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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Er sah Strangyeard an. »Habt Ihr Morgenes’ Buch irgendwo in der Nähe oder bewahrt Ihr es oben in der Siedlung?«
    Der Archivar hatte gedankenversunken ins Feuer gestarrt. »Wie?«, fragte er zurück und war plötzlich hellwach. »Das Buch, meint Ihr? O ihr himmlischen Auen, ich lasse es nie von meiner Seite! Wie könnte ich es irgendwo unbewacht zurücklassen!« Er warf Simon einen scheuen Blick zu. »Natürlich gehört es nicht mir – bitte glaubt nicht, ich hätte Eure Freundlichkeit, es mich lesen zu lassen, vergessen, Simon. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie wundervoll es ist, Morgenes’ Worte zu vernehmen.«
    Simon empfand beim Gedanken an Morgenes ein beinahe angenehmes Bedauern. Er vermisste den guten, alten Mann schmerzlich. »Es gehört auch nicht mir, Vater Strangyeard. Er hat es mir nur zum Aufheben gegeben, damit kluge Leute wie Ihr und Binabik es lesen können.« Er lächelte beklommen. »Ich glaube, das ist es, was ich jetzt langsam lerne – dass mir nichts wirklich gehört. Eine Zeitlang habe ich angenommen, Dorn sei für mich bestimmt, aber inzwischen bin ich anderer Ansicht. Ich habe verschiedene Dinge bekommen, aber keines von ihnen war wirklich das, wofür ich es gehalten habe. Darum freue ich mich, wenn jemand aus Morgenes’ Schriften Nutzen zieht.«
    »Diesen Nutzen ziehen wir alle.« Binabik lächelte zurück, aber sein Ton war ernst. »Morgenes hat für diese dunkle Zeit vorausgeplant – zu unser aller Wohl.«
    »Nur einen Moment.« Strangyeard rappelte sich auf und kam gleich darauf mit einem Sack zurück, dessen Inhalt – ein Buch Ädon, ein Schal, ein Wasserschlauch, ein paar kleine Münzen und verschiedener Krimskrams – er vor lauter Eifer, an das Manuskript heranzukommer, erst einmal versehentlich auf der Erde verteilte. »Da ist es«, verkündete er triumphierend und hielt wieder inne. »Warum habe ich es eigentlich gesucht?«
    »Weil ich Euch gefragt habe, ob Ihr es hättet«, erklärte Binabik.»Es gibt eine Stelle darin, von der ich glaube, dass sie Simons Interesse finden wird.«
    Er nahm von Strangyeard das Manuskript entgegen und durchblätterte es vorsichtig. Stirnrunzelnd versuchte er im unsicheren Schein des Lagerfeuers die Buchstaben zu entziffern. Es sah aus, als würde er längere Zeit dazu brauchen, darum stand Simon auf, um seine Blase zu leeren. Der Hangwind war eiskalt, und der weiße See unter ihm, den er durch eine Lücke in den Bäumen sehen konnte, war ein Ort für Gespenster. Als Simon wieder ans Feuer trat, zitterte er.
    »Hier, ich habe es gefunden.« Binabik wedelte mit dem Blatt. »Würdest du vorziehen, es selbst zu lesen, oder soll ich es dir vorlesen?«
    Simon grinste über den Eifer des Trolls. »Du liest mir doch so gern etwas vor. Fang nur an.«
    »Es ist ja nur zum Vorteil deiner Erziehung«, entgegnete Binabik mit geheuchelter Strenge. »Also hör zu, was Morgenes schreibt.« Der Troll las vor:
    Tatsächlich war der Streit darüber, wer nun der größte Ritter der Ädonheit sei, lange Jahre Anlass zahlreicher Auseinandersetzungen sowohl in den Gängen der Sancellanischen Ädonitis zu Nabban als auch in den Schenken von Erkynland und Hernystir. Man könnte kaum behaupten, dass Camaris irgendeinem anderen Mann unterlegen gewesen sei, aber er schien so wenig Freude am Kämpfen zu finden, dass es den Eindruck erweckte, der Krieg bedeute ihm eine Art Buße, die eigene große Gewandtheit eine Form von Strafe. Oft, wenn die Ehre ihn zwang, an Turnieren teilzunehmen, versteckte er den Eisvogel-Helmschmuck seines Hauses unter einer Verkleidung, damit seine Gegner nicht vor lauter Ehrfurcht den Kampf aufgaben. Bekannt ist auch, dass er sich selbst die erstaunlichsten Einschränkungen auferlegte, indem er zum Beispiel nur mit der linken Hand focht, nicht aus Tollkühnheit, sondern – so glaube ich wenigstens – aus dem sehnlichen Wunsch heraus, endlich irgendwo, irgendwann von einem anderen besiegt zu werden, der ihm die Last, Osten Ards hervorragendster Ritter zu sein, von den Schultern nehmen würde, damit er nicht länger das Angriffsziel jedes betrunkenen Streithahns und die Inspiration aller Balladendichter zu sein brauchte. Selbst diePriester der Mutter Kirche waren sich darin einig, dass er beim Kampf in der Schlacht seine bewunderungswürdige Bescheidenheit und die Barmherzigkeit gegenüber dem besiegten Feind allzu weit trieb, als sehne er sich nach einer ehrenhaften Niederlage, ja, sogar nach dem Tod. Seine Waffentaten, von denen ganz

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