Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
irre, ist Lluth nicht mehr am Leben. Ihr habt unser tiefes Mitgefühl. Er war ein großer Mann und ein ausgezeichneter König.«
Eolair nickte. »Auch Gwythinn, sein Sohn, ist tot.«
Deornoth, der auf einem Hocker in der Nähe saß, stöhnte. »Oh, üble Nachricht! Er verließ Naglimund kurz vor der Belagerung. Was geschah dann?«
»Skalis Kaldskrykemänner haben ihn gefangen und abgeschlachtet.« Eolair starrte zu Boden. »Sie warfen seinen Leichnam am Fuß der Berge hin wie Abfall und ritten davon.«
»Verflucht sollen sie sein!«, knurrte Deornoth grimmig.
»Ich schäme mich, sie Landsleute zu nennen«, sagte der junge Isorn. Seine Mutter nickte zustimmend. »Sobald mein Gatte zurückkehrt, wird er sich um Scharfnase kümmern.« Es klang so zuversichtlich, als spräche sie vom nächsten Sonnenuntergang.
»Und dennoch sind wir hier alle Landsleute«, meinte Josua. »Wir alle sind ein Volk. Von diesem Tage an wollen wir uns gemeinsam gegen den Feind aller wehren.« Er deutete auf die Hocker an der Wand. »Kommt, nehmt Platz. Wir müssen uns selbst bedienen. Ich fand, je kleiner dieser Kreis bleibt, desto offener können wir miteinander sprechen.«
Als alle saßen, berichtete Eolair vom Untergang Hernystirs. Er begann mit dem Gemetzel am Inniscrich und Lluths tödlicher Verwundung. Kaum hatte er jedoch angefangen, als es vor der Halle einen Tumult gab. Gleich darauf torkelte der alte Narr Strupp durch die Tür, hinter ihm Sangfugol, der ihn am Hemd festhielt und am Eindringen hindern wollte.
»Aha!« Der Alte heftete die geröteten Augen auf Josua. »Ihr seid nicht treuer als Euer Mordbube von Bruder!« Er schwankte, als Sangfugol verzweifelt an ihm zog. Die Wangen rosig, das Haar, soweit noch vorhanden, zerzaust – Strupp war unverkennbar betrunken.
»Komm mit, verflixter Kerl!«, zischte der Harfner. »Es tut mir leid, Prinz. Er ist plötzlich aufgesprungen und …«
»Der Gedanke, dass ich nach so vielen Jahren im Dienst«, stießStrupp erbost hervor, »dass ich … dass … ausgeschlossen werde …« Er betonte das Wort mit stolzer Sorgfalt und bemerkte den Speichelfaden nicht, der ihm vom Kinn hing. »Dass ich gemieden werde … ausgesperrt von Eurem Rat … ich, der ich dem Herzen Eures Vaters am nächsten stand …«
Josua stand auf und betrachtete den Narren traurig. »Ich kann jetzt nicht mit dir reden, mein Alter. Nicht, wenn du in diesem Zustand bist.« Mit gerunzelter Stirn sah er zu, wie Sangfugol mit Strupp rang.
»Ich werde ihm helfen, Prinz Josua«, erklärte Simon. Er konnte es nicht länger ertragen, keinen Augenblick länger, wie der alte Mann sich zum Gespött machte. Zusammen mit dem Harfner gelang es ihm, Strupp zum Umkehren zu bewegen. Sobald er dem Prinzen den Rücken zugedreht hatte, schien sein Kampfgeist gebrochen, und der Narr ließ zu, dass sie ihn zur Tür schoben.
Draußen pfiff ein bitterkalter Wind über den Gipfel. Simon zog den Mantel aus und legte ihn um Strupps Schultern. Der Narr ließ sich auf die oberste Stufe nieder, ein Bündel aus spitzen Knochen und dünner Haut, und sagte: »Ich glaube, mir wird schlecht.« Simon klopfte ihm auf die Schulter und blickte ratlos auf Sangfugol, in dessen Augen ganz und gar nichts Mitfühlendes lag.
»Es ist, als versorgte man ein kleines Kind«, knurrte der Harfner. »Nein, Kinder benehmen sich besser. Leleth zum Beispiel spricht überhaupt nicht.«
»Ich habe ihnen gesagt, wo sie das verfluchte schwarze Schwert finden würden«, murmelte Strupp. »Sagte ihnen, wo es steckte. Erzählte ihnen auch von dem andern, und wie Elias es nicht anfassen wollte. ›Dein Vater will, dass du es nimmst‹, hab ich ihm gesagt, aber er wollte nicht auf mich hören. Ließ es fallen wie eine Schlange. Und jetzt auch das schwarze Schwert!« Eine Träne rann ihm in den weißen Backenbart. »Wirft mich weg wie eine Orangenschale.«
»Wovon redet er?«, fragte Simon.
Sangfugol kräuselte die Lippen. »Er hat dem Prinzen ein paar Dinge über Dorn erzählt, bevor ihr damals auf die Suche gegangen seid. Ich weiß nicht, was das andere bedeuten soll.« Er bückte sich und nahm Strupp am Arm. »Ach was. Er hat gut jammern – schließlichmuss er nicht sein eigenes Kindermädchen spielen.« Sangfugol lächelte Simon mürrisch zu. »Nun ja – im Leben eines Ritters gibt es bestimmt auch schlechte Tage, wie? Zum Beispiel wenn jemand mit dem Schwert auf einen losgeht?« Er zog den Narren hoch und wartete, bis der Alte sein Gleichgewicht fand. »Weder
Weitere Kostenlose Bücher