine Liebste schon verloren, bevor die Schlacht auch nur angefangen hat!
Er wandte sich an den nächststehenden Troll und fragte »Sisqi?«, wobei er mit Achselzucken und Gebärden zu erklären versuchte, dass er wissen wollte, wo sie sich aufhielt. Zwei Trollfrauen betrachteten ihn verständnislos. Verflixt, Sisqi nannte sie ja nur Binabik, wie lautete doch ihr vollständiger Name? »Sis-Sisqimook?«, versuchte er es. »Sisqinamok?«
Eine der Frauen nickte eifrig, sichtlich erfreut, ihn verstanden zu haben. »Sisqinanamook.«
»Wo ist sie?« Die Trollworte wollten Simon nicht einfallen. »Sisqinanamook? Wo?« Er zeigte nach allen Seiten und zuckte dann wieder die Achseln, um zu zeigen, dass es sich um eine Frage handelte. Seine kleinen Gefährten schienen auch zu begreifen, was er wollte. Nach einem längeren Austausch
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