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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Gefahr gebracht zu haben. Wenn sie starb, würde er sich das nie verzeihen können.
    Schließlich ging er in die Kirche, um zu beten.
     
    Noch vor Mitternacht entband Marthe Elisabeth von einem wunderschönen Jungen mit dichtem schwarzem Haar. Im Gegensatz zu den meisten Neugeborenen sah er nicht rot und zerknittert aus, sondern hatte rosige glatte Haut.
    Nachdem die Mägde Elisabeth gewaschen und gekämmt hatten, drückte sie ihr das Neugeborene in den Arm. Glücklich sah die junge Frau auf ihren winzigen Sohn und küsste seine weiche Wange. Sie musste nichts sagen; Marthe machte sich umgehend auf den Weg, um den frisch gebackenen Vater zu suchen.
    Werdende Väter verbrachten die Wartezeit meistens bei Bier oder Wein. Doch sie fand Raimund weder in der Halle nochim Gestüt. Ein Stalljunge sagte ihr schließlich, dass er den Herrn in die Kapelle hatte gehen sehen.
    Marthe entdeckte ihn vor dem Altar kniend.
    Langsam drehte er sich um. Sein Gesicht sagte ihr, dass er mit einer schlechten Nachricht rechnete. Doch sie lächelte ihm zu. »Ihr habt einen Sohn! Und seine überglückliche Mutter würde ihn Euch gern vorstellen!«
    Es dauerte eine Weile, bis die Nachricht zu Raimunds Verstand durchgedrungen war. Dann stürzte er los und rannte mit riesigen Schritten die Treppe hinauf ins Zimmer der jungen Wöchnerin.
     
    Raimund war so verzückt von dem winzigen Wesen, das sein Sohn war, dass er sich kaum von dem Anblick lösen konnte. Doch noch mehr war er darüber erleichtert, dass Elisabeth die Geburt gut überstanden hatte.
    Zwei Tage später brach er schweren Herzens nach Meißen auf, nicht ohne inbrünstig für das Wohlergehen seines Sohnes, seiner Frau und das Gelingen von Christians Vorhaben gebetet zu haben.
    Zuvor wollte er einen Abstecher zur Hütte des Wilden Mannes machen, um von den Familienneuigkeiten zu berichten und sich zu vergewissern, dass Christian schnell genug Fortschritte machte, damit er in wenigen Tagen zu einem Kampf auf Leben und Tod aufbrechen konnte.
    Marthe sollte vorerst bei Elisabeth und ihrem kleinen Sohn bleiben, der prächtig gedieh. Aber auf ihr Drängen hatte Raimund ihr versprochen, Christian zu überzeugen, dass er sie mitnehmen würde, wenn er in sein Dorf zurückkehrte.
    So half sie Elisabeth, sich von der Niederkunft zu erholen, und nutzte die Zeit, um endlich selbst wieder zu Kräften undmit ihren Gedanken ins Reine zu kommen. Nach all dem Grauen, das sie in den letzten Wochen erlebt hatte, tat es ihr gut, glückliche Gesichter zu sehen.
    Oft malte sie sich aus, wie sich Christian und Lukas schweißüberströmt harte Schwertkämpfe lieferten und Schlachtpläne schmiedeten.
    Und in verzehrenden Tagträumen rief sie sich Christians Küsse in Erinnerung, seine zärtlichen Berührungen und sein beharrliches Werben. Sie liebte ihn so sehr, sie sehnte sich so heftig nach ihm. Aber gab es eine Zukunft für sie? Würden sie überhaupt die nächsten Tage überleben? Die Wahrscheinlichkeit war nicht sehr groß angesichts der Übermacht, die sie erwartete.
     
    Fünf Tage nach Elisabeths Niederkunft kam Lukas bei Einbruch der Dämmerung ins Gehöft. »Morgen früh brechen wir auf«, sagte er zu Marthe. »Ich soll dich fragen, ob du wirklich bereit bist, mitzukommen.«
    Er blickte sich kurz um. »Sicherer aufgehoben wärst du hier. Vergiss nicht, es ist eine gefährliche Sache. Abgesehen davon wirst du wahrscheinlich immer noch als Hexe gesucht.«
    In Marthes Stimme lag kein Zweifeln und kein Zögern. »Ich komme mit. Wenn Christian siegt, wird niemand mehr diesen Vorwurf aussprechen.«
    Dann fragte sie fast schüchtern: »Wie geht es dem Herrn?«
    »Oh, besser als mir«, grinste der Knappe. »Die Wunden heilen, er humpelt kaum noch, schwingt das Schwert wie in besten Tagen und hat mich heute damit bis zum Umfallen vor sich hergescheucht. Ich werde Not haben, überhaupt noch auf einen Gaul zu kommen, so erledigt bin ich.«
    Der Stallmeister brachte ihnen zwei gut gebaute und bereits gesattelte Hengste. Während Lukas Marthe half, vor ihm aufzusitzen,brachte ihnen Elisabeth einen reichlich gefüllten Korb und wünschte ihnen Gottes Segen für ihr Vorhaben. Dann brachen sie auf, ritten der Ungewissheit entgegen, jeder in Gedanken darüber versunken, was der nächste Tag bringen würde.
     
    Als Marthe zum ersten Mal wieder Christian gegenüberstand, überschlugen sich ihre Gedanken. Er wirkte gut bei Kräften, wenngleich er ein Bein noch etwas nachzog. Der Bart veränderte sein Aussehen, aber

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