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Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3

Titel: Das Geheimnis Der GroÃ?en Schwerter / Die Nornenkönigin: Bd 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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rhythmische Knarren des Schiffs und wartete auf einen besonders lauten Moment, um zuzuschlagen. »Wie wer?«
    »Deanagha von den braunen Augen.« Cadrach lächelte. »Rhynns jüngste Tochter. Als er, von seinen Feinden umzingelt, krank darniederlag, hämmerte sie so lange mit ihrem Löffel auf seinen Bronzekessel, bis ihm die anderen Götter zu Hilfe kamen.« Er sah sie an. »Tapfer war sie.«
    Das Schiff rollte über, und die Balken gaben ein langes, schauderndes Stöhnen von sich.
    »Meine Augen sind grün«, bemerkte Miriamel und ließ mit aller Kraft den Hammer heruntersausen. Das Krachen schien so laut wie Donner. Überzeugt, dass Aspitis und seine Männer schon auf dem Weg in den Laderaum waren, schaute sie nach unten. Der Meißel war tief eingedrungen, hatte aber die Kette nicht durchtrennt.
    »Verflucht«, zischte sie und lauschte einen langen, angstvollen Augenblick. Oben auf Deck ließ sich nicht Ungewöhnliches vernehmen. Wieder hob Miriamel den Hammer. Dann fiel ihr etwas ein. Siezog ihren Mantel aus und faltete ihn zusammen, erst einmal, dann noch einmal. Dieses Kissen schob sie unter die Kette. »Festhalten«, befahl sie und schlug von neuem zu.
    Sie brauchte mehrere Schläge, aber der Mantel half, das Geräusch zu dämpfen, auch wenn er es ihr schwerer machte, hart zuzuschlagen. Endlich gab das Eisenglied nach. Danach hackte Miriamel sich mühsam durch die andere Seite und schaffte es sogar, eine von Cadrachs Handfesseln zu durchtrennen. Anschließend musste sie aufgeben. Ihre Arme brannten wie Feuer. Sie konnte den schweren Hammer nicht mehr über die Schulter heben. Cadrach versuchte es seinerseits, war aber zu schwach. Nachdem er mehrere Schläge geführt hatte, ohne dass auch nur ein erkennbarer Kratzer zurückblieb, gab er ihr den Hammer wieder.
    »Das genügt«, sagte er. »Eine Seite reicht aus, um mich zu befreien, und ich kann die Kette so um meinen Arm wickeln, dass sie nicht klappert. Es sind die Beine, auf die es ankommt, und die sind frei.« Vorsichtig bewegte er die Füße, um es ihr vorzuführen. »Glaubt Ihr, dass Ihr hier unten ein Stück schwarzen Stoff finden könnt?«
    Miriamel musterte ihn neugierig, stand jedoch auf und begann erschöpft herumzusuchen. Nach einer Weile kam sie zurück, in der Hand Aspitis’ Messer, das mit einem Tuch an ihrem Bein befestigt gewesen war. »Hier ist nichts. Wenn Ihr unbedingt Stoff braucht, können wir ihn von meinem Mantelsaum abschneiden.« Sie kniete nieder und setzte die Klinge an das dunkle Tuch. »Soll ich?«
    Cadrach nickte. »Ich brauche ihn, um die Ketten zusammenzubinden. Dann halten sie, wenn nicht gerade ganz kräftig daran gezogen wird.« Er grinste mühsam. »In dieser Dunkelheit wird es meinen Bewachern kaum auffallen, dass ein Kettenglied aus weicher, erkynländischer Wolle besteht.«
    Als sie damit fertig und alle Werkzeuge wieder eingewickelt und verstaut waren, nahm Miriamel die Kerze und stand auf. »Ich hole Euch um Mitternacht oder etwas früher ab.«
    »Wie stellt sich denn Gan Itai ihr kleines Kunststück vor?« Es war ein Anflug seines alten spöttischen Tonfalls.
    »Das hat sie mir nicht gesagt. Wahrscheinlich denkt sie, je wenigerich weiß, desto weniger Sorgen mache ich mir.« Miriamel schüttelte den Kopf. »Da hat sie sich geirrt.«
    »Es ist unwahrscheinlich, dass es uns überhaupt gelingt, das Schiff zu verlassen, und wenn doch, werden wir bestimmt nicht weit kommen.« Cadrachs unsichere Bewegungen zeigten deutlich, wie sehr die letzte Stunde ihn angestrengt hatte.
    »Wahrscheinlich nicht«, stimmte Miriamel zu. »Aber Aspitis weiß, dass ich die Tochter des Hochkönigs bin, und will mich zwingen, ihn zu heiraten. Darum sind mir Wahrscheinlichkeiten gleichgültig.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Das kann ich mir vorstellen, Herrin. Dann also bis heute Nacht.«
    Miriamel hielt inne. Irgendwann in dieser Stunde, als die Ketten fielen, hatte sich ein unausgesprochenes Einverständnis zwischen ihnen eingestellt. Hatte sie Cadrach vergeben?
    »Heute Nacht«, wiederholte sie. Die Kerze in der Hand, ging sie zurück zur Leiter und kletterte nach oben. Der Mönch blieb allein im Dunkeln zurück.
    Die Abendstunden wollten nicht vergehen. Miriamel lag in ihrer Kabine und lauschte dem Sturm, der immer heftiger wehte. Sie fragte sich, wo sie wohl am nächsten Tag um diese Zeit sein würde.
    Die Böen nahmen an Stärke zu. Die Eadne-Wolke tanzte und schlingerte auf den Wellen. Als der Page des Grafen an die Tür klopfte und sie

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