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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Herz, es schlug so schnell! Dabei wartete sie darauf, dass das Ungeheuer sie packte, mit den abscheulichen Händen nach ihr griff. Aber als lange Momente vergingen und nichts geschah, siegte ihre Neugier über die Angst. Rachel schlug die Augen auf.
    Hengfisk stand immer noch vor ihr, aber das Grinsen war verschwunden. Der Mönch lehnte an der Wand und zupfte an seinen Kleidern herum, als sei er verwundert, dass er sie anhatte. Er sah zu ihr auf. Etwas hatte sich verändert. Er schien von einer neuen Art Leben erfüllt – undeutlich, zögernd, aber irgendwie menschlicher als das, was sie eben noch angestarrt hatte.
    Er sah hinunter auf die brennende Ölpfütze und die blauen Flammen, die an seinen Füßen leckten, und sprang auf einmal erschrockenzurück. Die Flammen flackerten. Die Lippen des Mönchs bewegten sich, brachten jedoch zunächst kein Wort heraus.
    Dann stotterte er: »Vad es? … Uf nammen Hott … vad es …?«
    Verstört glotzte er Rachel an. Aber schon regte sich etwas hinter seinen Augen. Seine Züge strafften sich, als zerre eine unsichtbare Hand an seinem geschorenen Hinterkopf. Die Lippen wurden hart, die Augen leer.
    Rachel stöhnte auf. Irgendetwas ging hier vor, das sie nicht verstand, ein Kampf im Inneren des glotzäugigen Mannes. Sie konnte nur angstvoll zuschauen.
    Endlich schüttelte sich Hengfisk wie ein Hund, der aus dem Wasser steigt, sah wieder auf Rachel und blickte sich dann im ganzen Treppenhaus um. Seine Miene hatte sich erneut verwandelt. Er wirkte wie ein Mensch, der unter einer erdrückenden Last gefangen ist. Gleich darauf drehte er sich ruckartig um und stolperte die Treppe hinauf. Rachel hörte, wie seine unregelmäßigen Schritte in der Dunkelheit verklangen.
    Sie wankte zu dem Wandteppich und zog ihn mit ungeschickten, zitternden Fingern zur Seite. Als sie mühsam die Tür dahinter geöffnet hatte, stürzte sie hindurch und schob sie hinter sich zu. Als Erstes stieß sie den Riegel vor. Dann warf sie sich auf ihren Strohsack und zog sich die Decke weit über den Kopf. Bebend wie im Fieber blieb sie liegen.
    Das Lied, das ihn aus den sichereren Tiefen nach oben gelockt hatte, wurde immer leiser. Guthwulf fluchte matt vor sich hin. Er kam zu spät. Elias ging und nahm das graue Schwert wieder mit in seinen Thronsaal, diese staubige, blutleere Gruft voller Malachitstatuen und Drachengebein. Wo die Musik des Schwertes erklungen war, gab es nur noch Leere, ein Loch, das an seiner Seele nagte.
    Hoffnungslos bog er in den nächsten Tunnel ein, der sich nach unten zu senken schien, wich zurück von der Oberfläche wie ein Wurm, der von einem Spatenstich ans Licht gezerrt worden war. Ein Loch gähnte in ihm, ein Loch, durch das der Wind heulen und der Staub wehen würde. Er war leer.
    Als die Luft sich leichter atmen ließ und die Steine unter seinenFingern sich wieder kühl anfühlten, fand ihn das Kätzchen. Er hörte das summende Schnurren, mit dem es um seine Füße strich, aber er blieb nicht stehen, um ihm seine Zuneigung zu zeigen. In diesem Augenblick hatte er nichts, das er anderen geben konnte. Das Schwert hatte für ihn gesungen und ihn dann verlassen. Bald würden die törichten Stimmen zurückkehren, die Geisterstimmen, sinnlos, so sinnlos …
    Langsam wie das große Rad der Zeit bewegte sich Guthwulf und ertastete sich den Rückweg in die Tiefen.

15
Der gläserne See

    ie ein brausender Wind, ein Brüllen von Stieren, ein Wildfeuer, das über dürres Land fegt, näherten sie sich ihrem Ziel. Die Pferde zauderten nicht, als sie über die geheimen Pfade jagten, die sich durch Wald und Tal und Moor wanden. An diesem Tage öffneten sich von neuem die alten Wege, auf die Dutzende von Menschengenerationen keinen Fuß mehr gesetzt hatten, so als sei das Rad der Zeit in seinen Geleisen stehen geblieben und hätte sich dann zurückgedreht.
    Die Sithi waren aus dem Sommer von Jao é-Tinukai’i in ein Land hinausgeritten, das in den Fesseln des Winters schmachtete. Doch als sie den großen Forst durchquerten und an den Stätten vorüberkamen, an denen sie einst geherrscht hatten – dem hügeligen Maa’sha, Peja’ura im Zedernmantel, Shisae’ron mit seinen Bächen und der schwarzen Erde von Hekhasór –, da schien es, als werde unter ihrem Hufschlag das Land selbst unruhig, als mühe es sich, aus einem kalten Traum aufzuwachen. Erschrockene Vögel flatterten aus ihren Winternestern und hingen wie Hummeln in der Luft, als die Sithi vorbeidonnerten. Eichhörnchen klammerten

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