Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Leben, scheint mir.«
Miriamel beeilte sich, das Thema zu wechseln. »Vielleicht versteht Prinz Josua etwas davon.«
Der Herzog schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wenn wir Josua überhaupt finden, wird er etwas anderes zu tun haben, als sich alte Pergamente anzuschauen.«
»Aber es könnte wichtig sein.« Tiamak warf Isgrimnur einen Seitenblick zu. »Wie ich Euch schon sagte, schrieb mir Doktor Morgenes in seinem Brief, er gehe davon aus, dass jetzt die Zeit sei, vor der Nisses gewarnt habe. Morgenes war ein Mann, der vieles wusste, das uns anderen verborgen ist.«
Isgrimnur kehrte brummend auf seinen Platz am Feuer zurück. »Das übersteigt meinen Verstand. Um ein ganzes Stück.«
Miriamel beobachtete Camaris, der so ruhig und besitzergreifend in die Nacht hinausblickte wie eine Eule, die soeben von ihrem Ast hinabschweben will. »Es gibt heutzutage so viele Geheimnisse«, seufzte sie. »Wäre es nicht wunderschön, wenn alles wieder einfach wäre?«
Eine Pause entstand, dann lachte Isgrimnur verlegen auf. »Ich hatte ganz vergessen, dass der Mönch fort ist. Ich wartete darauf, dass er sagen würde: ›Nichts wird je wieder einfach sein‹, oder etwas in dieser Art.«
Miriamel musste wider Willen lächeln. »Ja, das hätte er gesagt.« Sie hielt die Hände näher an die tröstliche Wärme des Feuers und stieß einen neuen Seufzer aus. »Genauso hätte er es ausgedrückt.«
Tagelang ritten sie nach Norden. Der Schnee auf der Erde lag jetzt höher, der Wind wurde ihr Feind. Als sie die letzten Meilen des Wiesen-Thrithings hinter sich gelassen hatten, wurden Miriamel und die anderen immer niedergeschlagener.
»Es ist schwer vorstellbar, dass Josua und seine Gefährten in diesem Wetter weit gekommen sein sollen.« Isgrimnur schrie fast, um den Wind zu übertönen. »Es ist jetzt viel schlimmer als damals, als ich von Naglimund nach Süden aufbrach.«
»Wenn sie nur am Leben sind, bin ich zufrieden«, erwiderte Miriamel. »Das wäre ein Anfang.«
»Eigentlich wissen wir nicht genau, wo wir sie suchen müssen, Prinzessin«, sagte der Herzog fast entschuldigend. »Keines der Gerüchte, die ich gehört habe, hatte Genaueres über seinen Verbleib zu melden. Es liegen noch mehr als hundert Meilen Grasland vor uns, genauso wenig besiedelt und zivilisiert wie das hier.« Er schwenkte den breiten Arm über die öden Schneefelder zu beiden Seiten. »Wir brauchen vielleicht Monate, um sie aufzustöbern.«
»Wir werden Josua finden«, beharrte Miriamel und war innerlich fast so überzeugt, wie sie klang. Sie hatte so viel durchgestanden, so viel erfahren – es musste einen Sinn haben. »Es wohnen doch auch Menschen in den Thrithingen«, fügte sie hinzu. »Wenn Josua und die anderen sich irgendwo angesiedelt haben, würde das Thrithingvolk es wissen.«
Isgrimnur schnaubte. »Das Thrithingvolk! Miriamel, ich kenne diese Leute besser, als Ihr Euch vorstellen könnt. Sie sind nicht wie Städter. Vor allem haben sie keine festen Wohnsitze, sodass wir ihnen vielleicht gar nicht begegnen werden. Möglicherweise sollten wir uns sogar darüber freuen. Es sind Barbaren, die uns genauso gut den Kopf abschlagen könnten, wie uns den Weg zu zeigen.«
»Ich weiß, dass Ihr gegen die Thrithingmänner gekämpft habt«, versetzte Miriamel. »Aber das ist lange her.« Sie schüttelte den Kopf. »Außerdem bleibt uns, soweit ich sehen kann, gar keine andere Wahl. Es wird sich alles fügen, wenn es so weit ist.«
Der Herzog musterte sie verärgert und ein wenig belustigt. Er zuckte die Achseln. »Ihr seid Eures Vaters Tochter.«
Seltsamerweise missfiel Miriamel die Bemerkung nicht. Trotzdem runzelte sie missmutig die Stirn. Gleich darauf fing sie an zu lachen.
»Was ist so komisch?«, erkundigte sich der Rimmersmann.
»Eigentlich nichts. Ich musste nur an die Zeit denken, als ich mit Binabik und Simon zusammen war. Damals habe ich oft geglaubt, dass ich in wenigen Augenblicken tot sein würde – einmal, als uns ein paar schreckliche Hunde fast zerrissen hätten, einmal, als ein Riese uns angriff, und ein anderes Mal, als Männer mit Pfeilen nach uns schossen …« Sie warf sich das Haar aus den Augen, aber derWind blies es sofort wieder zurück. Miriamel stopfte die störenden Strähnen unter ihre Kapuze. »Aber jetzt glaube ich das nicht mehr, so schlimm es auch um uns stehen mag. Als Aspitis uns gefangen nahm, habe ich keine Sekunde gedacht, er könnte mich wirklich verschleppen. Und wenn er es doch getan hätte, wäre ich
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