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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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sein?
    Wie zur Bestätigung ertönte von der Seite Ludolfs schleppende Stimme: »Stich sie ab, wenn sie Schwierigkeiten macht!«
    »Nein, so leicht soll sie es nicht haben. Ich will Rache«, gab Oswald hasserfüllt zurück. »Büßen soll sie dafür, dass wir unsdavonjagen lassen mussten wie räudige Hunde. Ich will sehen, wie sie vor mir kriecht und um ihr Leben wimmert.«
    Marthe verharrte regungslos. Stück für Stück kam ihr wieder jede Einzelheit des Morgens ins Gedächtnis, als die alte Serafine im Sterben lag und die beiden sie auf Wulfharts Burg geholt hatten. Oswald hatte nach ihrer Brust getastet, erinnerte sie sich voller Grimm. Aber Ludolf hatte sich davor gefürchtet, dass Fine einen Fluch über ihn legen könnte. Vielleicht konnte sie sich diese Angst zunutze machen.
    Sie zwang sich, ruhig zu atmen, um gegen die Übelkeit anzukämpfen, die der Knebel und das Blut in ihrem Kopf verursachten. Wenn die zwei sie töten wollten, konnte sie sie nicht daran hindern. Aber diesmal würde sie sich nicht angstschlotternd und weinend auf dem Boden winden wie vor Randolf. Oswald zügelte sein Pferd, saß ab und lud sich die gefesselte Marthe auf die Schulter. Sie wurde ein Stück getragen, hörte eine Tür knarren und wurde kurz darauf zu Boden geworfen. »Mach den Knebel ab. Ich will sie schreien hören, wenn ich sie mir vornehme«, wies Oswald seinen Kumpan an.
    Marthe wurde hochgezerrt, so dass sie auf die Knie kam. Jemand zog ihr den rauen Stoff vom Kopf und zerrte den würgenden Fetzen aus ihrem Mund. Ihre Augen blieben verbunden.
    Sie atmete tief durch. »Oswald und Ludolf«, sagte sie so kraftvoll sie konnte. »Wenn ihr mich anrührt, lege ich einen Fluch über euch!«
    »Hörst du … sie ist doch eine Hexe«, stammelte Ludolf. »Und sie hat uns erkannt, ohne uns gesehen zu haben. Was sollen wir jetzt tun?«
    »Macht nichts«, antwortete Oswald. Seine Stimme war jetzt ganz nahe. »Da du schon weißt, mit wem du es zu tun hast, will ich die Angst in deinen Augen sehen.«
    Im nächsten Moment wurde Marthe die Binde von den Augen gerissen und mit ihr das Tuch, das ihr Haar bedeckte.
    Im Dämmerlicht erkannte sie, dass sie sich in einer halb verfallenen Hütte befanden, vielleicht die frühere Unterkunft eines Waldhüters oder Köhlers.
    Oswald kam mit einer Axt in der Hand auf sie zu.
    »Wulfhart hat eine Strafe über dich verhängt. Denk nicht, dass du noch länger davonrennen kannst.«
    Er hielt ihr die Axt vors Gesicht, holte weit aus und hieb sie dann mit aller Wucht ins Gebälk.
    Marthe zuckte zusammen und unterdrückte mit Mühe einen Schrei.
    »Aber vorher haben wir noch eine eigene Rechnung zu begleichen«, zischte das Narbengesicht hasserfüllt. Er zerrte sie an den Armen hoch und band ihre Hände so an einem der Balken fest, dass Marthe auf den Zehenspitzen stehen musste, um noch den Boden zu berühren. Dann zog er die schwere Peitsche aus dem Gürtel.
    Für einen furchtbaren Moment stand der Anblick des Bauern am Schandpfahl auf Wulfharts Burg wieder vor Marthes Augen, dessen Rücken Oswald in eine blutige Masse verwandelt hatte. Doch sie versuchte, das Schreckensbild abzuschütteln, und blickte Ludolf fest in die Augen.
    »Verflucht sollt ihr sein! Geschlagen mit Pestilenz und Aussatz! Die Glieder sollen euch am lebendigen Leib verfaulen, wenn ihr die Hand gegen mich erhebt!«
    »Hör auf«, kreischte Ludolf. »Verbind ihr wieder die Augen und stopf ihr den Mund.«
    Oswald schlug ihr so heftig ins Gesicht, dass ihr Kopf gegen den Balken krachte und ihr vor Schmerz übel wurde. Betont langsam ging er um sie herum. Mit einer fast zärtlichen Bewegung legte er ihren kastanienbraunen Zopf nach vorne.Dann zerriss er mit einem Ruck das Kleid und entblößte ihren Rücken.
    Trotz ihrer Angst spürte Marthe deutlich, wie jener kranke Rausch Oswald überkam, den die Bewohner von Wulfharts Dörfern mehr als alles andere zu fürchten gelernt hatten. Die Männer würden die Axt nicht brauchen. Sie würde unter Oswalds Peitsche sterben.
    Das Narbengesicht trat zurück und holte zum Schlag aus.
    Marthe biss die Zähne zusammen, betete stumm um Kraft und machte sich auf den ersten Hieb gefasst.
    Doch bevor der kam, wurde die Tür mit lautem Krachen aufgestoßen.
    Oswald hielt mitten in der Bewegung inne, drehte sich um und sah zwei Ritter mit gezogenen Schwertern in die Hütte stürmen.
    Schon hatte Christian dem überraschten Narbengesicht die Schwertspitze an die Kehle gesetzt und ihm das Messer aus dem Gürtel

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