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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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preschte los.
    Er hielt so großen Abstand, dass der andere von seinem Verfolger nichts zu bemerken schien.
    Nach etlichen Meilen näherten sie sich einem Hügel, auf dem viele Feuer brannten. Hier lagerten Truppen des Braunschweigers, wusste Christian nach dem, was er im Bischofspalast gehört hatte.
    Der Gehilfe, den Christian in der Dunkelheit kaum noch erkennen konnte, brachte sein Pferd zum Stehen. Nach einigem Zögern saß er ab, führte sein Pferd abseits des Weges, band es an einem Baum fest und verschwand.
    Christian gab Drago das Zeichen zum scharfen Galopp. Ein Stück entfernt von der Mähre des Jungen hielt er an, sprang ab und machte sich geräuschlos auf die Suche. Er hatte richtig vermutet. Gleich am Wegrand stand der Gehilfe mit hochgeschlagenem Kittel vor einem Strauch.
    »Wohl eine Vorsichtsmaßnahme, damit du dir nicht in die Hosen machst, wenn du uns an den Feind verrätst?«, sagte Christian mit ruhiger Stimme, während er sein Schwert zog.
    Der Junge fuhr erschrocken herum. Als er im Mondlicht erkannte, wer vor ihm stand, sank er in sich zusammen.
    »Gnade, Herr, bitte! Ich kann nichts dafür …«
    »Sei still, du Ratte! Du wirst noch genug Gelegenheit zum Reden haben«, wies ihn Christian scharf zurecht. Er verspürte keine Lust, mit seinem Gefangenen von feindlichen Wachen entdeckt zu werden. So band er dem Jungen die Hände, befahl ihm aufzusteigen, übernahm die Zügel des fremden Pferdes und lenkte beide Tiere zurück Richtung Magdeburg.
    Zunächst schwieg der Gefangene und schien zu überlegen, welche Strafe ihn erwartete. Doch bald verlegte er sich aufs Jammern.
    »Habt Erbarmen, Herr, ich bin unschuldig! Mein Meister hat mich unter seinen Bann gebracht. Er ist ein großer Magier! Er wird an Euch furchtbare Rache nehmen – oder Euch reich belohnen, wenn Ihr uns nicht verratet.«
    Angewidert brachte Christian die Pferde zum Stehen. Er zog den Gehilfen vom Sattel, drückte ihn gegen einen Baum und setzte ihm die Dolchspitze an den Hals.
    »Der Einzige, der dich jetzt retten oder verdammen kann, bin ich«, fuhr er den schlotternden Jungen an. »Wenn du etwas für deinen Hals tun willst, dann erzähle mir von den Plänen deines tückischen Meisters, bevor ich dich dem Markgrafen übergebe.«
    Christian fühlte sich beinahe schlecht dabei, einen so armseligen Wurm mit dem Messer zu bedrohen. Wie tief war Aloisius gesunken, wenn er sein Schicksal solch einem Tölpel anvertraute?
    Doch er musste dieses Spiel zu Ende spielen. Er drückte etwas fester zu und erreichte sofort die erwünschte Wirkung.
    Wie ein Sturzbach flossen die Worte aus dem Jungen, der zwischendurch kaum Luft zu holen wagte.
    Im Großen und Ganzen bestätigte der Junge Christians Verdacht. Aloisius habe den Giftanschlag auf Hedwig vorbereitet,um im letzten Moment einzuschreiten und als ihr Retter belohnt zu werden, gestand er mit sich überschlagender Stimme. »Doch dann hat dieses fremde Mädchen alles verdorben.« Nach Christians Drohung habe Aloisius Angst um seine Stellung in Meißen bekommen und wolle sich bei dem mächtigen Herzog von Sachsen mit einem geheimen Bericht von dem Treffen in Magdeburg andienen.
    »Wo ist der Brief?«
    Der Junge gab wimmernde Geräusche von sich. »In … in meinem Hemd …«
    Christian zog das Pergament mit der Linken hervor, während er mit der Rechten weiter zudrückte.
    »Und das Mädchen? Hast du sie in der Nacht nach dem Giftanschlag überfallen? Solltest du sie töten?«
    »Nein! Nein!«, jaulte der Gehilfe auf. »Wirklich nicht, Herr!«
    »Wer dann?«, herrschte er den sich windenden Jungen an.
    »Ich weiß es nicht. Aber an diesem Tag waren zwei Fremde gekommen, die nach ihr suchten …«
    »Wie sahen sie aus?«
    »Reisige. Einer hatte eine Narbe im Gesicht. Aber ob die es waren, weiß ich auch nicht. Am nächsten Tag waren sie wieder verschwunden.«
    Christian verbarg seine Beunruhigung. Er ließ den Jungen schwören, alles wortgetreu vor dem Markgrafen zu wiederholen, und stieß ihn dann in den Rücken. »Aufs Pferd mit dir!«
    In scharfem Tempo ritten sie weiter. Am Stadttor von Magdeburg wurden sie dank des Losungswortes trotz der nächtlichen Stunde eingelassen.
    Raimund empfing ihn auf dem Hof.
    »Willst du den Markgrafen wecken lassen?«, fragte er, nachdemihn Christian mit knappen Worten ins Bild gesetzt hatte.
    »Nein, wir werden ihm diese Ratte zum Frühstück servieren«, entgegnete der grimmig.
     
    »Schwerter! Zieht eure Schwerter!«
    Für niemanden in Ottos Zug kam

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