Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
sorgfältiger Betonung: »Einer, der ein Ritter werden will, Prinz – Euer und Gottes Diener. Seoman ist es, Eahlferends und Susannas Sohn.«
»Wer spricht für ihn und beschwört die Wahrheit dieser Worte?«
»Binbineqegabenik von Yiqanuc bin ich, und ich beschwöre die Wahrheit dieser Worte.« Binabik verneigte sich. Seine höfische Gebärde sorgte für große Heiterkeit unter den Zuschauern.
»Und hat er seine Nachtwache gehalten und ist er rein geworden von seinen Sünden?«
»Ja!«, quiekte Strangyeard eifrig. »Er hat – ich meine, er ist!«
Wieder unterdrückte Josua ein Lächeln. »Dann soll Seoman vortreten.«
Binabiks kleine Hand berührte seinen Arm, und Simon näherte sich dem Prinzen einige Schritte, um dann im dichten, wehenden Gras auf ein Knie zu sinken. Es überlief ihn kalt.
Josua wartete einen Augenblick, bevor er sprach. »Du hast mir tapfer gedient, Seoman. In einer Zeit großer Gefahr hast du für meine Sache dein Leben gewagt und einen großen Sieg für uns errungen. Hier stehe ich nun, vor dem Angesicht Gottes und den Augen deiner Kameraden, um dich zu erheben und dir Rang und Ehre vor anderen Menschen zu verleihen, doch auch, um dir Lasten aufzuerlegen, die diese anderen nicht tragen müssen. Willst du schwören, das alles auf dich zu nehmen?«
Simon holte tief Atem, damit seine Stimme nicht zitterte und die Worte, die Deornoth ihm so mühsam beigebracht hatte, richtigherauskamen. »Ich will Usires Ädon und meinem Herrn dienen. Ich will die Gefallenen aufheben und die Unschuldigen verteidigen. Ich will meine Augen nicht abwenden von dem, was meine Pflicht ist. Ich will das Reich meines Prinzen gegen alle Feinde im Geiste und im Leibe verteidigen. Das schwöre ich bei meinem Namen und meiner Ehre. Möge Elysia, Ädons heilige Mutter, meine Zeugin sein.«
Josua kam näher, streckte den Arm aus und legte Simon seine Hand auf den Scheitel. »Somit ernenne ich dich zu meinem Gefolgsmann, Seoman, und lege die Lasten der Ritterschaft auf dein Haupt.« Er sah auf. »Knappe!«
Jeremias trat vor. »Hier, Prinz Josua.« Seine Stimme schwankte leicht.
»Bring sein Schwert.«
Nach einem Augenblick der Verwirrung – der Griff hatte sich in Vater Strangyeards Ärmel verfangen – erschien Jeremias mit dem Schwert, das in einer geprägten Lederscheide steckte. Es war eine blankpolierte, im Übrigen unauffällige Erkynländer-Klinge. Für einen Moment bedauerte Simon, dass man ihm nicht Dorn brachte, und schalt sich gleich darauf einen unverbesserlichen Dummkopf. War er denn nie zufrieden? Und wie peinlich, wenn Dorn sich dem Ritual nicht fügte und schwer wie ein Mühlstein wurde! Er würde dastehen wie ein Volltrottel. Josuas Hand lag plötzlich schwer auf seinem Kopf. Simon schaute zu Boden, damit niemand bemerkte, wie er errötete.
Als Jeremias ihm sorgsam die Scheide an den Gürtel geschnallt hatte, zog Simon das Schwert, küsste seinen Griff und schlug das Zeichen des Baumes. Dann legte er die Klinge vor Josuas Füße.
»In Eurem Dienst, Herr.«
Der Prinz nahm die Hand zurück, zog die schlanke Klinge Naidel und berührte damit Simons Schultern, rechts, links, dann noch einmal rechts.
»Vor Gottes Angesicht und den Augen Eurer Kameraden – erhebt Euch, Herr Seoman.«
Unsicher kam Simon auf die Füße. Es war geschehen. Er war ein Ritter. Sein Kopf schien fast so wolkig wie der tiefhängende Himmel.Nach einem langen Augenblick des Schweigens setzten die Hochrufe ein.
Stunden nach der Zeremonie erwachte Simon keuchend aus einem Traum voll erstickender Finsternis und merkte, dass er sich in einem Gewirr von Decken fast selbst erdrosselt hatte. Matter, winterlicher Sonnenschein fiel auf Josuas gestreiftes Zelt; Streifen aus rotem Licht bedeckten seinen Arm wie Farbe. Es war Tag, beruhigte er sich. Er hatte geschlafen und nur einen schrecklichen Traum gehabt …
Er richtete sich auf und befreite sich ächzend aus dem Dickicht seines Bettzeugs. Die Zeltwände summten im Wind. Hatte er geschrien? Hoffentlich nicht. Es wäre doch recht beschämend, am Nachmittag des Tages, an dem man ihn seiner Tapferkeit wegen zum Ritter geschlagen hatte, mit einem Angstschrei aufzuwachen.
»Simon?« An der Wand neben der Tür zeigte sich ein kleiner Schatten. »Bist du wach?«
»Ja, Binabik.« Er griff nach seinem Hemd. Der kleine Mann schob sich durch die Zeltklappe.
»War deine Ruhe gut? Es ist kein Ding von Leichtigkeit, die ganze Nacht wach zu bleiben, und manchmal macht es den Schlaf hinterher
Weitere Kostenlose Bücher