Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Euch helfen, und Ihr bleibt mir eine Gunst schuldig. Das passt mir besser. Einverstanden?«
Nachdem sie Maegwin versichert hatte, dass die Prinzessin den Gefallen nicht mit ihrem erstgeborenen Sohn, ihrem Schatten, ihrer Seele, Stimme oder ähnlichen Dingen bezahlen sollte, willigte Maegwin ein.
»Habt keine Furcht«, meinte Diawen und lachte. »Wir sind nicht in einem Märchen am Kamin. Nein, eines Tages werde ich vielleicht Hilfe brauchen, die Ihr mir geben könnt. Ihr seid ein Kind aus Herns Haus, und ich bin nur eine arme Seherin, nicht wahr? Das ist der Grund.«
Maegwin erzählte Diawen den Inhalt des Traums und auch die anderen merkwürdigen Dinge, die sie in den zurückliegenden Monaten geträumt hatte, und sie berichtete ihr auch, was sie erlebt hatte, als sie sich von ihren Visionen ins Innere der Erde führen ließ, zusammen mit Eolair.
Der Rauch in der kleinen Kammer war so dicht, dass sie, nachdem sie ihre Beschreibung Mezutu’as und seiner Bewohner beendet hatte,erst einmal eine Weile hinaus vor den Vorhang treten musste, um Atem zu schöpfen. Es war ihr allmählich wunderlich zumute geworden, als schwebe ihr Kopf lose über dem Körper. Ein paar Augenblicke draußen in der Haupthöhle verhalfen ihr jedoch wieder zu klaren Gedanken.
»Diese Geschichte ist beinahe Lohn genug, Königstochter«, bemerkte die Seherin, als Maegwin zurückkam. »Ich hatte Gerüchte darüber gehört, aber ich war nicht sicher, ob ich ihnen Glauben schenken sollte. Die Unterirdischen sind am Leben, tief unten in der Erde!« Sie machte eine sonderbare, hakenförmige Bewegung mit den Fingern. »Natürlich habe ich immer vermutet, dass etwas mehr in den Tunneln unter dem Grianspog steckt als tote Vergangenheit.«
Maegwin zog die Stirn kraus. »Aber was ist mit meinem Traum – was bedeutet dieser ›Gipfel‹ und die ›Zeit, die gekommen ist‹?«
Diawen nickte. Sie kroch auf Händen und Knien zur Wand und ließ ihre Finger über verschiedene Spiegel gleiten, bis sie sich endlich für einen davon entschied und ihn zum Feuer trug. Es war ein kleiner Spiegel in einem Holzrahmen, der in unzähligen Jahren des Gebrauchs fast schwarz geworden war.
»Meine Großmutter nannte ihn immer das Wurmglas«, sagte Diawen und hielt ihn Maegwin zur Begutachtung hin. Er machte einen ganz gewöhnlichen Eindruck. Die Schnitzereien des Rahmens waren so abgewetzt, dass er sich fast glatt anfühlte.
»Das Wurmglas? Warum?«
Die Seherin hob die knochigen Schultern. »Vielleicht benutzte man ihn in den Tagen von Drochnathair und den anderen großen Lindwürmern, um darin nach ihnen Ausschau zu halten. Oder er ist aus den Klauen oder Zähnen eines solchen Wurms gefertigt.« Sie grinste, wie um zu zeigen, dass sie selbst, trotz ihres Berufs, von solchem Aberglauben nichts hielt. »Am wahrscheinlichsten ist, dass der Rahmen so geschnitzt war, dass er aussah wie ein Drache. Auf alle Fälle ist der Spiegel ein gutes Werkzeug.«
Sie hielt den Spiegel über die Flammen und schwenkte ihn in langsamen Kreisen hin und her. Als sie ihn schließlich wieder nach oben drehte, war die Oberfläche mit einer dünnen Rußschicht bedeckt.Diawen hielt den Spiegel vor Maegwins Gesicht. Das Spiegelbild war wie durch einen Nebel verdunkelt. »Denkt an Euren Traum, dann blast.«
Maegwin strengte sich an, sich die geheimnisvolle Prozession noch einmal zu vergegenwärtigen, die schönen, aber fremdartigen Gestalten. Eine winzige Rußwolke stieg von der Spiegelfläche auf.
Diawen drehte den Spiegel um und studierte ihn, biss sich auf die Unterlippe und konzentrierte sich. Im Feuerschein, der von unten zu ihr hinaufleuchtete, wirkte ihr Gesicht noch magerer, fast wie ein Totenschädel.
»Sonderbar«, meinte sie nach einer Weile. »Ich erkenne Muster, aber keines davon ist mir vertraut. Es ist, als spreche jemand im Nachbarhaus ganz laut, aber in einer Sprache, die ich noch nie gehört habe.« Ihre Augen wurden schmal. »Etwas stimmt hier nicht, Königstochter. Seid Ihr sicher, dass es Euer eigener Traum war und nicht der eines anderen, den man Euch nur erzählt hat?« Als Maegwin empört versicherte, der Traum gehöre nur ihr allein, machte Diawen ein bedenkliches Gesicht. »Ich kann Euch nur wenig sagen, und nichts davon kommt aus dem Spiegel.«
»Was soll das heißen?«
»Der Spiegel ist so gut wie stumm. Er redet zwar, aber ich kann ihn nicht verstehen. Darum will ich Euch von Eurem Versprechen entbinden, Euch aber doch etwas mitgeben – meinen eigenen
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