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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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mindestens einen Grund hast, dein Leben nicht allzu leichtfertig aufs Spiel zu setzen!«
    Christian ahnte, was in ihr vorging. Er küsste sie wieder und antwortete leichthin: »Keine Sorge, ich pass schon auf mich auf. Und auf dich.«
     
    Im ersten Morgengrauen erhob sich Christian vorsichtig, um Marthe nicht zu wecken. Hingerissen betrachtete er ihre zarte Gestalt und zog seinen Umhang über ihre Schulter.
    Doch dann drängte sich ihm die Vorstellung auf, wie Randolf sich auf sie warf und ihr Gewalt antat. Erneut brandete Hass in ihm auf. Herr, die Rache ist Dein, dachte er, aber vergib mir, denn ihm kann ich nicht vergeben. Ich muss ihn töten.
    Er ging zum Rand der Lichtung und stieß sein Schwert in den Boden, so dass es als Kreuz vor ihm stand. Er kniete davornieder, richtete alle seine Gedanken auf den Kampf, der vor ihm lag, und betete stumm.
    Allmächtiger, solltest Du beschließen, mich zu Dir zu nehmen, dann bitte ich Dich, halte Deine schützende Hand über meine Kameraden, mein Dorf und ganz besonders über Deine Tochter Marthe.
    Lange Zeit verharrte er so.
    Dann ging er zurück. Marthe schlief noch, in seinen Mantel gehüllt, der weich die Konturen ihres Körpers nachzeichnete. Sie steckt voller Geheimnisse, dachte Christian. Aber das größte Geheimnis ist, woher sie immer wieder den Mut und die Kraft nimmt, mehr zu wagen als jeder andere in ihrer Lage.
     
    Als Lukas erwachte, fand er die Hütte leer vor. Erschrocken sprang er auf. Hatte er verschlafen? Das würde Ärger geben! Oder war Christian doch in aller Stille ohne ihn aufgebrochen?
    Rasch streifte er seine Kleider über und stürzte nach draußen. Beruhigt atmete er auf. Christian und Marthe standen bei den Pferden.
    Doch dann machte ihn etwas stutzig, die Art, wie sie sich ansahen, die Nähe und Vertrautheit, die plötzlich unverkennbar zwischen ihnen herrschte. Er spürte einen schmerzhaften Stich in seinem Inneren.
    Hatte er deshalb gewartet, dass sie ihm wieder ein anderer wegschnappte? Den alten Wiprecht hatte er dafür hassen können und trotzdem die Hoffnung nicht aufgegeben, eines Tages Marthe für sich zu gewinnen. Aber wie sollte er Christian hassen, seinen Herrn und Ritter?
    Der hatte ihn inzwischen bemerkt. »Bereit zum Aufbruch?« Lukas war unfähig, etwas zu sagen, er nickte nur.
    Natürlich ließ sich keiner der beiden vor ihm etwas anmerken. Doch das Leuchten in Marthes Augen war unübersehbar, ebenso die verstohlene Zärtlichkeit, mit der Christians Blick sie immer wieder für einen winzigen Moment streifte. Sie strahlten vor Glück.
    Wohin sollte das führen? Und das ausgerechnet jetzt, wo sie Klarheit im Kopf brauchten, weil sie in einen äußerst ungleichen Kampf zogen!
    Schroff lehnte er das Brot ab, das ihm Marthe anbot, trank nur einen Schluck Bier, suchte seine Sachen zusammen und saß auf.
    Von quälenden Gedanken erfüllt, folgte er ihnen Richtung Christiansdorf. Es war fast ein Glück, dass der junge Hengst, den Raimund für ihn ausgesucht hatte, bald seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
     
    Wieder einmal saß Marthe vor Christian auf seinem Pferd und hatte fast einen ganzen Tagesritt vor sich, um in ihr Dorf zu gelangen. Doch diesmal war alles ganz anders. Selbst wenn sie noch vor Ablauf des Tages sterben würde, dieses Mal genoss sie es, sich an ihn zu lehnen und von seinen starken Armen gehalten zu werden.
    Ihr Körper zog sich zusammen bei der Erinnerung an jede Einzelheit der vergangenen Nacht. Am liebsten hätte sie ihn geküsst, ihm Liebesworte zugeflüstert und ihn wieder und wieder in sich aufgenommen. So eng und vertraut an ihn gelehnt zu sein und ihn nicht liebkosen zu können, bereitete ihr beinahe Qualen.
    Sie wusste, dass Christian ähnlich empfand. Die Liebe, die beim Aufwachen aus seinen Augen sprach, das kraftvolle und zugleich zärtliche Begehren, mit dem er sie am Morgen auf der Lichtung noch einmal genommen hatte, die Innigkeit seiner Berührungen …
    Doch nun ritten sie in einen Kampf. Wenn sie überleben wollten, mussten sie ihre ganze Aufmerksamkeit darauf richten. Marthe war sicher, dass Christian sein Vorgehen schon geplant hatte. Aber sie wollte ihn jetzt nicht danach fragen. Er würde schon sprechen, wenn es so weit war. Bis dahin wollte sie das schweigende Einvernehmen zwischen ihnen genießen und in köstlichen Erinnerungen an die Nacht und den Morgen schwelgen.

Abrechnung
     
    Je mehr sich Christian, Marthe und Lukas ihrem Dorf näherten, umso vorsichtiger wurden sie. Kurz vor

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