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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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sollte.
    Geoffrey hatte schon viele Male über diesen Vorfall mit Courrances gestritten, und keiner war bereit gewesen, den Standpunkt des anderen anzuerkennen. Wenn sie diese Diskussionen nun wieder aufleben ließen, führte das nur dazu, dass sie einander noch mehr verabscheuten – sofern das überhaupt möglich war.
    Â»Ihr habt etwas von einem Gelehrten an Euch, Herr Geoffrey«, fuhr Courrances fort. »Ihr sprecht Arabisch, habe ich gehört, und Ihr habt Euch ebenfalls mit einigen Gebräuchen der Sarazenen vertraut gemacht. Das halte ich für lobenswert.«
    Geoffrey beäugte ihn misstrauisch. In der Vergangenheit hatte Courrances keinen Zweifel daran gelassen, wie sehr er Geoffreys Interesse an der arabischen Kultur verachtete.
    Â»Worauf ich hinauswill, ist Folgendes«, sagte Courrances. Er beugte sich so weit über den Tisch, dass der teure schwarze Stoff seines Obergewands durch einen Fettfleck beschmutzt wurde. »Es gibt in dieser Stadt nur wenige Männer, die hinreichend gerüstet sind, um in diesen Mordfällen zu ermitteln. Außerdem gehörte John zu Euren Freunden. Ihr sprecht Arabisch und Griechisch, und Ihr versteht diese Ungläubigen besser als wir. Der Vogt würde es begrüßen, wenn Ihr dieser Sache nachgeht.«
    Â»Was?«, rief Geoffrey entsetzt aus. »Ich kann keine Untersuchung im Namen des Vogts führen! Ich stehe in Tankreds Diensten!«
    Hugo lachte leise auf, schüttelte den Kopf und stocherte mit dem Dolch an einer unebenen Stelle der Tischplatte herum. Roger blickte verwirrt drein.
    Â»Das weiß ich«, sagte Courrances besänftigend. »Aber es wäre kein offizieller Auftrag.«
    Â»Wollt Ihr mir etwa sagen, dass ich ohne Tankreds Wissen für ihn spionieren soll?«, fragte Geoffrey kühl.
    Â»Ja«, erwiderte Courrances. Seine Offenheit nahm Geoffreys Entrüstung den Wind aus den Segeln. »Denn es liegt auch in Tankreds Interesse, dass diese Angelegenheit aufgeklärt wird. Ich wüsste nicht, was er dagegen haben könnte.«
    Geoffrey dachte darüber nach. Für die Ermordung dieser Männer gab es viele mögliche Erklärungen, und was sich auch am Ende herausstellen mochte: Die Untersuchung würde schwierig werden. Wenn er dabei nicht nur den Segen Tankreds hatte, sondern auch den Gottfrieds, vereinfachte das die Dinge für ihn erheblich. Er konnte seine Ergebnisse zuerst Tankred melden und dann mit ihm bereden, was Gottfried davon erfahren sollte.
    Er strich sich über das Kinn und nickte langsam. Courrances zeigte ein rasches, beinahe erschrockenes Lächeln. Geoffrey schaute zu dem Podest hinüber und stellte fest, dass der Vogt ihn beobachtete. Für einen Augenblick kreuzten sich ihre Blicke, ehe Gottfried sich abwandte.
    Â»Bist du verrückt?«, rief Hugo aus. Er starrte Geoffrey mit offenem Mund an, während Courrances davonging und sich wieder der erhabenen Gesellschaft an der erhöhten Tafel anschloss. »Wie kannst du dich mit dem Vogt verbünden? Du bist Tankreds Mann! Was wird er sagen, wenn er davon erfährt?«
    Â»Er wird wissen, dass ich nur versuche, ihm auf die bestmögliche Weise zu dienen«, sagte Geoffrey ruhig.
    Roger schaute ihn belustigt an. »Das hast du also in der letzten Nacht getrieben! Du hast dich mit Tankred getroffen, als alle ehrbaren Männer den Schlaf der Gerechten schliefen.«
    Â»Auf dich trifft das offensichtlich nicht zu, wenn du gesehen hast, wie ich aufgebrochen bin«, erwiderte Geoffrey.
    Â»Ist das wahr?«, wollte Hugo wissen. »Hat Tankred dich aufgefordert, für ihn die Wahrheit herauszufinden?«
    Geoffrey nickte. »Aber allem Anschein nach bist du nicht der Erste, der das erraten hat. Wer auch immer den Dolch und das Schweineherz in meinem Zimmer zurückgelassen hat, wusste ebenfalls, was mir aufgetragen wurde.«

3. Kapitel
    Z urück in seinem Zimmer, widmete sich Geoffrey der Schriftrolle, die Tankred ihm überlassen hatte. Er saß auf der Fensterbank, die Füße an der Mauer abgestützt, und klopfte nachdenklich mit dem Zeigefinger gegen das Pergament. Roger lag ausgestreckt auf dem Bett und schnitt sich mit dem Dolch die Nägel, während Hugo auf der Sitzbank hockte und unmelodisch an der Laute zupfte, die sich Geoffrey bei der Plünderung von Antiochia ausgesucht hatte. Die Tür war fest geschlossen, und Helbye hatte den Befehl erhalten, niemanden in ihre Nähe zu

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