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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ein prachtvoller Hahn ein lautes Geschrei anstimmte, weil ihn die Bauersfrau an den Füßen gepackt hatte, das Tier hochhielt und einer Frau mit einem riesigen Kropf seine Vorzüge anpries.
    Ein paar Schritte weiter waren die Fleischbänke, an denen Fleischhauer nach den Wünschen der Käufer Schweinehälften in Stücke zerteilten. Sie ging zur Seite, um nicht in die Blutlachen zu treten, die sich unter den Ständen gebildet hatten und an denen sich Ratten gütlich taten.
    Von hinten stieß sie ein säuerlich riechender Mann so grob beiseite, dass sie beinahe stürzte. Josefa, die sie am Arm packte und davor bewahrte, in den Schmutz und Abfall zu fallen, polterte den Mann ungeachtet seiner Größe an: »Hast du keine Augen im Kopf, du Tölpel?«
    Der Mann fuhr herum, erstarrte, als er Josefa sah, schlug ein Kreuz und hastete davon.
    Sie schlenderten weiter. An einem Brotstand ein paar Schritte weiter begrüßte Josefa eine rothaarige Frau mit mehlbestäubter Schürze. »Gott zum Gruße, Mechthild. Ich habe dir den Trank gegen den Husten mitgebracht.« Sie holte ein Krüglein aus den Falten ihres Kleides. Die Bäckersfrau forderte sie auf, sich dafür etwas aus ihrem Angebot auszusuchen.
    Josefa stupste Marthe an, die mit sehnsüchtigen Augen auf das verführerisch duftende Backwerk direkt vor ihr sah. »Na, nimm schon!«
    Marthe blickte sie fragend an und nahm sich ein Stück Honigkuchen. Die Frau packte Josefa noch zwei Brote in den Korb. Marthe bot Josefa die Hälfte ihres Kuchens an, doch als die dankend ablehnte, verspeiste sie genüsslich das ganze Stück und leckte sich die Honigreste von den Fingern.
    Währenddessen hatte die Muhme Lukas entdeckt, der schwer beladen über den Markt ging. Sie gab Marthe einen Wink und steuerte auf den Knappen zu.
    Kurz bevor sie ihn erreicht hatten, drehte sie sich noch einmal zu Marthe um. »Mach’s gut, Kleine! Komm wieder, wenn du bereit dafür bist. Und vergiss nie: Du hast dich ins Geschäft der großen Herren eingemischt. Das ist gefährlich. Also sei achtsam!«
    Sie umarmte Marthe kurz und war im nächsten Augenblick zwischen den Menschen verschwunden.
     
    Beklommen ging Marthe auf Lukas zu, der ihr mit einem Blick bedeutete, sich unauffällig an seiner Seite zu halten und den Markt zu verlassen. Der Knappe führte sie in den Hof eines kleinen, aber gut besuchten Wirtshauses. Sie gingen in den Stall, wo Lukas’ Brauner und Christians Packpferd standen und sie freudig schnaubend begrüßten. Lukas verstaute die Säcke und Kisten auf dem Packpferd und nahm Marthe zu sich auf den Braunen.
    In betont gemächlichem Tempo ritt er durch die Straßen der Stadt. Doch Marthe spürte seine Anspannung. So besorgt hatte sie den Knappen noch nie erlebt.
    »Ich kann im Moment niemanden sehen, der uns folgt. Aber halte auch selbst Ausschau, ob du etwas entdeckst«, raunte Lukas ihr zu.
    Sie blickte aufmerksam um sich. Doch von den Menschen, die geschäftig um sie herumschwirrten, schien sich niemand für sie zu interessieren, außer einem Bettler, dem Lukas eine Münze zuwarf.
    Ohne Zwischenfälle verließen sie die Stadt. Nachdem sie außer Sichtweite waren, wechselte der Knappe plötzlich die Richtung und gab seinem Pferd die Sporen.
    Wenig später hielt er an einer Weggabelung. Noch bevor Marthe etwas fragen konnte, hörte sie Hufgetrappel. Für einen Moment erschrak sie, aber schon kamen Christian und Raimund in Sichtweite.
    »Geht es dir gut?«, fragte Christian Marthe besorgt. Sie nickte.
    Christian und Raimund saßen ab, Marthe und Lukas folgten ihrem Beispiel. Der Ritter besprach sich kurz leise mit seinem Freund und verabschiedete sich dann mit einer Umarmung von ihm. Ohne weitere Verzögerung brachen sie Richtung Dunkelwald auf.

Ausgeliefert
     
    Als Christian, Lukas und Marthe ihr im Entstehen begriffenes Dorf erreichten, fanden sie dort geschäftiges Treiben vor. Der Geruch von Rauch hing über der Lichtung, die ihr Aussehenschon verändert hatte. An mehreren Stellen war das Buschwerk niedergebrannt, damit die Siedler so schnell wie möglich säen konnten. Sie hatten ausgemacht, drei Tage lang mit Axt und Feuer an den geeignetsten Stellen Platz für die erste Aussaat zu schaffen. So würden sie – wenn auch nur in geringer Menge und spät – noch diesen Sommer etwas Hafer und Gerste ernten können. Waren das erste Korn, die Erbsen und Bohnen erst einmal im Boden, würden sie gemeinsam den dichter bewachsenen Flächen zu Leibe rücken, um bis zur Herbstaussaat größere

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