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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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seinem Leben.
    Dass Heinrich auch die Bedingungen des Waffenstillstands nicht einhielt, hatte das Maß voll gemacht. Nachdem der Kölner Erzbischof und langjährige Reichskanzler Rainald von Dassel von Italien aus alles vorbereitet hatte, luden nun in seinem Namen hohe Gesandte der Kölner Kirche die Gegner Heinrichs nach Magdeburg ein, um dort ein Trutz- und Schutzbündnis zu schließen.
    Doch wenn die Pläne Ottos und seiner Mitstreiter scheiterten – was würde dann aus den Siedlern? Er hatte sie schutzlos zurücklassen müssen und konnte nur beten, dass ihr Dorf zu abgelegen war, um von feindlichen Horden überfallen zu werden.
    Seine Gedanken wanderten öfter als gut war zu den Menschen, die sich ihm anvertraut hatten.
    Jonas und Guntram würden noch mit bloßen Fäusten die Ihren verteidigen. Doch welche Chance hatten sie gegen einen Trupp bewaffneter Reiter?
    Da waren Grete und Griseldis, die unerbittlich über die Vorräte wachten und zusammentrugen, was Wald und Bach hergaben, damit alle über den Winter kamen. Wie weit würden sie gehen, um Saat und Speicher vor Angreifern zu verteidigen?
    Und Marthe. Sein Herz zog sich zusammen, wenn er nur an sie dachte. Wieso überfiel ihn das dumpfe Gefühl, dass ihr Unheil drohte?
    Drago, der die Unruhe seines Herrn spürte, schnaubte und stampfte. Christian zog die Zügel straff und redete auf den Hengst ein.
    »Wo sind eigentlich Randolf und sein treuer Haufen?«, fragte er, an Raimund gewandt, der an seine Seite geritten kam, nachdem Christian den Grauschimmel unter Kontrolle gebracht hatte.
    »Keine Ahnung«, meinte der. »Sie sind schon gestern früh aufgebrochen. Irgendein besonderer Auftrag, heißt es. Sie sollen unterwegs zu uns stoßen.«
    Noch während Christian überlegte, was das bedeuten mochte, kam Elisabeth, die junge Frau seines Freundes, zu ihnen gerannt.
    »Wartet«, rief sie außer Atem.
    Bekümmert, aber liebevoll beugte sich Raimund zu ihr hinab.
    »Was ist denn, mein Herz?«
    Mühsam kämpfte Elisabeth mit den Tränen. »Versprich mir, dass du auf dich aufpasst!«
    Hinter ihnen ließen ein paar der Männer johlende Rufe ertönen, ein bissiges »unerhörtes Benehmen!« war deutlich zu vernehmen.
    Raimund lächelte. »Natürlich. Nun geh schon, sorg nicht für noch mehr Aufsehen.«
    Elisabeth öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber dann senkte sie den Kopf und trat langsam zurück, ohne ihren Mann aus den Augen zu lassen.
    Schließlich richtete sie ihren Blick auf Christian: »Bring ihn mir heil zurück, hörst du.«
    Der sah sie ernst an. »Ich werde an seiner Seite sein, wenn es zum Kampf kommt. Das weißt du.«
    Momente später setzte sich der Zug in Bewegung. Drago war kaum noch zu bändigen. Der Hengst wollte keinen anderen vor sich dulden und drängte an die Spitze. Mit Mühe brachte ihn Christian zur Ruhe und lenkte den Grauschimmel in Hedwigs Nähe. Raimund folgte ihm dichtauf, wie sie es am Abend zuvor abgesprochen hatten.
     
    Gleich nachdem Christian und Lukas am Vortag in Meißen eingetroffen waren, hatte Otto den Ritter zu sich befohlen.
    »Ich vertraue darauf, dass Ihr etwas vom Talent Eures Vaters geerbt habt – und damit meine ich nicht den Gesang«, hatte der Markgraf geknurrt, nachdem er sämtliche Anwesenden aus dem Raum geschickt hatte. »Hört und seht Euch um in der Residenz des Erzbischofs. Viele Männer von Rang werden nach Magdeburg kommen – und mindestens genauso viele Spione.«
    Von dem vorsichtig formulierten Verdacht gegen den Astrologen hatte der Markgraf nichts wissen wollen. Doch er stimmte zu, dass Christian und seine Freunde unterwegs den persönlichen Schutz Hedwigs übernehmen würden.
    Danach hatten Christian, Raimund und die Brüder Richard und Gero einen großen Krug Bier kommen lassen und sich in eine verschwiegene Ecke zurückgezogen. Die vier waren schon während der harten Waffenübungen in ihrer Knappenzeit am Meißner Hof Freunde geworden und galten als das verwegenste Quartett unter Ottos Gefolgsleuten.
    Dabei waren sie von Herkunft grundverschieden. Raimund hatte das Land seines Vaters geerbt, das ihm durch eine Schafzucht und vor allem durch ein kleines, aber erfolgreiches Gestüt beträchtlichen Reichtum einbrachte. Richard und Gero waren als uneheliche Söhne eines Ritters darauf angewiesen, sich in Ottos Diensten einen Namen und das Geld für ihreAusrüstung zu verdienen. Und Christian war völlig mittellos gewesen, bevor ihm der Markgraf ein Dorf als Lehen verliehen hatte. Doch ihr

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