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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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kommt! Er heilt dein Bein!« Auf dem anderen Kanalufer hatten auch die drei Feuertänzer ihre Richtung geändert. Sie marschierten auf gleicher Höhe wie Tiamak, passten ihre Schritte seinem humpelnden Gang an und schrien dabei laut auf ihn ein. »Hast du es noch nicht gehört? Kranke und Lahme werden ausgemerzt! Feuer, brenn sie! Eis, begrab sie!«
    In der langen Mauer zu seiner Rechten erspähte Tiamak eine Lücke. In der Hoffnung, dass keine Sackgasse dahinterlag, schlüpfte er hinein. Die Hohnrufe der Feuertänzer folgten ihm.
    »Wohin gehst du, kleiner brauner Mann? Wenn der Sturmkönig kommt, findet er dich doch, und wenn du dich in der tiefsten Höhle oder auf dem höchsten Gipfel versteckst! Komm zurück und sprich mit uns, sonst holen wir dich!«
    Die Öffnung führte auf einen großen offenen Hof, der vielleicht einmal zu einer Schiffswerft gehört hatte. Jetzt lag dort nur noch Gerümpel, das die früheren Besitzer weggeworfen hatten, ein unordentlicher Haufen verwitterter grauer Spanten, geborstene Werkzeuggriffe und Geschirrscherben. Die Bodenplanken waren so verzogen, dass Tiamak durch die Lücken breite Streifen des darunter fließenden, schlammigen Kanals sehen konnte.
    Vorsichtig bewegte er sich über den unsicheren Boden auf eine Tür an der anderen Hofseite zu, ging hindurch und stand wieder auf einem Steg. Die Rufe der Feuertänzer waren leiser geworden, hörten sich aber immer wütender an. Eilig entfernte sich Tiamak.
    Für einen Wranna kannte Tiamak sich in Städten gut aus, aber in Kwanitupul verliefen sich sogar die Einwohner leicht. Nur wenige Gebäude wurden über einen längeren Zeitraum bewohnt und viele bald wieder abgerissen. Die kleine, ausgesuchte Gruppe von Unternehmen,die schon ein oder zwei Jahrhunderte existierten, hatte ein Dutzend Mal den Standort gewechselt – Seeluft und Schmutzwasser griffen sowohl Farbe als auch Pfähle an. Nichts in Kwanitupul war von Dauer.
    Nachdem Tiamak einige Zeit umhergewandert war, erkannte er allmählich ein paar vertraute Punkte – den windschiefen Spitzturm der bröckelnden Sankt-Rhiappa-Kirche, den grellen, aber bereits wieder abblätternden Anstrich der Markthallenkuppel. Während das beängstigende Gefühl, verirrt und bedroht zu sein, nachließ, begann er, von neuem über seine Zwangslage nachzugrübeln. Er saß in einer feindseligen Stadt fest. Wollte er seinen Lebensunterhalt verdienen, musste er seine Dienste als Schreiber und Übersetzer anbieten. Das bedeutete, dass er in der Nähe des Marktplatzes wohnen musste, denn das Abendgeschäft, vor allem die kleinen Handelsabschlüsse, von denen Tiamak leben würde, hatten nie Zeit bis zum Morgen. Arbeitete er aber nicht, blieb er weiterhin von Herzog Isgrimnurs Wohltätigkeit abhängig. Tiamak hatte nicht den geringsten Wunsch, die Gastfreundlichkeit der grässlichen Charystra auch nur eine Sekunde länger als nötig zu erdulden, und hatte versucht, dieses Problem dadurch zu lösen, dass er Isgrimnur vorschlug, sie sollten alle näher zum Markt ziehen, damit Tiamak Geld verdienen konnte, während der Herzog den einfältigen Türhüter pflegte. Aber der Rimmersmann hatte sich unerbittlich gezeigt. Isgrimnur war sicher, dass Dinivan gute Gründe gehabt hatte, sie in Pelippas Schüssel warten zu lassen, auch wenn der Herzog diese Gründe nicht kannte. Darum war er, obwohl ihm die Wirtin genauso zuwider war wie dem Wranna, nicht bereit, die Herberge zu verlassen.
    Tiamak machte sich auch Sorgen, ob er nun wirklich Mitglied des Bundes der Schriftrolle geworden war. Es sah so aus, als hätte man ihn erwählt. Aber die Mitglieder, die er persönlich kannte, waren tot, und von den anderen hatte er seit Monaten keine Nachricht. Was sollte er jetzt tun?
    Und schließlich, und das war bei weitem nicht seine geringste Sorge, litt er unter schlechten Träumen. Oder vielmehr, berichtigte er sich selbst, weniger unter schlechten als vielmehr unter seltsamen Träumen. Seit mehreren Wochen suchte ihn im Schlaf eine Erscheinungheim. Ganz gleich, was er träumte – ob ihn ein Krokodil jagte, das in jedem seiner tausend Zähne ein Auge hatte, oder ob er mit seiner wieder auferstandenen Familie in Haindorf gerade ein köstliches Mahl aus Krebsen und Gründlingen zu sich nahm –, immer tauchte ein kleines, dunkelhaariges Trockenländermädchen auf, das stillschweigend alles beobachtete. Das Kind mischte sich niemals ein, ganz gleich, ob der Traum furchterregend oder angenehm war, und es schien sogar noch

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