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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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mal Freunde, und ich habe nicht den Wunsch, dich sterben zu sehen. Also, spring in das Loch, wenn es dir recht ist.«
    Adam versetzte Geoffrey einen Stoß, der ihn auf den Keller zutaumeln ließ. Geoffrey blickte in die schwarze Tiefe hinab und warf Hugo einen gequälten Blick zu. Hugo zögerte. Er hatte Geoffreys außergewöhnliche Angst vor Orten unter der Erde vergessen.
    Â»Ich würde lieber sofort sterben, hier oben«, sagte Geoffrey ruhig.
    Â»Nein, würdest du nicht«, widersprach Roger. Er legte seine Arme um Geoffrey und umklammerte ihn so kraftvoll, dass dieser hilflos war. Geoffrey fühlte sich wie eine Puppe angehoben und wurde durch die Falltür geschoben, bevor er noch mehr als symbolischen Widerstand leisten konnte. Er war nicht sicher, wie tief er stürzte, aber er kam hart auf Steinboden auf, verstauchte sich den Knöchel und stieß mit dem Arm schmerzhaft gegen eine grob behauene Mauer. Es war ein Jaulen zu hören wie von einem liebestollen Kater, und dann landete Akira auf ihm und trieb ihm die Luft aus den Lungen.
    Â»Wir sehen uns in der Hölle!«, rief Roger ihnen mit diabolischem Lachen hinterher. Dann fiel die Tür wieder zu, und Geoffrey und Akira blieben in vollkommener Dunkelheit zurück. Akira sprang sofort auf und heulte so entsetzlich, dass es Geoffrey half, sein eigenes Grauen niederzukämpfen. Er tat einen unsicheren Atemzug und stellte fest, dass nicht einmal ein schwacher Schimmer an den Rändern der Falltür einfiel. Kein Wunder, dass Maria ihren Vater hasste, wenn er sie hier eingesperrt hatte. Geoffrey schluckte schwer und kroch auf den kreischenden Fleischverkäufer zu.
    Â»Akira!«, rief er und zerrte an der Kleidung des Schlachters. »Sei still! Ich kann bei diesem Lärm nicht nachdenken!«
    Akira klammerte sich an Geoffrey fest und schien durch die Berührung ruhiger zu werden.
    Â»Wir werden hier sterben!«, jammerte er.
    Â»Wie hoch ist dieser Raum?«
    Â»Ist größer als Ihr«, schnaubte Akira. »Und auch größer als Ihr mit mir auf den Schultern. Glaubt also nicht, dass wir da rauskommen.«
    Geoffrey ließ Akira los und lehnte sich zurück. Er hielt sich die Hände vors Gesicht, konnte sie aber nicht sehen. So war es damals gewesen, als er in dem Tunnel in Frankreich eingeschlossen war. Und die Luft in Akiras Keller stank, als wäre hier unten einer gestorben. Geoffrey erinnerte sich an Marias Behauptung, dass sie eine Schwester namens Katrina hatte, von der Melisende noch nie gehört hatte. Wie ein eisernes Band schloss sich die Angst um seine Brust. Er zwang sich, auf Händen und Knien voranzukriechen und die Wand abzutasten – einerseits um festzustellen, wie groß der Keller war, andererseits um sich zu vergewissern, dass in den finsteren Tiefen keine Skelette lauerten.
    Â»He! Was treibt Ihr da?«, fragte Akira misstrauisch.
    Â»Ich will nur feststellen, wie weit sich der Keller erstreckt«, sagte Geoffrey, und seine Stimme war alles andere als ruhig. Er atmete tief durch. Jetzt gab es also nicht nur einen Freund, der zum Verräter geworden war, sondern zwei! Und nicht nur Verräter, sondern sie wollten ihn auch tot sehen. Keiner von ihnen hatte den Mut aufgebracht, ihn eigenhändig zu töten. Und sie hatten ihn dazu verdammt, auf die Weise zu sterben, die er mehr fürchtete als alles andere.
    Geoffrey erreichte die Wand und drückte die erhitzte Stirn gegen die kühle und raue Oberfläche.
    Â»Nun, dann wartet mal’n Augenblick«, sagte Akira. »Ich hab eine Kerze.«
    Er wühlte eine Weile herum. Es gab einige kratzende Laute, begleitet von Flüchen, und dann füllte sich der Keller mit tanzenden Schatten.
    Â»Ich hab stets eine Kerze hier unten«, erklärte Akira. »Verwahr hier nämlich meine Wertsachen, müsst Ihr wissen.«
    Â»Wie kommt Ihr wieder raus?«, fragte Geoffrey und rückte unwillkürlich näher ans Licht.
    Â»Ich häng eine Strickleiter runter«, sagte Akira, »da kletter ich dann wieder rauf.«
    Geoffrey blickte sich in ihrem Kerker um. Akira hatte Recht gehabt mit der Behauptung, dass sie die Falltüre nicht würden erreichen können. Die Decke war tatsächlich mehr als doppelt mannshoch. Kein Wunder, dass Geoffreys Knöchel von dem Sturz so heftig schmerzte. Der Keller war ebenso groß wie Akiras Raum darüber. Zwei Männer hätten sich in jeder Richtung

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