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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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langes, hellbraunes Haar hatte im Winde geflattert wie ein Wimpel. Maegwins Kinderfrau hatte sie hastig weggezerrt, als sei schon ein Blick auf Diawen gefährlich.
    Maegwin, konfrontiert mit einem eindringlichen, aber rätselhaften Traum, wusste, dass sie bei ihrer letzten Traumdeutung einen schweren Fehler gemacht hatte, und war darum entschlossen, sich diesmal um Hilfe zu bemühen. Wenn jemand verstehen konnte, was mit ihr geschah, war es Diawen.
    Trotz des dichten, qualmigen Dunstes, schwer wie der Nebel über dem Inniscrich, machte das Innere der Seherinnenhöhle einen erstaunlich ordentlichen Eindruck. Die wenigen aus ihrem Haus in Hernysadharc geretteten Besitztümer hatte sie sorgfältig aufgebaut, ein Sammelsurium glänzender Dinge, das den Neid einer nistenden Elster erregt hätte. An den rohen Höhlenwänden hingen Dutzende glänzender Perlenketten, in denen sich der Feuerschein fing wie in vom Tau berührten Spinnennetzen. Kleine Häufchen aus glitzerndem Tand, zumeist Perlen aus Metall und poliertem Stein, schmückten den flachen Felsblock, der Diawens Tisch bildete. In verschiedenen Nischen der Höhle standen die ebenso glänzenden Werkzeugeihrer Seherinnenkunst, Spiegel vom Umfang eines Serviertabletts bis hinab zu Daumennagelgröße, aus poliertem Metall oder kostbarem Glas hergestellt, manche viereckig, andere oval wie Katzenaugen. Maegwin war fasziniert, so viele auf einmal zu sehen. Als Kind eines ländlichen Hofs, an dem der Handspiegel einer Dame – nach ihrem guten Ruf – ihr vielleicht kostbarster Besitz war, hatte sie noch nie etwas Ähnliches erblickt.
    Diawen war einmal wunderschön gewesen, zumindest sagten das die Leute. Jetzt ließ sich das schwer beurteilen. Die schrägen braunen Augen und der breite Mund der Seherin saßen in einem hageren, wettergegerbten Gesicht. Ihr Haar, noch immer überaus lang und voll, hatte eine ganz gewöhnliche eisengraue Farbe angenommen. Maegwin fand, sie sehe schlicht wie eine dünne Frau aus, die schnell alterte.
    Die Seherin lächelte sie spöttisch an. »Schau an, die kleine Maegwin. Ihr braucht einen Liebestrank, nicht wahr? Wenn es der Graf ist, hinter dem Ihr her seid, müsst Ihr ihm erst das Blut erhitzen, sonst wirkt der Zauber nicht. Ein vorsichtiger Mann, der Graf.«
    Maegwins anfängliche Verblüffung verwandelte sich sofort in Schreck und Zorn. Wie konnte diese Frau etwas von ihren Gefühlen für Eolair wissen? Wussten es denn alle? War sie ein Gegenstand der Erheiterung an den Kochfeuern? Einen Moment lang war ihr tiefes Verantwortungsgefühl für die Untertanen ihres Vaters wie weggeblasen. Warum strengte sie sich an, um dieses kichernde, undankbare Pack zu retten?
    »Was soll das?«, fauchte sie. »Wie kommst du darauf, dass ich jemanden liebe?«
    Diawen lachte, von Maegwins Zorn unbeeindruckt. »Es ist meine Aufgabe zu wissen, Königstochter, und meine Gabe.«
    Maegwins Augen schmerzten von dem alles durchdringenden Rauch. Diawens kühne Behauptung verletzte ihren Stolz. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre gegangen. Aber dann siegte doch die Vernunft. Vielleicht führten die Leute wirklich lose Reden über Lluths Tochter – wie der alte Craobhan gesagt hatte: Geschwätz gab es immer. Und Diawen gehörte genau zur Sorte derer, die sich überall herumdrücken und auf beiläufige Bemerkungen warten, diesich später als wertvoll erweisen könnten, nützliche Kleinigkeiten, die man bei Gelegenheit listig einfließen lassen konnte, um die eigene Prophezeiung aufzubauschen. Aber wenn Diawen solche Taschenspielereien zu Hilfe nahm, konnte sie dann Maegwin in ihrer jetzigen Notlage überhaupt von Nutzen sein?
    Als lese sie ihre Gedanken, lud Diawen sie ein, sich auf einem glatten, mit einer Stoffbahn bedeckten Steinblock niederzulassen, und erklärte: »Ich habe den Klatsch gehört, das ist wahr. Man braucht keine Zauberkünste, um zu merken, was Ihr für Graf Eolair empfindet. Ich habe Euch einmal mit ihm gesehen, das war genug. Aber Diawen hat mehr als nur scharfe Ohren und Luchsaugen.« Sie schürte das Feuer, dass die Funken stoben und eine neue gelbliche Qualmwolke aufstieg. Dann musterte sie Maegwin mit berechnendem Blick. »Also, was wünscht Ihr?«
    Sobald Maegwin ihr erklärt hatte, sie brauche die Hilfe der Seherin, um einen Traum zu deuten, wurde Diawen zur kühlen Geschäftsfrau. Sie lehnte die von Maegwin angebotenen Nahrungsmittel und Kleider ab. »Nein, Königstochter«, antwortete sie mit hartem Lächeln, »ich werde

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