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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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sich das Anliegen zu Eigen machte und nicht nur lustlos und gezwungenermaßen verfolgte. Jeder Groll, der sonst vielleicht Geoffrey daran gehindert hätte, sich der Angelegenheit mit ganzer Kraft zu widmen, wurde so vermieden. Plötzlich musste er über Tankreds durchsichtige, aber wirksame Gerissenheit lächeln.
    Â»Was wisst Ihr über diese Morde?«, fragte er.
    Tankred erwiderte das Lächeln. Er war sich wohl bewusst, dass Geoffrey seinen Kniff durchschaute, doch genauso gut wusste er, dass er die Mitarbeit seines früheren Lehrers gewonnen hatte. Er setzte sich auf einen Hocker und bedeutete Geoffrey, neben ihm Platz zu nehmen. »Ich fürchte, nur wenig. Fünf Männer sind bisher unter sehr ähnlichen Umständen gestorben. Die drei Geistlichen wurden anscheinend mit der gleichen Waffe erstochen, die bei der Ermordung der Ritter verwendet wurde.«
    Er zögerte einen Augenblick und kaute auf seinem Daumennagel herum. »Das erste Opfer war Guido von Rimini. Sein Leichnam wurde vor etwa drei Wochen unter einem Baum in den Gärten beim Felsendom gefunden. Der zweite war ein Benediktiner, Bruder Jocelyne aus Frankreich. Er starb zwei Tage nach Guido, und sein Leichnam wurde innerhalb der Kirche am Felsendom gefunden. Der dritte war ein Cluniazenser, Bruder Pius aus Spanien, den man tot im Haus eines griechischen Schlachters fand. Sein Leichnam wurde am selben Morgen entdeckt wie der tote
Bruder Jocelyne. Und dann war da John von Sourdeval – einer Eurer Freunde, wenn ich mich recht entsinne. Ihr selbst habt ihn ja heute in einem der Häuser des griechischen Viertels gefunden. Und erst vor kurzem habe ich erfahren, dass in der Grabeskirche ein griechischer Geistlicher namens Lukas ermordet wurde. Die Geistlichen entstammen also nicht demselben Orden, nicht demselben Land und nicht einmal derselben Kirche, denn Lukas gehörte der Ostkirche an. Doch beide Ritter standen in Bohemunds Diensten.«
    Â»Aber gewiss lässt doch der Patriarch wegen des Todes der beiden Mönche ermitteln?«, fragte Geoffrey. »Immerhin fallen diese unter seine Verantwortung – und nicht in die Eure, ebenso wenig wie in die Gottfrieds oder Bohemunds.«
    Tankreds Augen blitzten bei dieser Frechheit kurz auf, aber sein Ärger kühlte sich so schnell wieder ab, wie er aufgeflammt war. »Der Patriarch kommt nicht weiter. Ich habe heute Abend noch über diese Angelegenheit mit ihm gesprochen, unmittelbar nachdem wir die Nachricht vom jüngsten Mord erhielten. Ich sehe in diesen Morden einen direkten Angriff auf unsere Autorität hier. Woher wollen wir wissen, dass es nicht ein teuflischer Plan ist, unsere Verwundbarkeit in Jerusalem offenkundig werden zu lassen und unsere Feinde zum Angriff aufzustacheln?«
    Er holte tief Luft und fuhr fort: »Wir sind von feindlichen Mächten umgeben, und dennoch sind wir untereinander entzweit und gespalten. Ein Schlag an der richtigen Stelle kann ausreichen, um die zerbrechlichen Bündnisse mit unseren christlichen Mitbrüdern wie Glas splittern zu lassen. Und dann werden wir alle sterben, entzweigerissen von einem Feind, der stets nach einer solchen Lücke in unserer Rüstung Ausschau hält. Da steht mehr auf dem Spiel als der Tod zweier Ritter und dreier Mönche: Ich fürchte, diese Angelegenheit kann unsere ganze Existenz im Heiligen Land betreffen, ganz abgesehen von unseren Möglichkeiten, weitere Königreiche hier zu etablieren.«
    So ist das also, dachte Geoffrey. Der junge Tankred – der erst vor wenigen Monaten zum Fürsten von Galiläa ernannt worden war – wollte ein eigenes Königreich! Und Tankred würde nie ein Königreich bekommen, solange Jerusalem nicht gesichert war …
    Tankred ahnte nichts von Geoffreys Gedanken und sprach weiter: »Seitdem das erste Opfer getötet wurde, hat der Patriarch zwei seiner Schreiber für die Ermittlungen abgestellt. Aber sie haben bisher nichts herausgefunden. Ich habe eine Abschrift ihres Berichtes besorgt, die Ihr nach Belieben studieren könnt.« Er überreichte Geoffrey eine Schriftrolle. »Ihr könnt die Schreiber auch weiter befragen, wenn Ihr es wünscht. Ihre Namen sind Bruder Marius und Bruder Dunstan, und sie arbeiten im Skriptorium des Patriarchen.«
    Tankred erhob sich. Geoffrey erkannte, dass das Gespräch zu Ende war, und stand ebenfalls auf. Tankred schenkte ihm ein weiteres kurzes Lächeln, das die Jugend

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