Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
und riss ihn ihr aus der Hand.
    »Was fällt Euch ein«, donnerte Otto, während die Wachen sich auf Christian stürzten. Der ließ sich ohne die geringste Gegenwehr mit ausgebreiteten Armen zu Boden drücken.
    »Verzeiht, mein Herr, und vor allem Ihr, Herrin«, sagte er mit gepresster Stimme, während er den Kopf hob, so gut es ihm noch möglich war. »Aber ich habe gelernt, auf die Ahnungen dieses Mädchens zu hören. Sie hat Gesichte …«
    Otto blickte überrascht auf.
    »Lasst ihn los«, bedeutete er den Wachen, die sofort gehorchten. Christian richtete sich wieder auf.
    Inzwischen war einer der Hunde, die im Hintergrund des Raumes gehockt hatten, herangekommen, schnüffelte an dem vergossenen Wein und zog sich mit eingeklemmtem Schwanz zurück. Marthe griff nach dem zu Boden gefallenen Becher, roch daran, nahm mit dem Finger einen Tropfen, der sich an der Wandung abgesetzt hatte, und kostete vorsichtig davon.
    »Schierling«, sagte sie leise zu Otto.
    Der reagierte sofort. »Nichts hiervon dringt aus diesem Raum«, befahl er schroff, stand auf und raffte seinen kostbaren Mantel.
    »Wer beim Schwatzen ertappt wird, verliert seine Zunge.Nehmt euch den da vor«, wies er auf den kreidebleichen Diener, der sich sofort zu Boden warf und wimmernd seine Unschuld beteuerte. »Und den Koch auch. Schickt den Hauptmann der Wache zu mir. Ihr alle verschwindet und wartet, bis ich euch rufen lasse. Nur Ihr bleibt hier, Christian. Ihr und dieses Mädchen.«

Hedwigs Söhne
     
    Als die anderen wie befohlen die Halle verlassen hatten, ging Otto mit ausgreifenden, ungeduldigen Schritten auf und ab, so dass sich sein dunkler Umhang bauschte. Schroff bedrängte er Marthe mit Fragen. Doch sosehr er sie auch einschüchterte – sie konnte ihm nicht sagen, wer das Gift in den Becher getan hatte.
    Tief durchatmend setzte sich der Markgraf schließlich wieder. »Hat dieses Kind öfter solche Ahnungen?«, fragte er mit grollender Stimme.
    »Auf der Reise hat sie uns mehrfach vor Gefahren gewarnt«, antwortete Christian, hinter dessen beherrschter Miene die Gefühle tobten. So froh er war, dass Marthe Hedwig gerettet hatte – jetzt war sie selbst bedroht. Das hatte er nicht gewollt.
    »Bist du eine Zaunreiterin? Oder willst du etwa behaupten, dass der Himmel dir diese Eingebungen schickt?«, schnappte Otto.
    Marthe, die immer noch vor ihm kniete, senkte den Kopf. »Verzeiht, hoher Herr. Ich kann es nicht erklären. Es machtmir Angst. Doch eine Hexe bin ich nicht. Bitte, glaubt mir das.«
    »Dann sprich endlich: Wer wollte meine Gemahlin töten?«, grollte er erneut.
    »Ich weiß nur, der Diener war es nicht. Er hat nichts davon gewusst.«
    »Woher willst du das wissen?«
    Marthe hob die Arme. »Ich kann es nicht sagen.«
    Christian sah, dass eine Ader an Ottos Schläfe gefährlich anschwoll und sein Gesicht dunkelrot anlief. Besorgt trat er einen Schritt näher zu Marthe. Doch bevor er um Nachsicht für seinen Schützling bitten konnte, betrat der Hauptmann der Wache den Palas. Otto winkte ihn zu sich heran.
    »Ihr werdet doch nichts dagegen haben, mein Gemahl, wenn ich inzwischen das Mündel unseres wackeren Ritters mit mir nehme«, sagte Hedwig leichthin zu Otto, der ebenfalls die verräterische Ader nicht entgangen war. »Das arme Ding ist doch ganz durcheinander. Lasst mich mit ihr reden.«
    Sie wartete Ottos Antwort nicht ab, sondern ging zur Tür und bedeutete Marthe, ihr zu folgen.
     
    Auf der Treppe wandte sich Hedwig um. »Du hast mir wohl gerade das Leben gerettet. Und Christian sagte, du könntest vielleicht auch etwas für meinen kleinen Dietrich tun. Wir werden sehen. Zuerst einmal« – sie sah mit leichtem Spott an Marthe hinunter – »werden wir etwas für dich tun. Aber denk daran, was der Fürst gesagt hat: Kein Wort über das Vorgefallene! Schon gar nicht in der Kemenate unter all den schwatzhaften Weibern.«
    Marthe nickte stumm.
    Hedwig führte sie in eine geräumige Kammer und winkte die Mägde heran. »Dieses Mädchen ist ein besonderer Gast. Bereitetihr ein Bad und besorgt ihr anständige Kleidung, etwas Einfaches. Das hier« – sie zeigte naserümpfend auf Marthes Kleid – »verbrennt am besten. Dann führt sie zu mir.«
    Hedwig verließ den Raum.
    Während zwei Mägde Eimer mit heißem Wasser heranschleppten, rückte eine dritte mit Stupsnase und Sommersprossen ächzend einen Badezuber zurecht.
    »Wie heißt du und was tust du hier?«, fragte sie, während sie den eingeschüchterten Neuankömmling mit

Weitere Kostenlose Bücher