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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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Platz am Fenster. Auch der Hund stand vom Boden auf, in Erwartung eines Ausflugs, wo er vielleicht Gelegenheit bekam, ein paar Hühner zu jagen oder Leute zu beißen. Eifrig wedelte er mit seinem ausgefransten Schwanz.
    Â»Ich übernehme die Waffenübungen mit deinen Leuten«, sagte Hugo, »während du deinen gefährlichen Geschäften nachgehst.«
    Â»Meine Leute kannst du auch übernehmen«, warf Roger ein. »Wenn du eine Weile dieser unbeholfenen Truppe zugeschaut hast, wie sie die Fechtkunst schänden, dann dürften ein paar Stunden zwischen schäbigen Hütten entschieden reizvoller wirken.« Er rieb sich die Hände und schenkte Hugo ein anzügliches Grinsen.
    Lachend schüttelte Hugo den Kopf und suchte seine Ausrüstung zusammen. Geoffrey legte sein Kettenhemd an, widerwillig angesichts der Hitze, und zog den Wappenrock darüber. Er schnallte sich ein Schwert um und steckte den Dolch in die Scheide. Dann befahl er Helbye und Fletcher, sich bereitzumachen. Hugo hatte Recht, vorsichtig zu sein, und nach dem Zwischenfall in der Nacht davor hatte Geoffrey nicht vor, seine Untersuchungen ohne bewaffnete Wachen zu beginnen.
    Polternd stieg er die Treppe hinab, und seine Schwertscheide klirrte, als sie gegen die Wand stieß. Obwohl normannische Ritter gewöhnlich zu Pferd unterwegs waren, ging Geoffrey innerhalb der Stadt lieber zu Fuß. Viele Straßen waren für Reiter zu schmal, und er schätzte es nicht, wenn er gezwungen war, in einer Reihe hintereinander zu reiten. Das machte ihn für Angriffe verwundbar. Im Gegensatz zu den meisten Normannen kämpfte Geoffrey zu Fuß so gut wie vom Sattel aus, und so erfüllte ihn die Vorstellung, ohne Pferd unterwegs zu sein, nicht mit demselben Schrecken wie viele seiner Kameraden.
    Roger erwartete ihn auf dem Burghof, ebenfalls mit Kettenhemd, Überwurf und Lederhelm bekleidet. Geoffreys Wappenrock hatte schon bessere Tage gesehen, doch verglichen mit Rogers wirkte er makellos sauber. Das Kleidungsstück seines Freundes war derart steif vor Schmutz und Fett, dass Geoffrey sich fragte, ob es wohl von alleine laufen konnte. Sie sahen einige Augenblicke lang zu, wie ihre Krieger schlugen und parierten. Gestiefelte Füße wirbelten Wolken des gelbweißen Staubs auf, der scheinbar alles in der Stadt bedeckte.
    Hugo bewegte sich zwischen den Männern und erreichte mit einigen wenigen bissigen Kommentaren mehr als Helbye mit seinem hohlen Gepolter. Hugo war einer von Bohemunds treuesten Rittern. Daher war er als Befehlshaber einer Schar Bewaffneter zurückgeblieben, um die Interessen seines Herrn in Jerusalem zu wahren, während Bohemund selbst im Norden für ein eigenes Königreich kämpfte. Loyal bis zum Äußersten, nahm Hugo die ihm anvertraute Aufgabe äußerst ernst. Er war sich nur allzu bewusst, dass selbst seine und Rogers Männer zusammen bemitleidenswert wenige waren verglichen mit der Zahl derer, die treu zu Gottfried standen.
    Tankred hatte noch weniger Leute, und die meisten davon verteidigten seine Ländereien in Galiläa. In der Heiligen Stadt vertraten ihn nur wenig mehr als das kleine Kontingent englischer Krieger unter Geoffrey. Während Geoffrey und Roger davon überzeugt waren, dass Macht und Einfluss vor allem von den politischen Intrigen abhingen, die im Palast des Patriarchen und am Hof des Vogts gesponnen wurden, war Hugo dessen nicht so sicher. Er legte daher Wert darauf, dass seine Männer kampfbereit waren, wenn es einmal erforderlich sein sollte. Geoffrey und Roger ließen ihm seinen Willen, indem sie auch ihre eigenen Männer mit Waffenübungen und Erkundungszügen in die Wüste beschäftigt hielten.
    Â»Wo ist dein Kettenhemd?«, fuhr Geoffrey Tom Wolfram an, seinen jüngsten Sergeanten.
    Â»Es ist zu heiß …«, kam der unvermeidliche Protest.
    Geoffrey schnitt ihm schroff das Wort ab. »Möchtest du vielleicht ohne Rüstung einen Übungskampf mit mir wagen?«, fragte er und zog sein Schwert aus der Scheide.
    Der junge Mann erbleichte und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Oh, nein …«
    Â»Befürchtest du etwa, ich könnte dich mit meinen überlegenen Kampffähigkeiten verletzen?«
    Wolfram nickte kläglich. Auch andere hatten inzwischen ihre Übungen unterbrochen und verfolgten den Wortwechsel interessiert.
    Â»Dann bist du sogar noch dümmer, als ich geglaubt

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