Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3
Matrosen des Schiffs schienen hier oben zu sein und schwer zu arbeiten, ständig auf Ausschau nach einem zerrissenen Segel oder losen Tau. Es war unmöglich für sie und Cadrach, unbemerkt von einer Seite des Schiffs zur anderen zu kommen, ganz zu schweigen vom Herunterlassen des schweren Landungsbootes und dem Sprung über Bord. Was immer Gan Itai vorgehabt hatte, der Sturm musste ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht haben.
Der Mond war kaum zu sehen, schien jetzt aber fast an dem Punkt zu stehen, den ihr die Niskie gezeigt hatte. Noch während Miriamel von unten in den Regen spähte, näherten sich ein paar Matrosen der Luke. Fluchend schleppten sie eine schwere Taurolle. Hastig klappteMiriamel den Deckel zu und huschte die Leiter hinunter. Dann eilte sie den Gang entlang zu Gan Itais Kammer und kroch durch das Niskieloch zu Cadrach.
Der Mönch war wach und wartete auf sie. Es schien ihm etwas besser zu gehen, aber seine Bewegungen waren immer noch matt und langsam. Miriamel wickelte ihm den Rest der Kette um den Arm und band ihn mit den Streifen von ihrem Mantel fest. Dabei fragte sie sich, wie sie es nur bewerkstelligen sollte, ihn und sich selbst über das ganze Deck zu dem Landungsboot zu bringen, ohne dass sie jemandem auffielen.
Als sie fertig war, hob Cadrach den Arm und schwenkte ihn tapfer hin und her. »Es wiegt fast gar nichts, Herrin.«
Miriamel starrte finster auf die schweren Kettenglieder. Natürlich log er. Sie konnte die Anspannung in seinem Gesicht und in seiner Körperhaltung sehen. Sie überlegte, ob sie das Fass noch einmal öffnen und mit Hammer und Meißel ihr Glück versuchen sollte. Aber die Zeit drängte. Außerdem schaukelte das Schiff so stark, dass sie höchstwahrscheinlich nur sich selbst oder Cadrach dabei verletzen würde. Sie glaubte nicht, dass ihre Flucht gelingen würde, aber es war ihre einzige Hoffnung. Jetzt war der Augenblick der Entscheidung, und sie war entschlossen zu handeln.
»Wir haben nicht mehr viel Zeit. Hier.« Sie zog eine schmale Flasche aus ihrem Rucksack und reichte sie Cadrach. »Nur wenige Tropfen.«
Der Mönch nahm die Flasche verwundert entgegen. Nach dem ersten Schluck breitete sich ein Lächeln über sein Gesicht. Er tat ein paar tiefe Züge.
»Wein.« Er leckte sich die Lippen. »Guter roter Perdruin! Bei Usires und Bagba und … und allen anderen! Seid gesegnet, Herrin.« Er holte Atem und seufzte. »Nun kann ich glücklich sterben.«
»Sterbt nicht. Jetzt nicht. Gebt mir die Flasche.«
Cadrach sah sie an und händigte ihr dann widerwillig das Fläschchen aus. Miriamel drehte sie um und trank den kleinen Rest. Sie fühlte, wie Wärme durch ihre Kehle tröpfelte und sich in ihren Magen schmiegte. Das leere Gefäß versteckte sie hinter einem der Fässer.
»Nun los.« Sie griff nach der Kerze und führte Cadrach zur Leiter.
Als er es endlich geschafft hatte, hinaufzuklettern und in den Gang des Niskielochs zu kriechen, musste er sich erst einmal hinlegen, um wieder zu Atem zu kommen. Während er schnaufte, überlegte Miriamel den nächsten Schritt. Über ihnen summte und bebte das Schiff unter dem Ansturm des Wolkenbruchs.
»Es gibt drei Möglichkeiten, hier herauszukommen«, erklärte Miriamel. Cadrach, der sich gegen das Schaukeln des Schiffs stemmte, schien nicht zuzuhören. »Die Luke aus dem Laderaum – aber die mündet unmittelbar unter dem Achterdeck, auf dem immer ein Steuermann steht. Bei diesem Wetter ist ganz bestimmt jemand dort. Das scheidet also aus.« Sie drehte sich zu dem Mönch um. Er starrte im kleinen Ring der Kerzenflamme auf die Bretter des Gangbodens. »Uns bleiben zwei Chancen. Entweder durch die Luke des Hauptgangs, direkt unter den Augen von Aspitis und seinen Matrosen, oder weiter durch diesen Gang bis an sein anderes Ende, das sich wahrscheinlich unter dem Vorderdeck befindet.«
Cadrach sah auf. »Wahrscheinlich?«
»Gan Itai hat es mir nicht gesagt, und ich habe vergessen, sie zu fragen. Aber das hier ist ein Niskieloch, und sie hat mir erzählt, dass sie es benutzt, um schnell von einem Ende des Schiffs zum andern zu kommen. Da sie immer vom Vorderdeck aus singt, muss das die Stelle sein, wo der Gang mündet.«
Der Mönch nickte müde. »Aha.«
»Darum meine ich, dass wir diesen Weg nehmen sollten. Vielleicht wartet Gan Itai dort auf uns. Sie hat nicht gesagt, wie wir das Landungsboot erreichen sollen oder wann sie uns treffen will.«
»Ich werde Euch folgen, Herrin.«
Während sie in dem engen Gang
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