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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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war. Stattdessen unternahm er eine umständliche Wanderung durch die schmutzigen Gassen, in denen die Händler lebten. Immer wieder hielt er an und lauschte. Ein- oder zweimal hörte er etwas, doch beim ersten Mal war es eine magere Katze, die zwischen Fleischbällchen stöberte, beim zweiten Mal das zornige Geschrei eines Säuglings.
    Endlich ragte die Zitadelle vor ihm auf. Der große Davidsturm zeichnete sich als schwarzer Umriss vor dem dunklen Himmel ab. Die Zitadelle war eine eindrucksvolle Festung und wurde auch als »Schlüssel Jerusalems« bezeichnet. Sie war von zwei Mauern umgeben, die mehrere Fuß dick waren und zwei Tore hatten: das große, befestigte Außenwerk, das zur Stadtmauer hinausführte, sowie ein gegenüberliegendes Tor, durch das man auf die Davidstraße innerhalb der Stadt gelangte.
    Im Schutz der niedrigeren ersten Mauer befand sich der äußere Burghof, wo die einfachen Krieger lagerten. Der besser gesicherte innere Burghof lag hinter der zweiten Mauer. Dort erhob sich auch der Davidsturm, in dem Geoffrey untergebracht war. Viele Ritter wohnten lieber in luxuriösen Häusern, die sie sich bei der Eroberung der Stadt angeeignet hatten. Andere, wie Geoffrey, suchten die Sicherheit und die Annehmlichkeiten der Zitadelle. Hier war es überfüllt, stickig und laut, aber sie bot einen guten Schutz gegen Angriffe. Außerdem beschwerten sich keine Nachbarn, wenn die Krieger zur Unzeit ein und aus gingen
oder über das ununterbrochene Klirren der Schmiedearbeiten.
    Die Zitadelle wurde von Gottfrieds Männern streng bewacht. Unter dem unauffälligen Wappenrock und dem Helm war Geoffrey praktisch nicht zu erkennen, und als er sich dem Tor näherte, hörte er, wie die Schützen auf der Mauer Pfeile auf die Bögen legten. Der Hauptmann der Wache forderte ihn auf, sich zu erkennen zu geben.
    Geoffrey zog den Helm aus, damit sie sein Gesicht sehen konnten, und rief seinen Namen. Der Hauptmann streckte ihm die Fackel entgegen und überzeugte sich davon, dass der kräftige Ritter, der im Dunkeln durch die Straßen Jerusalems geschritten war, tatsächlich der Engländer Geoffrey Mappestone war. Geoffrey zeigte eine gewisse Unfreundlichkeit, denn der Hauptmann war ein Lothringer, und er hatte nicht viel übrig für die Normannen, die wie er und Hugo in der Zitadelle lebten. Schließlich ließ man ihn passieren, nur damit er am nächsten Tor, das vom äußeren zum inneren Hof führte, eine ähnliche Prozedur erduldete.
    Im Turm ging es immer laut zu, wie man es erwarten konnte in einem Gebäude voller Krieger. Selbst jetzt, mitten in der Nacht, hörte man schallendes Gelächter und Triumphgebrüll von irgendeinem verbotenen Würfelspiel. Geoffrey stand in der Hierarchie der Zitadelle recht weit oben, weil er bei Tankred hohes Ansehen genoss. Daher hatte er ein eigenes Zimmer, eine beengte Kammer in der dicken Mauer mit Blick auf das Davidstor. Es diente Geoffrey sowohl als Arbeits- wie auch als Schlafraum und gelegentlich sogar als Krankenstube, wenn einer seiner Männer abseits der stickigen und überfüllten Zelte auf dem Vorplatz Ruhe zur Genesung brauchte.
    Geoffrey stieß erleichtert die stabile Holztür zu seinem Raum auf und trat ein. Er stand im Dunkeln, und nur schwacher silbriger Mondschein fiel durch das offene Fenster ein und spendete ein wenig Licht. Das Zimmer war karg möbliert mit einer Lagerstatt, die eingerollt und in den Schrank geschoben werden konnte. Dazu kamen ein Tisch, der übersät war mit Pergamenten und Schreibgeräten, sowie eine lange Bank an einer der Wände. Außerdem gab es eine Truhe, die Ersatzteile für Geoffreys Rüstung enthielt, einige Kleidungsstücke, seine geliebten Bücher sowie handfestere Kriegsbeute aus Nizäa. Sein Hund lag ausgestreckt vor dem Fenster, um die kühle Brise zu genießen. Bei Geoffreys Eintreten blickte er träge auf. Er knurrte leise und drohend, dann schlief er wieder ein.
    Geoffrey hielt sich nicht damit auf, die Kerze zu entzünden, die stets auf der Fensterbank bereitstand. Er legte den Wappenrock ab und entledigte sich des Kettenhemdes. Sorgfältig hängte er beides an die Wandhaken. Als Krieger, der gerne am Leben bleiben wollte, behandelte er seine Ausrüstung stets pfleglich. Geoffrey streifte die Stiefel ab und ließ sich aufs Bett fallen.
    Und sofort sprang er wieder

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