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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Missachtungen und kleinen Grausamkeiten, die er nur andeutete.
    Ich bin nicht die Einzige, die sich einsam, missverstanden und unerwünscht fühlt. Diese scheinbar auf der Hand liegende Wahrheit traf sie wieeine plötzliche Offenbarung. Und dabei bin ich eine Prinzessin, die immer Vorrechte hatte – ich war nie hungrig, hatte nie Angst davor, nach meinem Tod vergessen zu werden, bekam nie gesagt, ich sei für etwas, das ich gern tun wollte, nicht gut genug.
    Während sie Tiamak zuhörte, seinen drahtigen und doch zerbrechlich wirkenden Körper und seine präzisen Gelehrtengesten beobachtete, erschrak Miriamel über ihre eigene halsstarrige Unwissenheit. Wie konnte sie, der so viel Glück in die Wiege gelegt worden war, sich über die wenigen unerfreulichen Dinge, mit denen Gott oder das Schicksal sie konfrontiert hatte, so aufregen? Sie sollte sich schämen.
    Sie versuchte Herzog Isgrimnur etwas von diesen Gedanken mitzuteilen, der aber nicht dulden wollte, dass sie sich allzu sehr der Selbstverachtung hingab.
    »Wir haben alle unsere Sorgen, Prinzessin«, erklärte er. »Es ist keine Schande, wenn man sie sich zu Herzen nimmt. Die einzige Sünde besteht darin, zu vergessen, dass andere Leute auch Sorgen haben, oder vor lauter Selbstmitleid nicht schnell genug mit anzupacken, wenn jemand Hilfe braucht.«
    Isgrimnur, das wurde Miriamel wieder einmal klar, war mehr als nur ein bärbeißiger alter Soldat.
    In ihrer dritten Nacht im Wiesen-Thrithing, als die vier dasaßen und sich dicht um ihr Lagerfeuer drängten – sehr dicht, denn Holz war knapp im Grasland und das Feuer winzig –, fand Miriamel endlich den Mut, Tiamak nach dem Inhalt seines Reisesacks zu fragen.
    Der Wranna war so verlegen, dass er ihr kaum in die Augen sehen konnte. »Es ist mir schrecklich peinlich, Herrin. Ich kann mich nur ungenau erinnern, aber in meinem Fieber war ich fest überzeugt, dass Cadrach es mir stehlen wollte.«
    »Aber wie kamt Ihr darauf? Worum handelt es sich überhaupt?«
    Tiamak überlegte kurz, griff dann in den Sack, holte das Blätterbündel heraus und entfernte die Umhüllung. »Es war damals, als Ihr mit dem Mönch über Nisses’ Buch spracht«, erläuterte er schüchtern. »Ich glaube jetzt, dass die Bemerkung ganz harmlos war, weilMorgenes in seiner Botschaft an mich ja auch etwas von Nisses erwähnt hatte. Aber in meiner Krankheit konnte ich nur denken, Ihr meintet meinen Schatz und er sei in Gefahr.«
    Er reichte ihr das Pergament. Als sie es entrollte, kam Isgrimnur um das Feuer herum und las über ihre Schulter mit. Camaris, unbeteiligt wie immer, blickte hinaus in die Nacht.
    »Es ist eine Art Lied«, meinte Isgrimnur unzufrieden, als hätte er mehr erwartet.
    »Den Blinden, der sehen kann«, las Miriamel. »Was heißt das?«
    »Das weiß ich auch nicht genau«, antwortete Tiamak. »Doch seht, die Unterschrift lautet ›Nisses‹. Ich nehme an, es ist ein Stück aus seinem verschollenen Buch Du Svardenvyrd.«
    Miriamel schnappte nach Luft. »Das ist doch das Buch, das Cadrach hatte – dessen Seiten er einzeln verkauft hat.« Etwas in ihrem Magen krampfte sich zusammen. »Das Buch, das Pryrates unbedingt haben wollte! Wo habt Ihr das gefunden?«
    »Ich kaufte es vor fast einem Jahr in Kwanitupul. Es gehörte zu einem Haufen Pergamentabfälle. Der Händler hat nicht gewusst, dass es wertvoll war, oder vielleicht hat er sich diese Reste auch nie genau angeschaut.«
    »Ich bezweifle, dass Cadrach wusste, was Ihr da hattet«, meinte Miriamel. »Aber Elysia, Mutter der Barmherzigkeit, wie merkwürdig! Vielleicht ist das eines der Blätter, die er verkauft hat.«
    »Er hat Seiten aus Nisses’ Buch verkauft?«, fragte Tiamak empört und verwundert. »Wie ist so etwas möglich?«
    »Cadrach hat mir erzählt, dass er arm und verzweifelt war.« Sie erwog, ihnen die Geschichte des Mönchs zu erzählen, entschied sich dann aber dagegen. Vielleicht verstanden sie es falsch. Trotz seiner Flucht empfand sie immer noch das Bedürfnis, Cadrach gegen alle in Schutz zu nehmen, die ihn nicht so gut kannten wie sie. »Damals trug er einen anderen Namen«, erklärte sie, als könne ihn das in gewisser Weise entlasten. »Er hieß Padreic.«
    »Padreic!« Tiamak war äußerst überrascht. »Aber diesen Namen kenne ich! Kann es derselbe Mann sein, den auch Doktor Morgenes gut kannte?«
    »Ja, er kannte Morgenes. Er hat ein seltsames Leben geführt.«
    Isgrimnur schnaubte, aber auch er klang ein wenig betroffen. »Allerdings ein seltsames

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