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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Felder zu gewinnen. Falls das Wetter es zuließ, wollten sie erst danach mit dem Bau der Häuser beginnen.
    Nahe am Bach stand schon eine behelfsmäßige Unterkunft aus mit Lehm beworfenem Flechtwerk.
    Die Kinder rannten den Reitern entgegen. Auch die Männer und Frauen legten für einen Moment die Werkzeuge beiseite, um die Ankömmlinge zu begrüßen und in Augenschein zu nehmen, was sie mitgebracht hatten.
    Unter dem Jubel der Siedler lud Lukas ab: einen Block Eisen für Jonas, zwei Säcke mit Erbsen, die Griseldis sofort in Verwahrung nahm, ein paar Äxte, starke Seile und drei Ferkel, die während der Reise mächtig spektakelt hatten. »Zwei für die Zucht, das dritte wird unser Weihnachtsbraten«, kündigte Christian an und erntete dafür begeisterte Rufe.
    Otto hatte sich großzügiger als erwartet gezeigt, um den leidgeprüften Siedlern den Neubeginn zu erleichtern. Christian war sicher, dass dabei Marthes Einsatz bei Hedwigs Rettung eine nicht unbeträchtliche Rolle gespielt hatte.
     
    Bald hallten wieder kräftige Axtschläge durch die Landschaft. Dazwischen mischte sich das helle Klingen, mit dem Jonas Eisen bearbeitete.
    Marthe hatte sich von Hildebrand einen Platz für ihren Kräutergartenzuweisen lassen und pflanzte sorgfältig ein, was Josefa ihr mitgegeben hatte. Während sie Wasser holte, um die Pflanzen zu gießen, betrachtete sie das emsige Treiben um sich herum.
    Sogar Christian, Lukas und Vater Bartholomäus hatten sich Äxte geholt und rückten den Bäumen zu Leibe. Die Frauen und größeren Kinder entasteten die Stämme und rollten sie beiseite. Die längsten Baumstämme wurden auf einem gesonderten Platz gestapelt. Sie sollten zum Bau der Kirche dienen. Guntram führte eine Gruppe an, die die dicken Wurzeln erst mit hölzernen Schaufeln freilegte, so tief es ging, und dann mit Seilen und Hebeln herauszerrte. Die gerodeten Wurzeln würden als Brennholz dienen.
    Karl saß auf einem Baumstumpf, hielt das geschiente Bein von sich gestreckt und bediente den Blasebalg für Jonas’ Schmiede unter freiem Himmel. Die kleineren Kinder sammelten Holzreste ein, Marie trieb die Ferkel zur Mast in den Wald.
    Bertha und Emma kochten währenddessen für alle. Bertha trug nun schwer an ihrer Schwangerschaft, und inzwischen sah auch jede erfahrene Frau, dass Emma ebenfalls ein Kind erwartete.
    Über allem lag der betörende Duft von frisch geschlagenem Holz.
     
    Nach der Abendmahlzeit saßen die Siedler erschöpft am Feuer und genossen ein paar Momente der Ruhe.
    In die Stille hinein sagte plötzlich Griseldis: »Wir sollten Marthe mit Wiprecht verheiraten. Sie braucht einen Mann, der sie ernährt und beaufsichtigt. Und er braucht jemanden, der ihm den Haushalt führt und sich um die Mädchen kümmert.« Marthe war wie vom Blitz getroffen.
    Wiprecht war fast dreimal so alt wie sie, sein Haar schütterund grau und sein Mund fast zahnlos. Seit dem Tod seiner Frau schien er die Umgebung kaum noch wahrzunehmen, so gleichgültig war er geworden.
    »Ja, das sollten wir«, meinte Kaspar. »Aber sie hat keine Mitgift. Würdest du sie denn trotzdem nehmen, Wiprecht?«
    Der Angesprochene nickte täppisch und sandte Marthe einen verlegenen Blick zu. Er schien wenig überrascht.
    Entsetzen stieg in Marthe auf. Ob die Sache schon abgesprochen war? War das der Preis, den sie für ihre Rettung vor Wulfhart zu zahlen hatte?
    Karl war aufgesprungen. »Das kann nicht euer Ernst sein«, brüllte er und humpelte auf Marthe zu. »Soll ich dann etwa Mutter zu dir sagen?«, schrie er entrüstet.
    »Dich hat hier keiner gefragt«, wies ihn Hildebrand scharf zurecht. »Setz dich gefälligst wieder hin. Natürlich wirst du Mutter zu ihr sagen, wenn dein Vater sie zur Frau nimmt.«
    Der Junge stieß einen wütenden Schrei aus und ließ sich fallen. Will mir denn keiner zu Hilfe kommen?, dachte Marthe verzweifelt und sah um sich. Emma wirkte selbst überrascht und betroffen.
    »Wir sollten sie lieber mit einem der Jüngeren verheiraten, damit sie viele Kinder zeugen«, warf Grete ein.
    »Du willst sie nur für deinen Sohn«, giftete Griseldis zurück.
    »Warum nicht?«, konterte die Alte. »Wiprecht hat noch keinen Haushalt. Und wenn er einen hat, kann Johanna die Arbeit übernehmen. Sie ist kein Kind mehr, sie wird bald sieben.«
    »Ich will sie haben«, ging Martin laut dazwischen. »Ich habe ihr mehr zu bieten als der Graukopf.«
    »Aber kein Land«, fauchte Griseldis.
    »Der Herr des Dorfes soll entscheiden«, verkündete

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