Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Mantels sein Schwert. Miriamel betrachtete es nicht ohne Furcht. Da kniete er vor ihr nieder.
»Prinzessin … Miriamel… ich will Euch das einzige Geschenk machen, das ich noch geben kann.« Er streckte ihr den Schwertgriff entgegen, senkte den Kopf und starrte wie gebannt auf den Grasdschungel vor seinen Füßen. »Meinen Dienst. Ich bin jetzt ein Ritter. Ich schwöre, dass Ihr meine Herrin seid und ich Euch als Beschützer dienen will… wenn Ihr mich haben wollt.«
Er sah aus dem Augenwinkel zu ihr auf. Ein Sturzbach von Gefühlen überströmte ihr Gesicht. Simon konnte keines davon deuten.
»Ach, Simon«, flüsterte sie.
»Wenn Ihr mich zurückweisen wollt oder aus einem Grund, den zu begreifen ich zu dumm bin, zurückweisen müsst, dann sagt es mir nur. Wir können trotzdem Freunde bleiben.«
Eine lange Pause. Simon fuhr fort, auf den Boden zu starren, und merkte, wie sich in seinem Kopf alles drehte.
»Natürlich«, antwortete Miriamel endlich. »Natürlich will ich dich haben, lieber Simon.« Es lag eine seltsame Unsicherheit in ihrer Stimme. Sie lachte kurz auf. »Aber ich werde es dir nie verzeihen.«
Simon sah erschrocken auf. Sollte das ein Scherz sein? Ihr Mund zitterte, als wollte sie unter Tränen lächeln, aber ihre Augen waren fest geschlossen. Etwas glitzerte auf ihren Wimpern. Er wusste nicht, ob sie froh oder traurig war.
»Was muss ich tun?«, fragte sie.
»Ich weiß nicht genau. Am besten nehmt Ihr den Griff und berührt meine Schultern mit der Klinge, wie Josua es getan hat. Dann sagt Ihr: ›Du sollst mein Ritter sein‹.«
Sie nahm den Griff, legte ihn an ihre Wange und hob dann das Schwert. Sie berührte erst die linke, dann die rechte Schulter.
»Du sollst mein Ritter sein, Simon«, sagte sie ganz leise.
»Das werde ich.«
Die Fackeln im Abschiedshaus waren heruntergebrannt. Längst war es Zeit zum Abendessen, aber niemand hatte diese Tatsache auch nur erwähnt.
»Dies ist der dritte Tag des Raeds«, sagte Prinz Josua, »und wir sind alle müde. Schenkt mir trotzdem noch einmal Eure Aufmerksamkeit.« Er strich sich mit der Hand über die Augen.
Isgrimnur dachte, dass man von allen Anwesenden dem Prinzen die Anstrengung der langen Tage und heftigen Auseinandersetzungen am meisten ansah. Bei dem Versuch, jeden zu Wort kommen zu lassen, hatte Josua sich mit vielen Nebensächlichkeiten herumschlagen müssen, etwas, das der einstige Herr von Elvritshalla in keiner Weise billigte. Prinz Josua würde die Härten eines Feldzugs gegen seinenBruder nie überstehen, wenn er selbst nicht härter wurde. Er hatte sich gemacht, seit Isgrimnur ihn zum letzten Mal gesehen hatte – die Reise zu diesem merkwürdigen Abschiedsstein schien jeden verändert zu haben, der sie hinter sich gebracht hatte –, aber der Herzog fand, Josua habe immer noch nicht begriffen, wie man zuhörte, ohne sich beeinflussen zu lassen. Ohne diese Kunst jedoch, dachte er mürrisch, konnte sich kein Herrscher lange auf dem Thron halten.
Strittige Punkte gab es mehr als genug. Die Thrithingleute hatten kein Zutrauen zur Zähigkeit der Bewohner von Neu-Gadrinsett und fürchteten, dass diese zu einer Belastung werden würden, wenn Josua sein Lager hinunter ins Grasland verlegte. Die Siedler wussten nicht recht, ob sie überhaupt ihre neue Heimat wieder verlassen sollten, bevor es Land gab, das sie besiedeln konnten. Das aber würde erst dann der Fall sein, wenn Josua seinem Bruder oder Benigaris etwas von ihrem Gebiet abnahm.
Freosel und Sludig, die nach Deornoths Tod Josuas Heerführer geworden waren, waren sich bitter uneinig, wohin der Prinz zuerst ziehen sollte. Sludig hielt sich an seinen Lehnsherren Isgrimnur und drängte zum Angriff auf Nabban. Freosel fand wie viele andere, dass ein Vorstoß nach Süden am eigentlichen Ziel vorbeiging. Er war Erkynländer, und Erkynland war nicht nur Josuas Heimat, sondern auch das Land, das am meisten unter Elias’ Schreckensherrschaft gelitten hatte. Freosel hatte unmissverständlich erklärt, dass man seiner Meinung nach den Weg nach Westen, in die Außenlehen von Erkynland, einschlagen sollte, um sich dort den Beistand der unzufriedenen Untertanen des Hochkönigs zu sichern und dann zum Hochhorst zu marschieren.
Isgrimnur kratzte sich seufzend das Kinn, wobei er einen Augenblick die Freude seines nachgewachsenen Bartes genoss. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte einfach allen gesagt, was sie zu tun hatten und wie sie es anfangen sollten. Er ahnte sogar, dass
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