Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
voll Mühsamkeit.«
»Ich schlief.« Simon zuckte die Achseln. »Und hatte einen merkwürdigen Traum.«
Der Troll hob eine Augenbraue. »Erinnerst du dich daran?«
Simon überlegte kurz. »Nicht so recht. Irgendwie ist es mir entfallen. Etwas über einen König und alte Blumen, den Geruch von Erde …« Er schüttelte den Kopf. Es war weg.
»Das, so denke ich, ist nur gut.« Binabik durchforstete eifrig Josuas Zelt. Er suchte Simons Mantel. Endlich hatte er ihn gefunden, drehte sich um und warf ihn dem frischgebackenen Ritter zu, der sich gerade die Hose anzog. »Deine Träume sind oft verstörend für dich, aber selten von großer Hilfe beim Gewinnen von mehr Weisheit. Wahrscheinlich ist es darum am besten, wenn dich nicht jeder einzelne Traum mit seiner Erinnerung belastet.«
Simon fühlte sich unbestimmt gekränkt. »Weisheit? Was meinstdu? Amerasu hat gesagt, meine Träume bedeuteten etwas. Und du und Geloë fandet das auch!«
Binabik seufzte. »Ich meinte nur, dass wir nicht sehr glücklich darin sind, ihre Bedeutung zu entdecken. Darum scheint es mir eher von Vorteil, wenn sie dich nicht beunruhigen, wenigstens nicht jetzt, wenn du dich deines großen Tages erfreuen solltest.«
Das ernste Gesicht des Trolls genügte Simon. Er schämte sich von Herzen über seine plötzliche Missstimmung. »Du hast recht, Binabik.« Er schnallte den Schwertgurt um. Das ungewohnte Gewicht war eine weitere neue Erfahrung an diesem Tage voller Wunder. »Ich will heute nicht an … an etwas Böses denken.«
Binabik gab ihm einen herzhaften Klaps. »Das ist mein Gefährte vieler Reisen, der spricht! Komm, wir gehen. Neben der Freundlichkeit seines Zeltes für dein Schlafbehagen hat Josua nämlich auch dafür gesorgt, dass ein köstliches Mahl auf uns alle wartet und andere Vergnüglichkeiten außerdem.«
Draußen hatte man das im Schutz von Sesuad’ras langgestreckter Nordostmauer errichtete Zeltlager mit bunten Bändern geschmückt, die im starken Wind knatterten und flatterten. Bei ihrem Anblick musste Simon unwillkürlich an seine Zeit in Jao é-Tinukai’i denken, Erinnerungen, die er gewöhnlich zu unterdrücken versuchte, weil sie von komplizierten und beunruhigenden Gefühlen begleitet waren. Alle die schönen Worte heute konnten nichts an ihrer bitteren Lage ändern oder den Sturmkönig verscheuchen. Simon hatte es satt, immer in Angst zu leben. Der Stein des Abschieds würde ihnen nur kurze Zeit Schutz bieten. Wie sehr er sich doch nach einem Zuhause sehnte, einem sicheren Hafen, nach Freiheit von all dem Schrecken! Amerasu die Schiffgeborene hatte seine Träume gesehen. Und hatte sie nicht erklärt, er brauche keine weiteren Lasten mehr zu tragen? Aber Amerasu, die so vieles gesehen hatte, war anderem gegenüber manchmal blind gewesen. Vielleicht hatte sie sich auch in Simons Schicksal geirrt.
Mit den letzten Nachzüglern traten Simon und sein Begleiter durch den geborstenen Türrahmen in die von Fackeln erhellte Wärme des Abschiedshauses. Der riesige Raum war voller Menschen. Sie saßen auf ausgebreiteten Mänteln und Decken. Man hattedie Steinplatten des Fußbodens vom jahrhundertealten Moos und Gras befreit. Überall brannten kleine Kochfeuer. In diesen harten Zeiten gab es selten genug einen Anlass, fröhlich zu sein. Die Verbannten aus vielen Orten und Völkern, die sich hier zusammengefunden hatten, schienen deshalb entschlossen, die Gelegenheit zum Feiern zu nutzen. An mehreren Feuern forderte man Simon auf, stehen zu bleiben und einen Glückwunschschluck zu trinken, und so dauerte es eine ganze Weile, bis er endlich zur Hohen Tafel vordrang, einem massiven, geschmückten Steinblock, der Bestandteil der ursprünglichen Sithihalle war. Dort warteten der Prinz und seine anderen Gefährten.
»Willkommen, Herr Seoman.« Josua winkte Simon auf den Platz zu seiner Linken. »Unsere Siedler von Neu-Gadrinsett haben keine Mühe gescheut, dieses Fest zu einem großartigen Ereignis zu machen. Es gibt Kaninchen und Rebhuhn, Hühner, glaube ich, und eine gute Silberforelle aus dem Stefflod.« Er beugte sich zu Simon und sprach etwas leiser. Trotz der friedlichen letzten Wochen kam Simon das Gesicht des Prinzen hager vor. »Iss ordentlich, Junge. Das Wetter wird schon bald schlechter werden. Vielleicht müssen wir dann von unserem Fett zehren wie die Bären.«
»Neu-Gadrinsett?«, fragte Simon.
»Wir sind nur Besucher auf dem Sesuad’ra«, erklärte Geloë. »Der Prinz findet mit Recht, dass es anmaßend von uns
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