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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ich, mein Herr und Gebieter«, antwortete Christian. Auch seine Stimme klang fest. »Gestern bin ich mit einem Zug fränkischer Siedler an jener Stelle im Dunklen Wald eingetroffen, wo sie in Eurem Auftrag ihr Dorf errichten sollen. Die Hufen sind abgesteckt, die Ankömmlinge haben bereits mit dem Roden begonnen.«
    Selbst von ihrem entfernten Platz aus konnte Marthe sehen, dass sich Genugtuung auf den Zügen des Markgrafen ausbreitete.
    »Erhebt Euch und tretet näher«, sagte er mit seiner dröhnenden Stimme. »Erzählt mir mehr!«
    Christian berichtete in kurzen Worten.
    »Ihr habt Eure Aufgabe gut gelöst. Und Ihr seid in diesemJahr wirklich der Erste, der es geschafft hat, Siedler in mein Land zu führen. Ihr habt Euch die versprochene Belohnung redlich verdient.«
    Er winkte Christian zu sich heran, der dicht an den Stuhl trat, sein Schwert dem Grafen zu Füßen legte, niederkniete und die Hände faltete. Der Markgraf legte seine Hände darüber und sagte feierlich: »Hiermit nehme ich Euch zum Lehnsmann und schwöre, Euch ein gerechter Herr und Richter zu sein und Euch und die Euren vor Unheil zu schützen. Nehmt das Dorf, das Ihr selbst begründet habt, als Lehen zum rechtmäßigen Besitz und bringt es zum Erblühen!«
    Als Christian antwortete, war in seiner Stimme ein leichtes Beben zu spüren. »Hiermit nehme ich Euch zum Lehnsherrn und schwöre bei Gott, Euch treu zu dienen, Euch und die Euren zu schützen im Kriege wie im Frieden.«
    »Erhebt Euch, Lehnsmann!«
    Beide standen auf. Der Markgraf umarmte Christian und gab ihm den Kuss, der die Zeremonie besiegelte.
    Genau in diesem Moment sah Marthe eine Dame mit schwungvollen und doch zierlichen Schritten den Saal betreten, die sofort alle Aufmerksamkeit auf sich zog.
    »Habe ich doch richtig gehört? Ihr seid zurück, Christian, und Ihr hattet Erfolg?«
    Christian verneigte sich tief. »Ja, meine Herrin Hedwig.«
    »Nehmt meinen Glückwunsch! Ich bin sicher, das Schicksal hat noch einiges mit Euch vor.«
    Marthe auf ihrem stillen Beobachtungsposten konnte die Augen nicht von der Markgräfin lassen. Hedwig erschien ihr wunderschön. Sie wirkte jung, wenn auch nicht mehr blutjung, und trug ein leuchtend rotes Kleid über einem Unterkleid aus so feinem weißen Stoff, wie Marthe ihn noch nie gesehen hatte. Das Übergewand hatte weite Ärmel, die fast biszum Boden fielen und war mit goldenen Borten besetzt. Sie trug einen Gürtel aus ebensolchem zarten Geflecht, der eng um ihren Leib geschlungen war und dessen Enden über der Hüfte lose miteinander verknotet waren. Statt Haube und Gebände bedeckte ein zarter Schleier ihr Haar, der an einem schmalen Goldreif befestigt war. Darunter wurden kunstvoll geflochtene blonde Haare sichtbar.
    Hedwig sagte leichthin: »Aber was sehe ich? Ihr seid Wochen nicht aus dem Sattel gekommen und mein Gemahl bietet Euch nicht einmal einen Willkommenstrunk? Otto, mein Lieber, ich verstehe, dass Ihr grässliche Laune habt nach diesem Vormittag, aber dafür kann unser wackerer Ritter hier nichts!«
    Marthe war beeindruckt von der unbekümmerten Selbstverständlichkeit, mit der die Markgräfin Otto zurechtwies, ohne ihn bloßzustellen.
    Hedwig klatschte in die Hände. Ein Diener trat näher und nahm ihren Befehl entgegen, zwei Becher Wein zu bringen.
    »Und für mich etwas heißen Würzwein«, fügte sie hinzu.
    »Gemahlin, Ihr kommt mir wieder einmal zuvor«, sagte Otto mit mürrischer Miene. »Erweist uns die Freude und speist heute Abend mit uns an der hohen Tafel«, fügte er zu Christian gewandt hinzu.
    Der verneigte sich erneut.
    Inzwischen hatte der Diener drei Becher voll geschenkt.
    »Ich werde Euch sofort Würzwein aus der Küche holen. Vielleicht nehmt Ihr so lange mit diesem vorlieb«, sagte er zu Hedwig.
    Vor lauter Versunkenheit hätte Marthe beinahe überhört, dass Christian von ihr sprach. Jemand gab ihr einen Stoß in den Rücken und ermahnte sie, vorzutreten.
    Marthe stolperte und kam neben Christian zu stehen. Dochnoch während sie niederkniete, nahm etwas anderes ihre Aufmerksamkeit vollständig gefangen.
    Gerade brachte der Diener einen weiteren Becher, den er Hedwig mit einer formvollendeten Verbeugung reichte.
    Marthe starrte wie gebannt auf den Dampf, der kräuselnd dem Becher entstieg. Ein jäher Schmerz zuckte durch ihre rechte Schläfe. Benommen drehte sie sich zu Christian um. »Der Wein ist vergiftet!«
    Christian trat hastig drei Schritte auf Hedwig zu, die den Becher schon an den Mund gesetzt hatte,

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