Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
ich hatte zwar gehofft, mit gewissen Dingen noch abwarten zu können, Benigaris, aber nachdem ich die Worte Eures Astrologen gehört habe – vor allem über die große Zukunft, die er für Euch voraussieht –, glaube ich, dass ich doch lieber schon jetzt mit Euch reden sollte.«
Benigaris, der seine Mutter unzufrieden betrachtet hatte, drehte sich zu ihm um. »Wovon sprecht Ihr?«
»Von Dingen, die ich erfahren habe.« Der alte Mann blickte in die Runde. »Ah … vergebt mir, Benigaris, aber dürfte ich Euch bitten, Eure Wachen fortzuschicken?« Er deutete unbeholfen auf die beiden Männer, die die ganze Zeit regungslos und stumm wie Steine dagestanden hatten. Benigaris brummte etwas und scheuchte sie mit einer Geste in den Hintergrund des Dachgartens.
»Nun?«
»Ich habe, wie Ihr wisst, viele Nachrichtenquellen«, begann der Graf. »Ich höre manches, das selbst solchen, die mächtiger sind als ich, nicht immer zu Ohren kommt. In letzter Zeit habe ich Verschiedenes erfahren, das Euch interessieren könnte, über Elias und seinen Krieg mit Josua und … über andere Dinge.« Er stockte und sah den Herzog erwartungsvoll an.
Nessalanta hatte sich vorgebeugt. »Fahrt fort, Streáwe. Ihr wisst, wie wertvoll Euer Rat für uns ist.«
»Ja«, stimmte Benigaris zu, »sprecht. Ich würde sehr gern hören, was Ihr herausgefunden habt.«
Der Graf setzte sein Fuchsgrinsen auf, das die noch immer weißen Zähne entblößte. »O ja«, sagte er, »Ihr werdet es gern hören …«
Eolair kannte den Sitha nicht, der in der Tür zur Halle der Schnitzereien stand. Er war zumindest nach Sithibegriffen zurückhaltend gekleidet, in Hemd und Hose aus hellem, beigefarbenem Stoff, der wie Seide schimmerte. Sein Haar war nussbraun, menschenähnlicher, als es der Graf bei den Sithi bisher gesehen hatte, und zu einem Knoten auf seinem Scheitel aufgesteckt.
»Likimeya und Jiriki sagen, Ihr müsst zu ihnen kommen.« Das Hernystiri des Fremden war so stockend und altertümlich wie das der Unterirdischen. »Es wäre gut sofort.«
Eolair merkte, dass Craobhan Luft holte, als wollte er protestieren, aber der Graf legte ihm die Hand auf den Arm. Es war nur die unbeholfene Sprache des Unsterblichen, die seine Worte wie einen Befehl klingen ließ. Eolair wusste, dass die Sithi notfalls geduldig ein paar Tage auf ihn warten würden. »Eine Frau Eures Volkes, eine Heilerin, ist bei Maegwin – bei der Königstochter«, sagte er zu dem Boten. »Ich muss mit ihr sprechen. Dann komme ich.«
Der Sitha verneigte sich mit ausdrucksloser Miene, ruckartig wie ein Kormoran, der sich einen Fisch aus dem Fluss schnappt. »Ich werde ihnen mitteilen.« Er machte kehrt und verließ den Raum. Die weichen Stiefel glitten lautlos über den Holzboden.
»Sind sie jetzt die Herren hier?«, fragte Craobhan erbost. »Sollen wir nach ihrer Pfeife tanzen?«
Eolair schüttelte den Kopf. »Das ist nicht ihre Art, alter Freund. Jiriki und seine Mutter möchten lediglich mit mir sprechen, sonst nichts. Nicht alle Sithi beherrschen unsere Sprache so gut wie diese beiden.«
»Es gefällt mir trotzdem nicht. Wir haben lange genug mit Skalis Absatz im Nacken leben müssen. Wann werden die Hernystiri in ihrem eigenen Land wieder die Stellung einnehmen, die ihnen zusteht?«
»Die Zeiten ändern sich«, versetzte Eolair sanft. »Aber wir haben immer überlebt. Vor fünfhundert Jahren trieben Fingils Rimmersmänner uns in die Berge und die Klippen am Meer. Wir kamen zurück. Jetzt sind es Skalis Männer, die fliehen, und auch sie haben wir überdauert. Die Last der Sithi ist weitaus leichter zu ertragen, findet Ihr nicht auch?«
Mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen sah der Alte ihn an. Schließlich lächelte er. »Ach, mein lieber Graf, Ihr hättet Priester oder General werden sollen. Ihr seht immer das große Bild.«
»Wie Ihr, Craobhan. Sonst wärt Ihr heute nicht hier, um Euch zu beschweren.«
Bevor der alte Ratgeber etwas erwidern konnte, erschien an der Tür eine Sitha. Sie war eine grauhaarige Frau in grüner Kleidung und mit einem Mantel aus wolkigem Silber. Trotz ihrer Haarfarbe wirkte sie nicht älter als der Sitha, der gerade gegangen war.
»Kira’athu«, begrüßte sie der Graf und erhob sich. Seine Stimme verlor den leichten Tonfall. »Könnt Ihr ihr helfen?«
Die Sitha sah ihn an und schüttelte dann den Kopf, eine so sonderbar unnatürliche Gebärde, als hätte sie sie aus einem Buch gelernt. »Ihrem Körper fehlt nichts. Es ist ihr Geist, der sich
Weitere Kostenlose Bücher