Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Eolairs Stimme war wieder fest.
Jiriki wandte sich ihm zu. Seine Züge waren noch gleichmütiger und ausdrucksloser als gewöhnlich. Hatte ihm die Geste seiner Mutter missfallen? Eolair schob den Gedanken beiseite. Ein Versuch, die Sithi zu verstehen, bedeutete nur Ratlosigkeit, um nicht zu sagen, Irrsinn.
»Jetzt, nachdem Skali tot ist und die letzten seiner Krieger im Land verstreut sind, ist unsere Aufgabe hier erfüllt«, sagte Jiriki. »Aber wir sind erst am Anfang des Pfades. Von heute an beginnt der Ernst unserer Reise.«
Während er das sagte, griff seine Mutter hinter sich und holte einen Krug hervor, ein niedriges, dabei aber sonderbar anmutiges, blauglasiertes Gefäß. Sie tauchte zwei Finger hinein. Als sie sie wieder herauszog, waren die Fingerspitzen grauschwarz.
»Wir haben Euch früher schon gesagt, dass wir nicht hierbleiben können«, fuhr Jiriki fort. »Wir müssen weiter nach Ujin e-d’a Sikhunae – dem Ort, den Ihr Naglimund nennt.«
Langsam, als führe sie ein Ritual aus, fing Likimeya an, ihr Gesicht zu bemalen. Sie zog dunkle Striche über die Wangen und Ringe um die Augen.
»Und was … was können die Hernystiri tun?«, fragte Eolair, der die Augen nicht von ihr losreißen konnte.
Der Sitha senkte kurz den Kopf und hob ihn dann wieder. Er fing den Blick des Grafen auf und zwang ihn zur Aufmerksamkeit. »Bei dem Blut, das unsere beiden Völker füreinander vergossen haben, bitte ich Euch, uns eine Schar Eurer Männer mitzugeben.«
»Um an Eurer Seite zu kämpfen?« Eolair dachte an den schimmernden, schmetternden Angriff der Sithi. »Welche Hilfe könnten wir für Euch sein?«
Jiriki lächelte. »Ihr unterschätzt Euch und überschätzt uns. Es istvon größter Wichtigkeit, dass wir diese Burg einnehmen, die einmal Josua gehört hat, aber es wird ein Kampf werden, wie es ihn noch nie gegeben hat. Wer weiß, welche überraschende Rolle Sterbliche spielen können, wenn die Gartengeborenen streiten? Es gibt Dinge, die Ihr tun könnt, die uns nicht möglich sind. Wir sind nur noch wenige und brauchen Euer Volk, Eolair. Wir brauchen Euch.«
Likimeya hatte um ihre Augen und auf Stirn und Wangen eine Maske gezeichnet, sodass ihr Bernsteinblick aus dem Dunkel herausleuchtete wie Edelsteine aus einer Felsspalte. Nun zog sie drei Linien von der Unterlippe zum Kinn.
»Ich kann meine Krieger nicht zwingen, Jiriki«, sagte Eolair, »vor allem nach dem, was sie in letzter Zeit durchlitten haben. Aber ich glaube, dass sich andere mir anschließen werden, wenn ich gehe.« Er dachte an das, was Ehre und Pflicht erforderten. Die Rache an Skali war ihm abgenommen worden, aber der Rimmersmann war offenbar nur ein Werkzeug von Elias und einem noch viel schrecklicheren Feind gewesen. Hernystir war frei, aber der Krieg noch lange nicht beendet. Der Graf fand den Gedanken an etwas so Geradliniges wie eine Schlacht fast verlockend. Die Aussicht auf die schwierige Aufgabe, in Hernysadharc wieder Ordnung zu schaffen und dazu noch mit Maegwins Wahnsinn umzugehen, hatte ihm bereits Bauchschmerzen bereitet.
Über ihm stand der Himmel so dunkelblau wie Likimeyas Farbtopf. Einige der Sithi brachten Lichtkugeln, die sie an verschiedenen Stellen der Umhegung auf hölzerne Ständer setzten. Die von unten beleuchteten Äste der Obstbäume glänzten wie Gold.
»Ich werde Euch nach Naglimund begleiten, Jiriki«, sagte Eolair endlich. Craobhan, beschloss er, konnte sich sowohl um das Volk von Hernysadharc als auch um Maegwin und Lluths Witwe Inahwen kümmern. Craobhan würde den Wiederaufbau fortsetzen, eine Tätigkeit, für die der alte Ratgeber hervorragend geeignet war. »Und ich werde alle Krieger mitnehmen, die mich begleiten wollen.«
»Seid bedankt, Graf Eolair. Die Welt ändert sich, aber manche Dinge bleiben. Die Herzen der Hernystiri sind treu.«
Likimeya stellte ihren Krug hin, wischte sich die Finger an den Stiefeln ab, wo sie eine breite Spur hinterließen, und stand auf.Durch die Gesichtsbemalung hatte sie sich in etwas noch Fremdartigeres, noch Erschreckenderes verwandelt.
»Dann soll es so sein«, verkündete sie. »Am dritten Morgen nach dieser Nacht reiten wir nach Ujin e-d’a Sikhunae.« Im Schein der Kristallkugeln funkelten ihre Augen.
Eolair konnte ihren Blick nicht lange aushalten, ebenso wenig aber seine Neugier unterdrücken. »Verzeiht mir, Herrin. Ich möchte nicht unhöflich sein, aber darf ich Euch fragen, womit Ihr Euer Gesicht bemalt habt?«
»Mit Asche. Trauerasche.« Sie gab
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