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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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den hochmütigen Leuten von Earb und Lacha erteilt hatte.
    Die übrigen Fälle waren schnell erledigt. Maegwin stellte fest, dass ihr die Arbeit gefiel, auch wenn einige der Auseinandersetzungen einen traurigen Hintergrund hatten. Es war etwas, das ihr lag, etwas, bei dem es nicht darauf ankam, dass man klein und zierlich war oder hübsch aussah. Im Kreise schönerer, anmutigerer Frauen hatte sie immer das Gefühl gehabt, ihren Vater in Verlegenheit zu bringen, selbst an einem ländlichen Hof wie dem Taig. Hier aber kam es nur auf einen klugen Kopf an. In den letzten Wochen hatte sie –zu ihrer Überraschung – herausgefunden, dass die Untertanen ihres Vaters sie schätzten und dankbar dafür waren, dass sie ihnen bereitwillig zuhörte und sich um Gerechtigkeit bemühte. Während sie ihr zerlumptes, rußiges Volk anschaute, krampfte sich ihr Herz zusammen. Die Hernystiri verdienten etwas Besseres als dieses Elend. Und sie würden es bekommen, irgendwie, wenn es in Maegwins Macht lag.
    Für eine Weile gelang es ihr, fast völlig zu vergessen, wie grausam sie den Grafen von Nad Mullach behandelt hatte.
    Am selben Abend, kurz vor dem Einschlafen, fühlte Maegwin, wie sie jäh vornüberkippte, hinab in eine Finsternis, die weit größer und tiefer war als die von Kohlenglut erhellte Höhle, in der sie ihr Lager aufgeschlagen hatte. Zuerst dachte sie, ein Erdbeben hätte den Boden unter ihr zerrissen. Gleich darauf war sie überzeugt zu träumen. Aber als sie spürte, wie sie langsam in eine Leere wirbelte, fühlte es sich viel zu unmittelbar für einen Traum und doch zu seltsam verschoben für etwas so Wirkliches wie ein Erdbeben an. Sie hatte Ähnliches schon früher empfunden, in jenen Nächten, in denen sie von der wunderschönen Stadt unter der Erde geträumt hatte …
    Noch während ihre verstörten Gedanken wie aufgeschreckte Fledermäuse durch das Dunkel flatterten, tauchte langsam eine Wolke trüber Lichter auf. Es waren Glühwürmchen oder Funken, vielleicht weit entfernte Fackeln. Sie stiegen spiralförmig nach oben wie der Rauch eines großen Feuers, weit hinauf in unvorstellbare Höhen.
    Steig hinauf, sagte eine Stimme in ihrem Kopf. Hinauf zum Gipfel. Es ist Zeit.
    Maegwin schwamm im Nichts, mühsam der fernen Höhe zu, auf der die flackernden Lichter sich sammelten.
    Steig hinauf zum Gipfel, forderte die Stimme. Es ist Zeit.
    Und plötzlich schwebte Maegwin inmitten vieler glänzender Lichter, die klein und stark leuchteten wie ferne Sterne. Ein schleierhaftes Gewimmel umgab sie, schön, aber unmenschlich, leuchtend in alle Farben des Regenbogens. Mit strahlenden Augen blickten dieWesen einander an. Ihre anmutigen Gestalten blieben verschwommen. Obwohl sie wie Menschen aussahen, wusste Maegwin genau, dass sie nicht menschlicher waren als Regenwolken oder gefleckte Hirsche. Es ist Zeit, wiederholte die Stimme, jetzt viele Stimmen. In ihrer Mitte glühte ein Streifen aus schillerndem, pulsierendem Licht wie ein Stern, der vom Himmelsgewölbe gefallen war. Steig hinauf zum Gipfel …
    Und dann versickerte die phantastische Vision und verlor sich im Dunkel.
    Maegwin wachte auf und merkte, dass sie aufrecht auf ihrem Strohsack saß. Das Feuer war bis zur Glut heruntergebrannt. In der dunklen Höhle war nichts zu erkennen, und man hörte nur das Atmen vieler, schlafender Menschen. Sie umklammerte Yis-fidris Stein so fest, dass ihre Knöchel schmerzhaft pochten. Kurz glaubte sie ein schwaches Licht in seiner Tiefe glänzen zu sehen, aber als sie erneut hinsah, kam sie zu dem Ergebnis, dass sie sich geirrt haben musste. Es war nur ein durchscheinendes Stück Gestein. Langsam schüttelte sie den Kopf. Der Stein war ohnehin unwichtig, verglichen mit dem, was sie gerade erlebt hatte.
    Die Götter. Die Götter hatten wieder zu ihr gesprochen, diesmal sogar noch deutlicher. Zum Gipfel, hatten sie gesagt. Es ist Zeit. Das bedeutete, dass die Gebieter ihres Volkes endlich bereit waren, einzugreifen und Hernystir zu helfen. Es musste so sein, sonst hätten sie sie nicht berührt, ihr nicht dieses klare Zeichen geschickt.
    Die kleinen Sorgen des jüngst vergangenen Tages waren wie weggefegt. Zum Gipfel, wiederholte sie und blieb lange grübelnd im Dunkel sitzen.

    Nachdem sie sich vorsorglich davon überzeugt hatte, dass sich Graf Aspitis noch oben an Deck befand, eilte Miriamel den schmalen Gang hinunter und klopfte an die niedrige Tür. Bei dem Geräusch verstummte innen eine murmelnde Stimme.
    Die Antwort folgte ein

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