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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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über ihre Gewohnheiten und ihre Bekanntschaften. Und das schließt ein, dass wir die Frau, die ich gestern festgenommen habe, noch einmal befragen müssen. Wir werden sehen, ob das irgendwelche neuen Erkenntnisse ans Licht bringt. Und wenn wir damit nicht weiterkommen, können wir unsere Untersuchungen auf die griechische Gemeinde ausweiten.«
    Â»Dieses Wir gefällt mir nicht«, meinte Hugo ablehnend. »Rechne mich nicht dazu, Geoffrey. Ein paar einfache Diebe in Nizäa zur Strecke zu bringen, das war etwas ganz anderes als diese unheilvolle Angelegenheit. Nizäa war ein Vergnügen; das hier hört sich an wie Selbstmord. Zur Hölle, Geoffrey! Du hast ja noch nicht einmal mit deinen Ermittlungen angefangen, da nagelt auch schon jemand ein Schweineherz an deine Wand, mit einem Dolch, der wie die Mordwaffe aussieht. Und eine Schar von Schurken verfolgt dich durch die Straßen und hat dabei offenbar Übles im Sinn. Es tut mir Leid, doch hier findet die Freundschaft ihre Grenzen. Ich stehe gerne zur Verfügung, wenn ihr im Schutz der Burgmauern alles bereden wollt und meinen Rat braucht. Doch ich bin nicht bereit, verkommene Orte aufzusuchen und dort, umringt von Mördern, zweifelhafte Nachforschungen anzustellen.«
    Â»Ich wusste ja gar nicht, dass du so empfindlich bist, Hugo«, stellte Roger grinsend fest. Er erhob sich vom Bett, und die Anmut seiner Bewegungen strafte die Masse seines Körpers Lügen. »Ich werde dich in alle schäbigen Hütten begleiten, Geoffrey. Ich habe keine Angst vor Verkommenheit und Mördern.«
    Â»Ich bin mir sicher, damit bist du nur allzu gut vertraut«, sagte Hugo und betrachtete geringschätzig Rogers schmutzigen Kittel und seine unförmige Hose. »Da du ja aus den wilden Ländern des Nordens stammst, bin ich nicht im Mindesten überrascht. Und ich habe nicht gesagt, dass ich Angst hätte. Doch kein vernünftiger Krieger stürzt sich Hals über Kopf in eine Schlacht, ohne sich vorher Gedanken über seinen Feind zu machen. Und ihr beide wisst gar nichts über euren Feind, worüber ihr euch Gedanken machen könntet.«
    Â»Hugo hat Recht«, sagte Geoffrey, obwohl er ganz genau zu wissen meinte, worauf er sich einließ, und dieses Wissen ihn innerlich frösteln ließ. »Ich kann dich da nicht hineinziehen, Roger. Du stehst nicht einmal in Tankreds Diensten.«
    Â»Aber ich stehe in Bohemunds Diensten, und solange Onkel und Neffe nicht zu Feinden werden, diene ich dem einen, indem ich dem anderen diene«, stellte Roger mit ungewohnter Einsicht fest. »Und wenn Courrances sich Sorgen um den Vogt macht, dann mache ich mir Sorgen um Bohemund. In diesem Bienenstock spricht sich ohnehin bald herum, dass wir drei uns hier so lange zusammen eingeschlossen haben. Inzwischen weiß wohl schon jeder über deinen Einsatz für Gottfried Bescheid, und die Leute werden gewiss nicht glauben, wir hätten die ganze Zeit nur über das Essen gesprochen. Ich bin jedenfalls dabei, Geoffrey.«
    Geoffrey lächelte und versuchte, sein Unbehagen zu verbergen, während er sich allmählich der Bedeutung von Rogers Worten bewusst wurde. Er war dumm gewesen. Es war nicht leicht, Freunde zu finden, die so treu und zuverlässig waren wie diese beiden, und er hätte besser darüber nachdenken sollen, bevor er sie in diese Sache hineinzog. Und selbst wenn Hugo den weiteren Ermittlungen fernblieb, so würden ihm doch nur wenige glauben, dass er von der Sache nichts weiter wusste, wie sehr das auch der Wahrheit entsprechen mochte.
    Hugo lehnte Geoffreys Laute behutsam gegen die Wand und stand auf. Dabei klopfte er sich imaginären Staub von seiner makellosen Tunika. Roger stand unmittelbar neben ihm, leicht vornübergebeugt. Seine riesigen Hände hingen an den Seiten herab, und seine große Gestalt ließ Hugo, der von eher schlanker Statur war, wie einen zerbrechlichen blondhaarigen Knaben wirken. Sie waren so verschieden wie Tag und Nacht: der eine stets ordentlich gekleidet, glatt rasiert und selten unbedacht handelnd; der andere grob und finster aussehend, schmuddelig und geradeheraus. Hugo hatte eine kirchliche Erziehung erhalten, doch Roger konnte trotz seiner geistlichen Abstammung nicht einmal lesen. Geoffrey wusste, dass er diesen beiden Männern sein Leben anvertrauen konnte – und das hatte er während der Schlacht auch oft genug getan.
    Er seufzte und erhob sich von seinem

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