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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sich wie erstarrt an gefrorene Zweige. Tief in ihren Erdhöhlen stöhnten die schlafenden Bären in hungriger Ahnung. Sogar das Licht schien sich hinter dem strahlenden Heer zu wandeln, und Sonnenstrahlen stachen durch den bedeckten Himmel wie Nadeln und funkelten im Schnee.
    Aber der Griff des Winters war stark. Kaum waren die Sithi vorüber, schloss er von neuem seine Faust um den eisigen Wald.Sie hielten nicht einmal an, um auszuruhen, als das rote Glühen des Sonnenuntergangs vom Himmel schwand und über ihnen zwischen den Ästen die Sterne zu glitzern anfingen. Die Pferde brauchten nicht mehr als Sternenschein, um ihren Weg auf den alten Straßen zu finden, die doch seit Jahrhunderten zugewachsen waren. Sterblich und irdisch waren die Pferde, aus Fleisch und Blut. Aber ihre Ahnen stammten aus dem Geschlecht der Rosse von Venyha Do’sae, die auf der großen Flucht mit aus dem Garten gekommen waren. Als die heimischen Pferde von Osten Ard noch ungezähmt und furchtsam über das Grasland liefen und weder Hand noch Zaumzeug kannten, waren die Vorfahren dieser Sithirosse schon gegen die Riesen in den Kampf gezogen oder hatten Boten über Straßen getragen, die sich von einem zum anderen Ende des strahlenden Reichs erstreckt hatten. Schnell wie ein Seewind hatten sie ihre Reiter getragen, so gleichmäßig, dass es von Benayha von Kementari hieß, er habe im Sattel die kunstvollsten Gedichte gemalt, ohne ein einziges Schriftzeichen zu verwischen. Die Herrschaft über diese Straßen war ihnen angeboren, ein Wissen, das sie im wilden Blut trugen – doch ihre Ausdauer schien noch größer zu sein, als hafte ihr ein Zauber an. An diesem endlosen Tag, als die Sithi wieder ritten, war es, als würden ihre Pferde mit jeder Stunde, die verging, nur noch stärker. Immer weiter ritten die Krieger, schon hob sich am östlichen Horizont die Sonne, und noch immer rauschten die unermüdlichen Pferde wie eine brandende Woge auf den Saum des Waldes zu.
    Schon die Rosse trugen uraltes Blut in sich, doch ihre Reiter waren die fleischgewordene Geschichte Osten Ards. Selbst die Jüngsten von ihnen, geboren nach der Verbannung aus Asu’a, hatten Jahrhunderte vorbeiziehen sehen. Die Ältesten konnten sich an das vieltürmige Tumet’ai in der Zeit seines Frühlings erinnern und an die Lichtungen voll feuerrotem Mohn, die meilenweit flammten, überall rings um Jhiná-T’seneí, bevor die See es verschlang.
    Lange hatten die Friedlichen sich vor den Augen der Welt verborgen, ihre Trauer genährt, nur in der Erinnerung an vergangene Zeiten gelebt. Heute trugen sie wieder ihre Rüstungen, leuchtendbunt wie Vogelgefieder, und ihre Speere glänzten wie gefrorene Blitze.Sie sangen, denn die Sithi hatten stets gesungen. Sie ritten, und die alten Wege sprangen vor ihnen auf, und die Waldlichtungen hallten wider vom Hufschlag der Pferde, zum ersten Mal, seit die höchsten Bäume Sämlinge gewesen waren. Nach jahrhundertelangem Schlaf war ein Riese erwacht.
    Die Sithi ritten wieder.

    Obwohl er von den Kämpfen des Tages zerschlagen, mit blauen Flecken übersät und völlig erschöpft war und außerdem nach Sonnenuntergang Freosel und einigen anderen noch über eine Stunde lang geholfen hatte, im eisigen Schlamm nach herumliegenden Pfeilen zu suchen – eine Arbeit, die schon bei Tageslicht hart gewesen wäre und bei Fackelschein qualvoll und mühsam war –, fand Simon keinen rechten Schlaf. Nach Mitternacht wachte er wieder auf. Alle Muskeln taten ihm weh, und in seinem Kopf drehte sich alles im Kreis. Das Lager war still.
    Der Wind hatte den Himmel blankgefegt, und die Sterne glitzerten wie Messerspitzen.
    Als er begriffen hatte, dass er nicht wieder einschlafen würde, stand er auf und ging zu den Wachfeuern, die am Hang über der großen Barrikade brannten. Vor einem der verwitterten Sithi-Gedenksteine loderte das größte, und dort fand er Binabik und ein paar andere – Geloë, Vater Strangyeard, Sludig und Deornoth –, in ein leises Gespräch mit dem Prinzen vertieft. Josua aß Suppe aus einer dampfenden Schale, vermutlich die erste Nahrung, die er seit vielen Stunden zu sich nahm.
    Als Simon in den Lichtkreis trat, blickte der Prinz auf und grüßte ihn. »Willkommen, junger Ritter. Wir alle sind stolz auf Euch. Ihr habt mein Vertrauen gerechtfertigt, wie ich es erwartete.«
    Simon, der nicht recht wusste, was er darauf antworten sollte, senkte den Kopf. Er freute sich über das Lob, aber das, was er auf dem Eis gesehen und getan hatte,

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