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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Geräusch kam.
    Wieder klopfte es, diesmal etwas lauter. Miriamel rollte sich erschrocken auf die Seite. »Wer ist da?«, zischte sie. Es musste Gan Itai sein, dachte sie, aber was würde der Graf davon halten, dass die Niskie sie in ihrer Kammer besuchte?
    Sofort fiel ihr noch etwas anderes ein: Sie wollte nicht, dass Gan Itai Aspitis in ihrem Bett fand. Miriamel machte sich keine Illusionen über das, was die Niskie wusste, aber sie wollte auch unter diesenunglücklichen Umständen ein paar winzige Bruchstücke ihrer Selbstachtung bewahren.
    »Ist der Gebieter hier?« Die Stimme – sie vernahm es zugleich beschämt und erleichtert – gehörte einem Mann, einem der Seeleute.
    Neben ihr richtete sich Aspitis im Bett auf. Sein schlanker Körper lag unangenehm warm an ihrer Haut. »Was ist los?«, erkundigte er sich gähnend.
    »Verzeiht mir, Herr. Der Steuermann braucht Euch – ich meine, er bittet um Vergebung und möchte Euch gern sprechen. Er glaubt, dass er Sturmzeichen sieht. Ungewöhnliche Zeichen.«
    Der Graf ließ sich zurücksinken. »Bei der gesegneten Mutter! Wie spät ist es, Mann?«
    »Der Hummer ist gerade am Horizont verschwunden, Graf Aspitis. Wir sind in der Mittelwache, vier Stunden vor Tagesanbruch. Es tut mir leid, Herr.«
    Aspitis fluchte und griff nach seinen Stiefeln. Obwohl er gemerkt haben musste, dass Miriamel wach war, sprach er kein Wort mit ihr. Die Prinzessin sah im Lampenschein das bärtige Gesicht des Matrosen, als die Tür geöffnet wurde.
    Dann hörte sie die Schritte der beiden über den Korridor auf die Deckleiter zustampfen.
    Lange Minuten lag sie im Dunkeln und lauschte dem eigenen Herzschlag, der lauter klang als das noch immer regungslose Meer. Offensichtlich wusste die gesamte Besatzung, wo Aspitis sich aufhielt, und rechnete damit, den Grafen im Bett seiner Dirne zu finden. Scham würgte Miriamel. Einen Augenblick dachte sie an den unglücklichen Cadrach unten im finsteren Laderaum. Er war mit Eisenketten gefesselt, aber drückten ihre eigenen Fesseln weniger, nur weil sie unsichtbar waren?
    Miriamel konnte sich einfach nicht vorstellen, wie sie die Blicke der grinsenden Seeleute ertragen sollte – so wenig, wie sie sich vorstellen konnte, nackt vor sie zu treten. In einem gewissen Verdacht zu stehen, war eine Sache, dass aber alle wussten, was geschah, etwas ganz anderes. Wurde er während der Nachtwachen gebraucht, konnte man Aspitis bei ihr im Bett finden. Diese letzte Erniedrigung wollte sich über sie legen wie schwere, lähmende Kälte. Wie konntesie diese Kabine je wieder verlassen? Und selbst wenn sie es über sich brachte, was hatte sie anderes zu erwarten als die erzwungene Eheschließung mit einem goldhaarigen Ungeheuer? Lieber würde sie sterben.
    Im Dunkeln gab Miriamel einen leisen Laut von sich. Ganz langsam, als nähere sie sich einem gefährlichen Tier, erwog sie diesen letzten Gedanken. Obwohl noch nicht ausgesprochen, betäubte er sie mit seiner Macht. Sie hatte sich selbst versprochen, alles zu überstehen, hatte sich versichert, dass sie mit jeder Strömung treiben und an jedem Strand, der sie aufnahm, zufrieden in der Sonne liegen könnte – aber stimmte das wirklich? War sie tatsächlich imstande, Aspitis zu heiraten, der sie zur Hure gemacht und Beihilfe zur Ermordung ihres Onkels geleistet hatte, einen willigen Helfershelfer von Pryrates? Wie konnte ein Mädchen – oder richtiger, eine Frau, dachte sie traurig –, wie konnte eine Frau mit Priester Johans Blut in den Adern dulden, dass ihr so mitgespielt wurde?
    Aber andererseits: Wenn das Leben, das vor ihr lag, so unerträglich schien, dass selbst der Tod ihm vorzuziehen war, dann brauchte sie auch keine Furcht mehr zu haben. Sie konnte alles tun.
    Miriamel stieg aus dem Bett. Schnell zog sie sich an und schlüpfte vorsichtig in den schmalen Gang hinaus.
    So geräuschlos sie konnte, kletterte sie die Leiter hinauf und hob den Kopf gerade weit genug aus der Luke, um zu sehen, dass Aspitis noch mit dem Steuermann sprach. Ja – die beiden schienen eine sehr lebhafte Unterhaltung zu führen und fuchtelten dabei so heftig mit ihren Lampen herum, dass die brennenden Dochte Streifen über den schwarzen Himmel zogen. Sofort glitt Miriamel wieder hinunter in den Korridor. Mit ihrem gerade gefassten Entschluss hatte sich eine gewisse kalte Klugheit eingestellt. Leise und mit sicheren Schritten lief sie den Gang hinunter bis zu Aspitis’ Kabinentür. Erst als sie eingetreten war und die Tür geschlossen

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