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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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an grauenhaft eng. Einen Augenblick lang konnte Geoffrey seine Beine nicht dazu bringen, sich zu bewegen. Dann aber wurde es im Keller dunkler und dunkler, während Akiras Kerze sich entfernte, und Geoffrey folgte ihr eilig.
    Der Gang war nur ein Felsspalt natürlichen Ursprungs, nicht von Menschenhand gemacht. Geoffrey fragte sich, wie sicher er war. Er fühlte, wie der Schweiß ihm den Rücken und das Gesicht hinabrann, als er sich vorstellte, wie die Wände plötzlich unter der Last der Felsen darüber nachgaben. Akiras Ächzen und Brummen vor ihm verriet Geoffrey, dass der Schlachter Schwierigkeiten hatte, sich hindurchzuschieben, und Geoffrey geriet allmählich in Panik. Er ballte die Fäuste und verdrängte jeden Gedanken, konzentrierte sich ganz auf Akiras golden flackerndes Licht vor ihm.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange sie unterwegs waren. Der Spalt wurde breiter, aber gerade, als Geoffrey es wagte, sich erleichtert zu fühlen, rückten die Wände wieder enger zusammen, noch enger als vorher. Es gab Augenblicke, wo er und Akira feststeckten und sich gegenseitig weiterdrücken mussten. Geoffreys Hemd war schweißgetränkt, und er hätte sich nicht auf den Beinen halten können, hätten die Wände nicht so fest gegen seinen Rücken und seine Brust gedrückt. Gerade als er glaubte, es könne nicht mehr schlimmer werden, verlosch die Kerze.
    Die Stille war absolut.
    Â»Entzünde die andere«, sagte er mit einer Stimme, die schrill war vor Furcht.
    Â»Kann ich nicht«, stellte Akira fest. »Hab den Zunder nicht mitgenommen.«
    Geoffrey hätte ihn am liebsten erwürgt, aber er fühlte keine Kraft mehr in den Gliedern und wusste, dass seine Arme zu etwas derart Nützlichem nicht mehr zu gebrauchen waren.
    Â»Ist auch egal«, sagte Akira. »Weiß ja, wo der Gang hinführt.« Er bewegte sich wieder vorwärts, und Geoffrey hörte nur noch das eigene stoßweise Atmen und sein pochendes Herz.
    Â»Akira!«, rief er. »Erzähl mir von Maria! Erzähl mir von deiner Katze!«
    Â»Was?«, hörte Geoffrey Akiras überraschte Stimme aus der Finsternis. »Wozu? Habt Ihr Angst vor der Dunkelheit oder so was? Was soll ein Ritter an der Katze vom alten Akira für ein Interesse haben?«
    Akira schwatzte weiter, und Geoffrey folgte ihm dankbar durch den schmalen Spalt. Er verlor jedes Gespür für die Zeit: Vielleicht war er nur für wenige Augenblicke in dem Gang, vielleicht auch schon seit Stunden. Jeder Schritt nach vorne schien eine Ewigkeit zu dauern. Geoffrey wollte gar nicht daran denken, dass sie vielleicht den ganzen Weg zum Keller würden zurücklaufen müssen, wenn Akira Recht behielt und sie den anderen Ausgang von innen tatsächlich nicht öffnen konnten.
    Gerade als er anfing, halb unbewusst einherzugehen und seine ganze Welt ausgefüllt war von Akiras sinnlosem Monolog und der Mühe, einen Fuß vor den anderen zu setzen, hielt der Schlachter an.
    Â»Hier ist es«, verkündete er. »Hier sind Stufen, gebt Obacht.«
    Geoffrey tastete sich vorsichtig voran. Er fühlte, wie die Wände vor ihm plötzlich zurückwichen, und er konnte die Arme wieder in alle Richtungen ausstrecken, ohne etwas zu ertasten. Dann stürzte er auch schon die Stufen hinab, hilflos mit Armen und Beinen rudernd. Vor Akiras Füßen blieb er liegen.
    Â»Ungeschickter Tölpel«, murmelte Akira. »Sag Euch doch, passt auf. Hier ist der Ausgang.«
    Geoffrey brauchte eine Weile, um zu bemerken, dass er Akiras undeutlichen Schatten herumstöbern sehen konnte. Zuerst dachte er, es läge daran, dass er sich bei seinem Sturz die Treppe hinab den Kopf gestoßen hatte. Aber dann blinzelte er und stellte fest, dass er etwas sehen konnte. Im Gegensatz zur Falltür im Keller ließ diese Tür einen schwachen Lichtschimmer einsickern. Geoffrey richtete sich auf und schaute. Die Tür war aus Holz gemacht und wirkte stabil. Licht fiel durch den unteren Türschlitz ein. Und wenn Licht hereinkommen konnte, dann auch Luft, und zumindest würden sie hier nicht qualvoll ersticken wie in dem Keller.
    Â»Wohin führt diese Tür?«, fragte Geoffrey. Er war nun ruhiger, wo er wusste, dass die Außenseite beinahe in Reichweite war.
    Â»In einen Garten«, erklärte der Schlachter. »Früher gehörte der einem Tuchhändler, aber nun wohnt da irgendein Ritter. Dem gefiel die

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