Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
anführen, ehe sie es Euch unterstellten.«
Josua schüttelte ärgerlich den Kopf. »Und wer dann?«
»Camaris, verdammt!« Isgrimnur unterstrich seine Worte damit, dass er sich mit der breiten Hand auf den Schenkel klatschte. »Er ist der rechtmäßige Erbe des herzoglichen Throns. Leobardis wurde nur Herzog, weil Camaris verschwunden war und für tot erklärt wurde.«
Der Prinz starrte seinen alten Freund an. »Aber er ist verrückt, Isgrimnur, oder zumindest einfältig.«
Der Herzog richtete sich auf. »Sie waren mit einem feigen Vatermörder einverstanden. Warum sollte ihnen ein einfältiger Held nicht besser gefallen?«
Wieder schüttelte Josua den Kopf, diesmal verwundert. »Ihr erstaunt mich, Isgrimnur. Wie kommt Ihr auf diesen Gedanken?«
Isgrimnur grinste wölfisch. »Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, seit ich Camaris in dieser Spelunke in Kwanitupul wiederfand.« Er fuhr sich mit den Fingern durch den Bart. »Schade nur, dass Eolair nicht hier ist, um zu sehen, was für ein Heimlichtuer und Ränkeschmied ich auf meine alten Tage geworden bin.«
Der Prinz lachte. »Ich bin zwar nicht sicher, ob es gehen könnte, aber jedenfalls lohnt es sich, darüber nachzudenken.« Er stand auf und ging zum Tisch. »Möchtet Ihr noch etwas Wein?«
Isgrimnur hob den Becher. »Denken macht durstig. Füllt ihn mir, bitte.«
»Es ist Prise’a – Immerfrisch.« Aditu hob die schmale Ranke, um Simon die blassblaue Blüte zu zeigen. »Selbst nach dem Pflücken welkt es nicht, eine ganze Jahreszeit lang. Es heißt, die Schiffe unseres Volkes hätten es aus dem Garten mitgebracht.«
»Manche Frauen hier tragen es im Haar.«
»Unsere Frauen auch – und die Männer ebenfalls«, erwiderte die Sitha und betrachtete ihn belustigt.
»Bitte! Hallo!«, rief jemand. Simon drehte sich um und erkannte Tiamak, Miriamels Wrannafreund. Der kleine Mann schien ungeheuer aufgeregt zu sein. »Prinz Josua bittet Euch, zu ihm zu kommen, Herrin Aditu, Herr Simon.« Er wollte eine kleine Verbeugung machen, brachte sie aber vor lauter Unruhe nicht zu Ende. »O bitte! Kommt schnell!«
»Was gibt es denn?«, fragte Simon. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
»Wir glauben, etwas Wichtiges entdeckt zu haben.« Er hüpfte auf den Zehenspitzen, als wolle er jeden Moment wieder davonlaufen. »In meinem Pergament – meinem!«
»Was für ein Pergament?«, erkundigte Simon sich kopfschüttelnd.
»Ihr werdet alles erfahren. Kommt in Josuas Zelt! Bitte!« Er machte kehrt und trabte eilig nach der Siedlung zurück.
Simon lachte. »Was für ein seltsamer Mensch! Als ob er eine Hornisse im Hemd hätte.«
Aditu setzte die Ranke sorgfältig wieder an ihren Platz und führte die Finger an die Nase. »Sie riecht wie mein Haus in Jao é-Tinukai’i«, sagte sie. »Alle Räume sind voller Blumen.«
»Ich erinnere mich.«
Sie wanderten über den Gipfel. Die Sonne schien heute recht kräftig, und obwohl am nördlichen Horizont graue Wolken schwammen, war der Himmel über ihnen blau. Außer in den Mulden am Hang des Berges, Vertiefungen, die noch spät am Tag im Schatten lagen, gab es kaum noch Schnee. Simon fragte sich, wo Miriamel stecken mochte. Er hatte sie morgens gesucht, um sie zu einem Spaziergangzu überreden, aber sie war nicht da und ihr Zelt leer gewesen. Von Herzogin Gutrun hatte er erfahren, die Prinzessin sei schon früh fortgegangen.
Josuas Zelt war überfüllt. Neben Tiamak standen Geloë, Vater Strangyeard und Binabik. Der Prinz saß auf seinem Hocker und prüfte mit scharfen Augen ein auf seinem Schoß ausgebreitetes Pergament. Hinten an der Zeitwand hatte Vara sich niedergelassen und nähte an einem Stück Stoff. Aditu nickte allen grüßend zu, verließ Simon und setzte sich zu ihr.
Josua schaute kurz von seinem Pergament auf. »Schön, dass Ihr hier seid, Simon. Ich hoffe, Ihr könnt uns helfen.«
»Wie, Prinz Josua?«
Der Prinz hob, ohne noch einmal aufzublicken, die Hand. »Zuerst müsst Ihr hören, was wir gefunden haben.«
Tiamak schob sich schüchtern nach vorn. »Bitte, Prinz Josua, darf ich erzählen, wie alles gekommen ist?«
Josua lächelte. »Ja – sobald Miriamel und Isgrimnur hier sind.«
Simon stellte sich zu Binabik, der sich mit Geloë unterhielt. Er wartete und hörte so geduldig wie möglich zu, wie über Runen und Übersetzungsfehler gestritten wurde, bis er fast geplatzt wäre. Endlich erschien der Herzog von Elvritshalla mit der Prinzessin. Ihr kurzes Haar war vom Wind zerzaust, auf den Wangen stand eine
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